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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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sich nur, welchen Schluß wir daraus ziehen können."
    „Vielleicht sind die Feinsprecher gar keine echten Feyerdaler, sondern robotische Nachbildungen!" stieß Amja Luciano aufgeregt hervor. „Das würde doch erklären, warum sie Eröffnungs- und Schlußsätze verwenden, die dem altterranischen STX und ETX adäquat sind."
    Ich schaue die Hangartechnikerin verwundert an.
    „Woher kennen Sie die altterranischen Formelzeichen, die noch dazu Abkürzungen einer Sprache sind, die längst nicht mehr benutzt wird?" erkundigte ich mich.
    Amja errötete tatsächlich, als wäre sie bei etwas Unerlaubtem ertappt worden.
    „Ich kannte mal einen Positroniker, der nebenbei Sprachforscher war", erklärte sie mit einem verlegenen Seitenblick zu Garo Mullin. „Von ihm habe ich erfahren, wie die Datenverarbeitung und Übermittlung in der Vorzeit vonstatten ging."
    Ich schluckte erst einmal, denn in der „Vorzeit", wie Amja Luciano sie nannte, war ich geboren worden. Aber Amja und die anderen schienen gar nicht zu merken, daß diese Bemerkung mich getroffen hatte.
    „Aha!" sagte ich.
    „Robotische Nachbildungen!" stieß Cesynthra Wardon abfällig hervor. „Da muß ich aber lachen, Amja. Nicht tausend Roboter zusammen könnten sich so dumm anstellen wie ein einziger feyerdalischer Feinsprecher."
    „Es sei denn, die Roboter wären so programmiert, daß sie sich wie fehlerhafte organische Intelligenzen benehmen", warf Sagullia Et ein. „Aber ich kann mir, ehrlich gesagt, auch nicht vorstellen, daß wir es auf Pröhndome mit Robotern zu tun hatten."
    „Möglich ist alles", sagte Garo Mullin. Aber er sagte es ohne Überzeugungskraft. Wahrscheinlich hatte er nur seiner Freundin beistehen wollen.
    Asuah Gemroth öffnete den Mund, um etwas zu sagen. Doch er kam nicht mehr dazu, denn in diesem Augenblick liefen die Triebwerke unseres Schiffes an, und ihr Dröhnen übertönte alle anderen Geräusche.
    Start! dachte ich.
    Und im nächsten Augenblick sank das Dröhnen zu einem dumpfen Grollen ab, das allmählich verebbte.
    Die Triebwerke waren wieder abgeschaltet worden!
    Wir sahen uns verblüfft an.
    „Das hat etwas zu bedeuten", meinte Fermaiden.
    „Aber bestimmt nichts Gutes", sagte Goor Toschilla.
     
    *
     
    Wir warteten geduldig einige Minuten. Doch nichts geschah.
    Weder wurden die Triebwerke wieder eingeschaltet, noch sagte uns jemand Bescheid, was eigentlich los war.
    Fermaiden erhob sich.
    „Sind Sie damit einverstanden, daß ich mich in der Zentrale erkundige, warum der Start abgebrochen wurde, Perry?" wandte er sich an mich.
    Ich schüttelte den Kopf.
    „Solange wir nicht wissen, was los ist, sollten wir zusammenbleiben", antwortete ich. „Möglicherweise haben die Feinsprecher etwas mit uns vor. Ich denke, wir warten lieber noch etwas. Falls man uns aus dem Schiff holen und einsperren will, müssen wir schnell und gemeinsam handeln."
    „Sollen wir dann die Zentrale stürmen?" erkundigte sich Sagullin Et unternehmungslustig.
    „Ja", erklärte ich. „Oder wollen Sie nicht wieder auf die SOL zurück?"
    Cesynthra Wardon sprang auf. Ihre Augen funkelten.
    „Niemand wird uns auf einem Planeten festhalten!" erklärte sie entschlossen. „Wir gehören zur SOL wie die Sterne zum All und könnten nirgendwo anders leben. Außerdem sind meine beiden Kinder auf der SOL." (Cesynthra hatte bereits drei Eheverträge hinter sich, obwohl sie erst zweiundzwanzig Jahre alt war - und aus der ersten Verbindung stammten ihre beiden Kinder.) Fermaiden lächelte ihr zuversichtlich zu.
    „Keine Sorge, wir kommen zur SOL zurück, Schatz", sagte er.
    Ich vernahm ein leises Klicken, wie es von aufschnappenden elektronischen Türverriegelungen erzeugt wird und gab meinen Gefährten durch ein Handzeichen zu verstehen, sich vorläufig zurückzuhalten. Wenn gehandelt werden mußte, dann wollte ich den Zeitpunkt des Losschlagens bestimmen - nicht, weil ich der Leiter unserer Expedition war, sondern weil ich über die größten einschlägigen Erfahrungen verfügte.
    Im nächsten Moment öffnete sich das Schott unserer Gemeinschaftskabine. Ich kannte mich inzwischen mit der Physiognomie der Feyerdaler so gut aus, daß ich den Feinsprecher hinter der Öffnung sofort erkannte.
    Es war kein anderer als Faray, unser Betreuer.
    Ich erkannte außerdem, daß Faray so unsicher war, wie ich ihn noch nie gesehen hatte. Seine Augen glitzerten nicht mehr, sondern leuchteten nur noch matt, und seine Bewegungen verrieten, daß er mit aller Willenskraft dagegen
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