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0787 - Das Mordreptil

0787 - Das Mordreptil

Titel: 0787 - Das Mordreptil
Autoren: Michael Breuer
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brach er in die Knie.
    Seine Sicht verzerrte sich. Mit einem Mal war ihm, als sähe er sich selbst in dem Kreidekreis zu Füßen des Dukuns liegen, der immer noch seine geheimnisvollen Zauberworte ausstieß. Unglaubliche Schmerzen tobten durch seinen Körper.
    Es ist vorbei, dachte er. Ihm wurde schwarz vor Augen, doch dann - völlig abrupt - endete die Tortur.
    Als sich Zainuris Blickfeld klärte, sah er den Dukun über sich stehen. In seinen Händen trug er die kleine zappelnde Echse. Die Augen des alten Mannes waren völlig ausdruckslos.
    »Nun hast du ein wenig von dem gespürt, das meine Leute durchmachen mussten«, sagte er kalt.
    »Was hast du mit mir getan?«, stammelte Zainuri.
    »Ich habe dich zum Werkzeug meiner Rache gemacht«, erklärte der Alte, »Wenn mein Befehl ergeht, wirst du dich mit Zähnen und Klauen auf deine Partner stürzen, bis auch der letzte Schuldige bestraft ist.«
    Brüsk wandte er sich ab.
    »Geh jetzt«, befahl der Dukun. »Wenn ich dich rufe, wirst du folgen.«
    Ohne ein weiteres Wort verschwand der Alte im dichten Wald.
    Sein Wort war Gesetz. Zainuri hatte gar keine andere Wahl. Er würde seinem Ruf folgen müssen.
    Er war verflucht.
    ***
    Gegenwart
    Leise murmelte Nicole eine Verwünschung. Sie konnte kaum fassen, dass Martino und seine Geschäftspartner die ganze Siedlung auf dem Gewissen hatten, doch sie hatte keinen Grund, an den Worten des Alten zu zweifeln.
    »Du kannst nicht Unrecht mit neuem Unrecht vergelten«, sprach sie sanft.
    Langsam erhob sich der Dukun und kam näher heran.
    »Ich kann!«, antwortete er bestimmt. Dunkles Feuer loderte in seinen Augen. Unwillkürlich erschrak Nicole.
    Der Dukun lächelte voller Genugtuung und schilderte, wie er die böse Hexenkönigin Rangda aus ihrem finsteren Reich heraufbeschworen hatte, um von ihr Hüfe bei seiner Rache an den Mördern zu erhalten.
    »Ihre schwarze Magie wird dich korrumpieren«, gab Nicole zu bedenken, »und uneigennützig handeln wird deine Hexenkönigin auch nicht!«
    Der Dukun nickte. »Ihr Preis ist hoch«, bestätigte er, »doch die Schuldigen müssen bestraft werden!«
    Nicole erkannte, dass er sich von nichts in der Welt von seinem Plan abhalten lassen würde, auch noch den letzten Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen. Wahrscheinlich wäre er auch gar nicht mehr dazu fähig gewesen. Sie spürte, dass sich sein Körper wie ein Blutegel mit schwarzer Magie vollgesogen hatte. Wahrscheinlich wurde schon sein ganzes Denken von der unheimlichen Macht bestimmt, die ihm die Hexenkönigin verliehen hatte.
    »Und jetzt erkläre mir, wie das hier funktioniert«, unterbrach der Dukun ihre Gedanken und streckte ihr Merlins Stern entgegen.
    »Ich glaube nicht, dass ich das tun werde«, erwiderte die Dämonenjägerin trotz ihrer hilflosen Lage trocken.
    »Ich könnte dich dazu zwingen!«, gab der alte Mann drohend zu bedenken. Er machte eine befehlende Geste, und auf sein Geheiß hin löste sich der gewaltige Schatten des Echsenwesens aus den Büschen.
    Nicole musterte das unheimliche Geschöpf, hinter dem sich - wie sie mittlerweise wusste - der verwandelte Hadi Zainuri verbarg. Das Echsenwesen stieß ein Grollen aus.
    Der Dukun warf seinem schuppigen Vollstrecker einen Seitenblick zu. Er schien aufmerksam auf etwas zu lauschen.
    Im nächsten Moment hörte Nicole es ebenfalls.
    Motorenlärm!
    Ein Wagen näherte sich.
    ***
    Mit quietschenden Reifen brachte Martino unweit der Siedlung seinen Jeep zum Stehen. Ein blutiger Streifen zog sich quer über seine Wange. Fluchend fuhr der Italiener mit der Hand darüber. Als er sie zurückzog, blieb ein roter Streifen zurück. Während der halsbrecherischen Fahrt war ihm ein dünner Ast ins Gesicht gepeitscht.
    Martino stieg aus, warf die Wagentür ins Schloss und sah sich um. Hier, mitten im Wald, schien es noch finsterer zu sein. Dennoch konnte er die kleine Siedlung deutlich erkennen. Deutlich hoben sich ihre Umrisse gegen den Nachthimmel ab.
    Vorsichtig näherte er sich den ärmlichen Hütten. Er verspürte ein Gefühl drohender Gefahr. Er wusste, hier würde er dem Urheber der bizarren Mordserie auf die Spur kommen.
    Martino war nicht abergläubisch, dennoch spürte er einen Anflug von Angst. Schließlich hatte er mit eigenen Augen gesehen, was mit Bishop geschehen war.
    Der Italiener lud mit grimmiger Miene seine Waffe durch und betrat das Dorf.
    Er sah den alten Mann bereits aus einiger Entfernung. Der stand mitten auf dem breiten Pfad zwischen den Hütten und schien
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