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0787 - Das Medium

0787 - Das Medium

Titel: 0787 - Das Medium
Autoren: Jason Dark
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verschwunden. Aber ich hätte sie sehen müssen, denn es gab nur einen Ausgang, und er lag genau in meinem Blickfeld. Der Angestellte stand wieder vor mir, beide Hände auf den Rand der Theke gestützt.
    »Wo ist die Frau?«, fragte ich.
    »Bitte?«
    »Die Frau, Mr. Thornton.« Den Namen hatte ich auf dem Schild an seinem linken Revers gelesen.
    Er lächelte fahrig. »Pardon, Sir, aber von welcher Frau sprechen Sie?«
    Ich verdrehte die Augen, »Von der im lachsroten Kostüm, der Sie das Geld gegeben haben.«
    Er wich zurück. »Pardon, ich denke, dass Sie sich irren. Ich kenne keine Frau im lachsroten Kostüm, und ich habe auch keiner weiblichen Person in der letzten Minute Geld ausgehändigt. Sie müssen sich geirrt haben, Mr. Sinclair.«
    ***
    Ich stand da und holte zunächst einmal tief Luft. Einmal, zweimal, dann räusperte ich mich, legte die Stirn in Falten, schaute noch einmal in dieses achteckige Büro hinein und wusste mit hundertprozentiger Sicherheit, dass ich mich nicht geirrt hatte. Ich wurde zwar wieder ein Jahr älter, aber nicht senil, und ich bildete mir auch nichts ein. Da steckte mehr dahinter.
    »Geirrt?«, fragte ich.
    »Ja, geirrt.« Er nickte.
    »Aber ich habe mich nicht getäuscht. Sie, Mr. Thornton, haben dieser Frau Geld gegeben. Sie entnahmen es dem unteren Schrank. Sie hielten die Scheine in der Hand, das kann ich beschwören.«
    Er blieb geduldig, hatte sich auch wieder gefangen und fragte mit ruhiger Stimme: »Was wollen Sie mir da anhängen, Sir?«
    »Gar nichts, die Wahrheit.«
    »Die habe ich Ihnen gesagt.«
    Ich blieb stur. »Nein, die haben Sie mir nicht gesagt, Mr. Thornton. Sie haben das Geld genommen und es der Frau gegeben. Es war, wenn ich mal schätzen darf, eine ziemlich hohe Summe.«
    Er schloss für einen Moment die Augen. »Bitte«, sagte er, als er mich wieder anblickte, »können wir jetzt zur Sache kommen.«
    »Wir sind dabei.«
    »Nein, ich…«
    »Wer ist Ihr Chef?«
    »Warum wollen Sie das wissen?«
    »Weil ich möchte, dass diese Dinge hier überprüft werden. Nicht mehr und nicht weniger.«
    »Es ist Unsinn, was…«
    Ich zeigte ihm meinen Ausweis. Das überzeugte ihn zwar nicht, es löste aber seine Verstocktheit. »Gut, wenn Sie es verlangen, Sir, werde ich den Schalter schießen, und wir können hochgehen…«
    »Nein, Mr. Thornton. Ihr Chef wird herkommen. Ich möchte hier mit ihm reden. Er soll zudem in Ihrem und in meinem Beisein etwas überprüfen. Das Geld, das Sie der Lady gegeben haben, muss fehlen.«
    »Ich habe keiner Frau außer der Reihe Geld gegeben!«, zischte er mich an. »Wann wollen Sie das endlich begreifen?«
    »Holen Sie Ihren Chef!«
    »Ja, das werde ich«, sagte er patzig und telefonierte.
    Ich beobachtete ihn dabei und sah, wie seine Finger über die Tastatur des Telefons huschten. Er war nervös, denn ich hatte ihn wohl aus seinem Rhythmus gerissen. Mit einer Hand wischte er immer wieder durch sein Gesicht, und er atmete auch heftiger als sonst.
    Dann musste er warten. Er warf mir einen Blick zu, als er meinen Namen sagte, nickte dann und legte schließlich auf. Einen Moment zögerte er noch, bevor er zu mir kam.
    »Hat es geklappt?«
    »Ja, Mr. Sinclair. In wenigen Minuten wird Mr. Filling hier bei uns sein. Er ist einer unserer Direktoren und verantwortlich für diesen Bereich.«
    »Gut, ich werde warten.«
    Er räusperte sich. »Wir können uns auch zu einer der Inseln begeben und dort…«
    »Auf keinen Fall, Mr. Thornton, ich möchte hier auf Ihren Chef warten. Schließen Sie den Schalter und lassen Sie mich in Ihren Kreis hinein.«
    »Das ist nicht erlaubt.«
    »Soll ich sagen, dass die Lady ebenfalls dort war?« Ich lächelte knapp. »Außerdem bin ich Polizeibeamter.«
    Zuerst schaute er mich verdutzt an, dann aber nickte er und war damit einverstanden. Er brauchte nicht lange. Jedenfalls bekam ich meine Kontoauszüge und die Gutschrift der im letzten Jahr angefallenen Zinsen noch vor dem Eintreffen des Direktors.
    Er entpuppte sich als kleiner, schneidiger Mann im grauen Anzug und blütenweißem Hemd. Er trug eine dezent gestreifte Krawatte, deren schwarze Querstreifen zwischen den weißen mit seinem Oberlippenbart harmonierten. Das Haar hatte er glatt zurückgekämmt und trug es an einer Seite kürzer geschnitten als an der anderen.
    Sein Händedruck war kräftig, und seine Augen musterten mich prüfend. »Die Polizei habe ich nicht gern in der Bank, Mr. Sinclair, wie Sie sich vorstellen können. Welche Probleme gibt es?« Er
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