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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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lichter war, hatte die Gemeinde entsprechende Loipen gespurt.
    Der Himmel zeigte sehr breite, dunkle Wolken. Es roch nach Schnee, was gar nicht verkehrt gewesen wäre, denn dann wäre die Weihnachtsstimmung perfekt gewesen.
    Brett Gibson lächelte, als er daran dachte. Alles sah nach einem Bilderbuch-Weihnachten aus. Er hätte sich eigentlich freuen müssen und wunderte sich selbst darüber, dass er es nicht tat.
    Es lag nicht allein an dem verfluchten Krieg auf dem Balkan und auch nicht am Hochkochen der nationalistischen Soße, was besonders in Deutschland zu spüren war, nein es war ein anderes Gefühl, das er sich nicht erklären konnte, obwohl er darüber nachdachte.
    Sollte es eine Vorahnung sein?
    Wenn ja, worauf?
    Alles wirkte friedlich, die Umgebung war ruhig, bis eben auf den dunklen Wald. Um ihn zu erreichen, musste er über eine freie Fläche gehen. Im Dämmerlicht sah die Schneeschicht irgendwie leicht angeschmutzt aus. Nur in der unmittelbaren Nähe der Häuser spiegelten sich die Lichter auf der Oberfläche.
    Zum Wald hin war alles düster.
    Dort bewegte sich auch der Schatten.
    Zuerst dachte Brett Gibson an ein Tier. Das aber war nicht so groß wie der Schatten. Es musste schon ein Mensch sein, der auf die Front der Ferienhäuser zuging. Wenn ihn nicht alles täuschte, war dieser Mensch aus dem Schutz der Bäume getreten wie eine Figur aus dem Märchenwald.
    Brett wartete.
    Kehrte der Mann um? Er hatte inzwischen erkannt, dass es ein Mann war, der den Weg ging.
    Nein, er blieb auf der Strecke. Wenn er so weiterging, würde er genau auf das Haus der Gibsons zulaufen. Von den Nachbarn hörte er nichts. Es war sehr still, deshalb drangen auch die knirschenden Laute des zusammengedrückten Schnees unter den Sohlen des einsamen Fußgängers an seine Ohren.
    Gibson ging vor. Er blieb an der Beifahrerseite des Autos stehen, als wollte er sein Fahrzeug schützen. Das Licht erreichte ihn kaum noch. Cindy hatte es im Haus eingeschaltet, und es fiel als warmer Schein durch die kleinen Fenster nach draußen, um dort den Schnee leicht anzumalen. Was wollte der Fremde?
    Es war seltsam, aber Gibson verkrampfte sich innerlich. Den Grund konnte er nicht sagen, denn normalerweise stand er fremden Personen positiv gegenüber.
    Hier war es anders. Zwar hatte er noch kein Wort mit dem Fremden gesprochen, er kam ihm dennoch sehr seltsam vor. Brett spürte seine innere Spannung, die sich Sekunden später zu einer regelrechten Abwehrhaltung verdichtete.
    Der Mann war jetzt so nahe herangekommen, dass Gibson ihn riechen konnte.
    In der Tat, er roch ihn. Nur war es kein Geruch, der ihm gefiel, im Gegenteil, dieser Kerl stank. Wonach, das konnte Brett nicht sagen, einfach undefinierbar, jedenfalls ein Geruch, den er nicht mochte.
    Nach Schweiß, nach alten Kleidern, vielleicht auch nach Blut oder Moder. Da kam einiges zusammen.
    Im Schatten blieb der Fremde stehen. Sein Haar war nicht zu sehen, weil er über seinen Kopf eine Pudelmütze oder einen Hut ohne Krempe gezogen hatte. So lag der größte Teil seines Gesichts im Schatten, ein Stück der Nase und der Mund waren zu sehen. Lippen zogen sich in die Breite, mehr ein Grinsen als ein Lächeln. Als der Mann sprach, nuschelte er, und er redete mit einem Akzent, der darauf schließen ließ, dass dieser Mann nicht aus Deutschland kam.
    Wahrscheinlich aus der nahen Tschechei.
    »Guten Abend«, sagte Brett.
    Der Mann nickte. »Sie wohnen hier?«
    »Für die nächste Zeit.«
    »Mit Frau und Kindern?«
    »Ja.«
    »Aha.« Er nickte und schaute an Brett vorbei auf die beiden Fenster, als wollte er herausfinden, wie die eben genannten aussahen.
    Brett hätte den Kerl am liebsten verscheucht. Er tat es nicht und wechselte das Thema. »Sie kommen aus dem Ort?«
    »Hä, glaube ich kaum. Nein, ich komme nicht aus dem Ort.«
    »Aber aus der Nähe, nehme ich an.«
    »Kann man so sagen.« Brett sah den Kerl jetzt besser. Das Gesicht war unsympathisch, kam ihm verschlagen und gleichzeitig burleskenhaft und aufgedunsen vor. Ein gefährlicher Clown und von der Körpergröße her kleiner als die normalen Menschen. Die Kleidung verdiente den Ausdruck Lumpen, sie hielt keinem Vergleich zu der des Briten stand.
    »Wie lange bleiben Sie denn genau?«
    Das geht dich nichts an, dachte Brett, sprach den Satz jedoch nicht aus, sondern gab eine allgemeine Antwort. »Einige Tage.«
    »Über den Jahreswechsel?«
    »Mal sehen.«
    Der Fremde bewegte den Kopf, schaute sich um und hörte ein Auto. Wahrscheinlich
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