Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0783 - Die Kontaktzentrale

Titel: 0783 - Die Kontaktzentrale
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Die alten Instinkte, von ihren auf Planeten lebenden Ahnen auf sie überkommen, übernahmen die Steuergewalt. Sie zwangen die Menschen, die Köpfe zu senken und die angewinkelten Arme als zusätzlichen Schutz vor die Gesichter zu heben.
    Als die Atemnot nachließ, kehrte auch die halbwegs klare Überlegung wieder zurück. Honth und Cesynthra versuchten, jeder für sich, ihre Lage nach den wissenschaftlichen Gesichtspunkten zu beurteilen, die ihr Leben bestimmten.
    Sie wußten nicht allzu viel von den Naturerscheinungen auf Planeten, aber sie wußten einiges - und ihre analytische Denkweise befähigte sie dazu, die Lücken soweit aufzufüllen, daß sie begriffen, was um sie herum und mit ihnen vorging.
    Ungefähr eine halbe Stunde später brach die Regenflut so schnell ab, wie sie gekommen war. Die Solaner hoben die Köpfe und sahen sich an.
    „Das war ein Gewitter", erklärte Honth Fermaiden.
    „Und ich dachte zuerst, wir würden mit Strahlengeschützen beschossen", erwiderte Cesynthra mit zaghaftem Lächeln. „Es handelte sich um Lichterscheinungen, die durch elektrische Entladungen zwischen entgegengesetzt geladenen Wolken und zwischen Wolken und Planetenoberfläche entstanden, nicht wahr?"
    Honth erwiderte das Lächeln.
    „Genau. Der Name für eine solche Lichterscheinung ist 'Blitz'.
    Du siehst einfach zum Schreien aus mit deinem angeklatschten Haar, Cessy."
    „Du müßtest nur dich ansehen, um in Schreikrämpfe auszubrechen", entgegnete Cesynthra mit verletzter Eitelkeit.
    Honth schaute sie verblüfft an, dann begriff er und lachte.
    Cesynthra fiel in das Gelächter ein. Aber bald wurden sie wieder ernst. Sie standen auf, drückten ihr tropfnasses Haar aus, verzogen die Gesichter, als das Regenwasser in ihren Stiefeln quatschte und blickten sich um.
    „Das Gewitter hat sich nach Südwesten verzogen", bemerkte Honth. „Es dürfte jetzt ungefähr dort toben, wo die Bucht der blauen Geier liegt."
    „Dann bekommen Sagullia und Perry wenigstens auch etwas davon ab", meinte Cesynthra. „Aber ich wundere mich, daß die Entladungen nicht viel größeren Schaden angerichtet haben.
    Sie müssen doch fast so energiereich wie Blasterschüsse gewesen sein, oder?"
    „Soviel ich weiß, kommt es bei einem einzigen Blitz zu einem Ladungstransport von zwanzig bis fünfzig Coulomb", antwortete Honth Fermaiden. „Es sind schon Spannungen bis zu zweihundert Millionen Volt gemessen worden. Das ist sehr wenig, wenn man den Energiehaushalt der SOL als Vergleich heranzieht, aber es handelt sich eben um unkontrollierte Energien, die freiwerden.
    Wir hätten getötet werden können."
    „Planeten sind lebensgefährliche Ungeheuer", stellte Cesynthra fest.
    „Nur auf ihnen konnte Leben, wie wir es kennen, entstehen", erwiderte Honth leise. „Das dürfen wir nicht vergessen, auch wenn wir der Primitivität eines planetengebundenen Lebens längst entwachsen sind."
    Er kletterte zu der kleinen Quelle hinüber, die er entdeckt hatte, unmittelbar bevor das Gewitter losgebrochen war. Dort ging er in die Knie, streckte die hohle Hand aus und ließ das klare Quellwasser hineinlaufen. Langsam zog er die Hand zurück und kostete von dem Naß.
    „Wie schmeckt es?" erkundigte sich Cesynthra Wardon.
    „Anders", antwortete Honth. „Anders als das Wasser auf der SOL, aber nicht schlechter." Er füllte seine Wasserflasche, dann reichte er sie seiner Gefährtin. „Probier du auch einmal, Cessy!"
    Cesynthra nahm die Wasserflasche so vorsichtig, als enthielte sie erschütterungsempfindlichen chemischen Sprengstoff.
    Mißtrauisch roch sie an der Öffnung, dann nahm sie einen winzigen Schluck - und spie ihn sofort wieder aus.
    „So schlecht schmeckt es aber wirklich nicht", meinte Honth vorwurfsvoll.
    „Es war eine instinktive Reaktion", erwiderte Cesynthra.
    Diesmal nahm sie einen größeren Schluck, behielt ihn eine Weile im Mund und schluckte ihn dann hinab. „Verblüffend rein und erfrischend", erklärte sie. „Es fehlt etwas, aber das macht es nicht schlechter, sondern sogar besser als das Wasser der SOL."
    Abermals setzte sie die Flasche an - und leerte sie zur Hälfte.
    Danach reichte sie sie ihrem Gefährten. „Du kannst gleich beide Flaschen füllen, Honth."
    Fermaiden leerte die Flasche ganz, dann füllte er sie und Cesynthras Wasserflasche. Anschließend kehrten beide Solaner auf das Plateau zurück und sahen sich um.
    Plötzlich stutzte Cesynthra. Ihre Hand deutete auf den Rand des Regenwalds, der sich gleich einer blaugrünen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher