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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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niemals gegeben. Wie konnten Menschen derart die Beziehung zur Wiege ihrer Art verlieren?
    Um einige weitere Beweggründe dafür aufzudecken, wandte ich mich an meine Gefährten und sagte: „Haben Sie die runde Insel gesehen? Sie gleicht einer der zahlreichen Inseln, die es auf der Erde gibt und die man Atolle nennt."
    „Aha!" machte Asuah Gemroth einsilbig. Er versuchte gar nicht erst, einen Blick auf die bewußte Insel zu erhäschen.
    Mir platzte beinahe der Kragen, dennoch zwang ich mich, ruhig zu bleiben. Ich lächelte sogar.
    „Warum seid ihr nur so stur?" erkundigte ich mich. „Schließlich würde es ohne die Erde weder die SOL noch uns geben. Wir alle sind Kinder der Erde."
    Sagullia Et schüttelte nachsichtig den Kopf.
    „Alle Lebewesen sind Kinder des Weltalls, Perry", belehrte er mich. „Ohne das All würde es weder Planeten noch organisch lebende Materie geben, denn das All hat die Planeten geboren und war der Vater der Evolutionen. Niemals hätte sich auf den planetarischen Ballungen Leben entwickelt, wenn die vielfältigen Einflüsse von außen nicht gewesen wären. Wir sind also eindeutig Kinder des Weltalls - und deshalb gehören wir dorthin und nicht auf einen Materieklumpen, der doch nur als Zeugungsstätte diente."
    „Du verletzt seine Gefühle, Sagullia", sagte Goor Toschilla.
    Et sah mich betroffen an.
    „Das wollte ich nicht, wirklich nicht, Sir", erklärte er.
    Ich lächelte schmerzlich.
    „Vielleicht schadet es mir gar nichts, wenn ich meine Gefühle ein wenig abhärte", erwiderte ich. „Aber lassen wir es doch beim Vornamen. Das ,Sir' ist ein Relikt aus vergangenen Zeiten.
    Ich bin froh, daß wir diesen Ballast mit vielem anderen über Bord geworfen haben. Natürlich weiß ich, daß ohne einen ständigen Kräfteaustausch alle Planeten steril geblieben wären, Sagullia, aber die Menschheit ist auf der Erde nicht nur gezeugt worden.
    Sie hat sich auf ihr unter unsäglichen Schmerzen und unsäglichen Freuden, durch Höhen und Tiefen hindurch, erst zum kosmischen Menschen entwickelt.
    Milliarden und aber Milliarden Menschen sind auf dem Blauen Planeten geboren worden, haben gelacht und geweint, geliebt und gehaßt, haben gelitten und Wonnen gekostet, sind gestorben und verwest und wieder und wieder in den Zyklus des Lebens einbezogen worden. Das ist etwas so Einmaliges, daß ich mir keine neue Blütezeit der Menschheit vorstellen könnte ohne eine innige Bindung an die Erde - so, wie eine Blume zwar noch blühen, aber keine Frucht mehr bilden kann, wenn man sie aus der Erde reißt."
    Amja Luciano starrte mich aus geweiteten Augen an. In ihrem Gesicht zuckte es, als würde sie im nächsten Moment in Tränen ausbrechen. Ich war gerührt, denn endlich hatte ich meine Gefährten davon überzeugt, daß auch sie die Erde brauchten.
    „Aber Opa!" sagte Cesynthra Wardon vorwurfsvoll. „Auf der SOL werden auch Menschen geboren und sterben, wird auch gelebt und gehaßt - und wird alles immer wieder in den Kreislauf einbezogen. Wie könnte es auch anders sein. Ich respektiere Ihre sentimentale Bindung an die Erde, denn Sie wurden dort geboren, aber unsere Welt ist eben die SOL. Bitte, respektieren Sie das doch endlich."
    Mein emotionaler Höhenflug wurde so abrupt unterbrochen, daß ich nur trocken schlucken konnte.
    Und dann das andere! Wie hatte Cesynthra mich genannt: Opa!
    Benahm ich mich etwa so wie ein Greis, dessen zerebrale Blutgefäße skierotisch waren?
    „Bei SENECA!" entfuhr es Cesynthra. „Habe ich etwas Dummes gesagt?"
    „Ja", antwortete Honth Fermaiden. „Du hast ein Denkmal, das keines sein will, Opa genannt."
    Cesynthra machte ein erschrockenes Gesicht. Sie stand auf, eilte auf mich zu und beugte sich halb über mich. Ihr langes, braunes Haar kitzelte mein Gesicht, und die Wärme ihrer weiblichen Formen drang durch meine Kombination.
    „Perry Rhodan, ich wollte Sie nicht kränken", sagte sie. „Dieses Wort ist mir nur so herausgerutscht. Ich habe damit nicht gemeint, daß Sie biologisch ein alter Mann wären. Ja, ich bin sogar sicher ..." Sie stockte und errötete sanft.
    Das gab mir meine Selbstsicherheit wieder.
    Lächelnd rückte ich ein Stück zur Seite und erwiderte: „Ich auch, Cesynthra. Aber es wäre durchaus möglich, daß Sie eine entfernte Verwandte von mir sind - und dann könnte sich in mir sogar so etwas wie Stolz regen, wenn .Sie ,Opa' zu mir sagen.
    Da wir es aber nicht wissen, wollen wir es lieber sein lassen, nicht wahr?"
    Cesynthra seufzte
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