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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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gegenüber höflich zu sein.
    Natürlich war Faray pikiert, aber er zeigte es nicht.
    Gemessen schritt er uns voraus, über die Rampe und ins Schiff.
    Er hielt es nicht für nötig, uns der Schiffsführung vorzustellen, und die verzichtete offenbar gern auf das zweifelhafte Vergnügen.
    Wir bekamen eine geräumige und luxuriös ausgestattete Gemeinschaftskabine zugewiesen. Mehr war nicht erforderlich, denn der Flug nach Caljoohl würde nur ein paar Stunden dauern.
    Mit einigen Höflichkeitsfloskeln, die verrieten, wie froh er war, uns endlich loszuwerden, verabschiedete sich unser Betreuer von uns. Danach zog er sich zurück.
    Wir ließen uns in den bequemen Sitzgelegenheiten nieder und sahen uns an.
    „Das wäre also das Ende unseres vielversprechenden Abstechers nach Pröhndome", meinte Garo Mullin resigniert.
    Amja Luciano, unsere Naive, die aber das Herz auf dem rechten Fleck hatte, himmelte Mullin mit ihren blauen Augen an.
    Die beiden jungen Menschen hatten sich auf Pröhndome zusammengefunden, und es schien, als wollten sie auch weiterhin zusammenbleiben.
    „Ich bin froh, daß wir bald wieder auf der SOL sein werden", sagte sie.
    „Du nicht auch, Garo?"
    „Aber ja", antwortete Mullin - offensichtlich nicht bei der Sache.
    „Hast du mich schon satt?" erkundigte sich Am ja erschrocken.
    Mullin stutzte, dann schüttelte er lächelnd den Kopf.
    „Aber nein, Amja, ich bitte dich! Nur gehen mir zur Zeit andere Dinge durch den Kopf." Er blickte mich an. „Sie haben gehört, was ich zu Faray sagte, Perry, nicht wahr?"
    Ich nickte.
    „Ja, und ich habe nicht schlecht gestaunt, Garo. Ich wußte nicht, daß Sie die feyerdalische Sprache gelernt haben."
    „Das habe ich auch nicht", erwiderte Mullin. „Das heißt, ein wenig schon, und zwar soviel, wie zum Verständnis einiger Faktoren notwendig war. Dabei habe ich etwas festgestellt, was möglicherweise bedeutungsvoll ist, wenn wir das seltsame Gehabe der Feinsprecher verstehen wollen."
    Ich beugte mich interessiert vor.
    Selbstverständlich hatte ich mir auch schon den Kopf darüber zerbrochen, welche Ursachen es für die Entwicklung der überzüchteten Kunst des Feinsprechens gab. Von der Theorie einer aus uralter Zeit überlieferten Tradition bis zur Theorie, daß die Feinsprecherei ein Ausdruck feyerdalischer Dekadenz sei, hatte ich alles abgetastet, ohne zu einem befriedigenden Ergebnis zu kommen.
    „Bitte, berichten Sie, Garo!" sagte ich.
    Mullin rückte sich in seinem Sessel zurecht. Seine Augen funkelten. Er fühlte sich immer wohl, wenn er im Mittelpunkt stand.
    „Ich habe alle Gespräche zwischen Feinsprechern belauscht, die ich nur belauschen konnte", berichtete er. „Dabei ist mir aufgefallen, daß jede Konversation mit einem formelhaften Eröffnungssatz eingeleitet und mit einem ebenso formelhaften Satz beschlossen wird. Noch kenne ich nicht alle Satzformeln, aber die, die ich bisher kennengelernt habe, weisen Besonderheiten auf, die es nur bei ihnen gibt. In der Konversation selbst kommen sie nicht vor.
    Diese Besonderheiten bestehen darin, daß die Satzformeln keine anderen Vokale enthalten als aund i, obwohl es in der feyerdalischen Sprache nach meinen Feststellungen insgesamt acht Vokale und fünf Halbvokale gibt. Außerdem ist in den bisher bekannten Satzformeln die Reihenfolge der a- und i-Silben gleich. Nun sind ausgerechnet aund izwei Vokale, die von positronischen Sprachanalysatoren, sogenannten Vocodern, am leichtesten unterschieden werden können."
    „Ich ahne, worauf du hinaus willst", warf Sagullia Et ein. „Du vermutest in der Folge der a- und i-Silben einen Kode, der ideal dazu geeignet ist, von einem Vocoder umgesetzt und in eine Folge binärer Signale verwandelt zu werden. Aber anscheinend vergißt du dabei, daß hochwertige Positroniken - und die Feyerdaler müssen hochwertige Positroniken besitzen, weil ohne sie kein interstellarer Raumflug möglich ist - nicht nach diesem primitiven Prinzipien funktionieren."
    „Ich habe das keineswegs vergessen", entgegnete Mullin gekränkt. „Aber die Fakten sprechen für sich. Nehmen wir doch einmal an, daß eine a-Silbe einer eins und eine i-Silbe einer Null entspricht. Dann ließe sich jeder Eröffnungssatz in die Bit-Folge 1001 1100 1001 hexadezimal 9C9, übersetzen. Alle Schlußsätze wären nach diesem System in die Bit-Folge 1011 1001 1011, hexadezimal B9B, zu übersetzen. Das kann unmöglich nur auf einem Zufall beruhen."
    „Da stimme ich Ihnen zu, Garo", sagte ich. „Es fragt
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