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0785 - Der Kinderschreck

0785 - Der Kinderschreck

Titel: 0785 - Der Kinderschreck
Autoren: Jason Dark
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besonders schön.«
    »Wie du meinst.«
    Die Familie Gibson, zu der noch der elfjährige Davy und die neunjährige Amy zählten, waren pünktlich an ihrem Urlaubsort eingetroffen, und sie hatten auch den Weg bis hoch auf das weite Plateau sicher hinter sich gebracht, um nun vor den Häusern zu stehen, die tatsächlich so aussahen, wie auf einer Postkarte.
    Die Loipen waren gespurt, der Schnee lag ziemlich hoch, und die Häuser hatten sich vom Baustiel her der Landschaft angepasst, so dass sie nicht fremd wirkten. Ihre Schindeldächer waren weit vorgezogen. Die Wände bestanden aus gegen Kälte und Wärme gut isoliertem Holz, und sie standen auch nicht wie die Zinnsoldaten nebeneinander, sondern verteilten sich innerhalb eines größeren Halbkreises, wobei zahlreiche Bäume stehen geblieben waren und die Feriensiedlung so wirkte, als wäre sie in einen lichten Wald integriert worden.
    Die Gibsons waren bei Anbruch der Dämmerung erschienen.
    Während die beiden Kinder im Schnee tobten und sich gegenseitig mit weißen Bällen bewarfen, nahmen die Eltern den Eindruck tief in sich auf. Sie genossen zum erstenmal seit langer Zeit die Ruhe, und beide waren sicher, dass sie sich in dieser Gegend wunderbar erholen würden, was sie schon zweimal getan hatten.
    Brett Gibson arbeitete als Leiter eines Verlags und hatte genügend Stress am Hals, den er hier im Bayerischen Wald für eine Weile abschütteln wollte. Einfach nur Ruhe haben, Langlaufen oder Spazierengehen und sich am Abend um den Kamin herum gruppieren, vielleicht auch mal mit den Conollys, die noch eintreffen würden.
    Dass Weihnachten vor der Tür stand, war zu sehen. Viele Tannen und Fichten waren vor den Häusern aufgestellt und mit Lichtergirlanden geschmückt worden. Die hellen Punkte durchbrachen die stahlgraue und immer weiter fortschreitende Dämmerung. Sie sorgten so für eine festliche Stimmung.
    Wenn Gibson den Kopf drehte, konnte er weit unter sich, eingebettet in eine breite Talmulde, in einen Ort hineinschauen, der ebenfalls ein vorweihnachtliches Kleid übergestreift hatte, denn auch dort schimmerten die Lichter an den Bäumen, und es gab sogar einen kleinen Weihnachtsmarkt, auf dem sich die Einheimischen und die Gäste aus den Ferienhäusern drängten. Da es hier oben sehr still war, hörten die Gibsons die Klänge der weihnachtlichen Musik als dünne Melodie bis zu ihnen hochschallen.
    »Gib mir schon den Schlüssel, Brett. Ich möchte ins Haus, bevor die Kinder ganz nass sind.«
    »Okay, einverstanden.«
    »Packst du dann aus?«
    »Werde ich.« Brett schaute seiner Frau nach, wie sie auf das Haus zuging. Er war stolz auf sie. Sie war dunkelhäutig, stammte aus Äthiopien und war sehr groß und schlank. Ihre Haare waren lang.
    Hin und wieder überraschte sie ihren Mann mit Rastazöpfen. Auch nach fünfzehn Jahren Ehe verstanden sich die beiden gut. Brett hatte Cindy in London auf der Uni gesehen, wo er einen Vortrag gehalten hatte. Cindy war kaum dazu gekommen, noch ein Semester zu studieren, mit neunzehn Jahren war sie bereits verheiratet gewesen und hatte es bisher nicht bereut, ebenso wie ihr Mann.
    Besonders stolz waren die beiden auf ihre Kinder Davy und Amy.
    Sie hatten von beiden Eltern etwas mitbekommen, mehr von der Haut der Mutter, aber sehr helle Augen. In der Schule waren sie oft auf die Eltern angesprochen worden, und voller Stolz hatten sie über die Mutter berichtet.
    Cindy sammelte die Kinder ein. Amy beschwerte sich heulend darüber, dass Davy mit zu harten Eisbällen geworfen hätte, was natürlich wehgetan hatte.
    Ihr Bruder protestierte energisch dagegen, und ihre Stimmen verklangen, als Cindy die Haustür hinter sich schloss.
    Brett atmete tief durch. Er strich das leicht grau gewordene Haar aus der Stirn zurück und fing damit an, das Gepäck aus dem Kofferraum zu holen. Die Skier hatten sie in einem sogenannten Sarg verstaut, der auf dem Dach befestigt war.
    Als alles neben dem Wagen stand, atmete er durch. Er drehte sich und schaute dorthin, wo der Wald lag. Er kannte ihn nur im Winter, also kahl, und auch in diesem Jahr wirkte er in der anbrechenden Dunkelheit auf ihn wie ein böses Gebilde, das sich als Grenze aufgestellt hatte, um den Menschen klarzumachen: bis hier her und nicht weiter.
    In diesem Jahr sah er ihn sogar als eine leichte Bedrohung an. Es mochte daran liegen, dass er möglicherweise noch dichter geworden war, aber das Gefühl würde vergehen, wenn sie ihre erste Tour durch den Wald fuhren, denn dort, wo er
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