Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
ankämpfte, seine Unsicherheit zu verraten.
    Langsam kam der Feyerdaler herein, dann blieb er stehen, schaltete seinen Translator ein und sagte: „Dieses Schiff wird vorläufig nicht starten. Ich wurde beauftragt, Ihnen auszurichten, Sie möchten ...", er schluckte und bewegte einige Male stumm die hornigen Lippen, „... Sie möchten hier bleiben."
    Erneut gab ich meinen Gefährten einen Wink, denn sie wollten alle auf einmal Fragen stellen.
    „Heißt das, Sie laden uns ein, dieses Schiff wieder zu verlassen und die zweifelhafte Gastfreundschaft der Feinsprecher noch einige Zeit zu genießen?" erkundigte ich mich.
    „Ja, so ist es", antwortete Faray, nachdem er einen harten Kampf gegen sich selbst ausgefochten hatte. „Es wurde dafür gesorgt, daß Sie mit einem Gleiter nach Yuurmischkohn reisen können."
    In meinem Kopf machte es laut und vernehmlich „klick" (jedenfalls für mich). Yuurmischkohn war der Name jenes kleinen Kontinents, auf dem sich die Kontaktzentrale der Kaiserin von Therm befinden sollte.
    „Will die Kaiserin von Therm Kontakt mit uns aufnehmen?"
    fragte Goor Toschilla, bevor ich etwas sagen konnte.
    Faray blickte die Navigator-Anwärterin an. Seine Augen glitzerten wieder. In seinem Gesicht arbeitete es. Da ich die feyerdalische Mimik inzwischen kannte, merkte ich, daß in dem Feinsprecher mühsam unterdrückter Zorn brodelte - gemischt mit einer gehörigen Portion Eifersucht.
    War er etwa eifersüchtig, weil wir die Gelegenheit erhalten sollten, in die Kontaktzentrale zu gehen?
    „Die Anordnung kam aus dern Berührungskreis", erwiderte er ausweichend. „Mehr kann ich Ihnen nicht sagen. Bitte, würden Sie mir folgen!"
    „Vielleicht sind wir gar nicht mehr daran interessiert, den Kontaktkreis aufzusuchen", sagte ich.
    Aufmerksam beobachtete ich Farays Mienenspiel. Zuerst entdeckte ich bei dem Feinsprecher Erleichterung, dann Schreck, Verlegenheit und plötzlich Entschlossenheit.
    „Ich bitte tausendmal um Vergebung, wenn ich mich in den vergangenen Tagen hinreißen ließ, die Gebote der Gastfreundlichkeit und Höflichkeit nicht in vollem Maße zu beachten", sagte Faray.
    „Ich würde es als sehr großes Entgegenkommen betrachten, wenn Sie sich in Ihrer grenzenlosen Güte dazu herabließen, meiner Bitte zu entsprechen."
    „Nanu, diesen Ton sind wir gar nicht mehr gewöhnt!" entfuhr es Cesynthra Wardon. „Das waren ja mindestens zwei Kilo Süßholz, die er da geraspelt hat."
    Faray schaute die Psychologin fragend an.
    „Süßholz?" echote er.
    Ich räusperte mich, um seine Aufmerksamkeit auf mich zu richten.
    „Wir fühlen uns durch Ihre Worte außerordentlich geehrt und werden Ihrer Einladung folgen, Faray", erklärte ich.
    Diesmal spiegelte das Gesicht des Feyerdalers Erleichterung wider.
    „Dann bitte ich Sie, mich zu begleiten!" sagte er, drehte sich würdevoll um und ging uns voran.
    Wir verließen das Schiff über die Rampe, auf der wir gekommen waren. Am Fuß der Rampe wartete ein großer geschlossener Gleiter mit transparentem Verdeck auf uns.
    Daneben stand ein Feyerdaler, den wir noch nicht kannten - und in dem Gleiter saßen weitere zwei Feyerdaler.
    Faray stellte uns seinen Kollegen mit dem Namen Ruurdoc vor, und Ruurdoc bat uns in der blumenreichen Sprache der Superfeinsprecher, in seinem Gleiter Platz zu nehmen.
    Wenige Minuten später hob das Fahrzeug ab und reckte den Bug in den leicht bewölkten Himmel.
    Als ich mich umwandte und zurücksah, stand Faray noch immer dort, wo wir ihn verlassen hatten. Er blickte uns unverwandt nach, und ich hätte gar zu gern gewußt, was in seinem Kopf vorging...
     
    2.
     
    Wir flogen in rund zehntausend Metern Höhe nach Süden.
    Unter uns lag die See. Wir sahen aber immer nur Ausschnitte von ihr, denn die meiste Zeit über verwehrte uns eine dichte Wolkendecke den Blick nach unten.
    Einmal entdeckte ich durch ein Loch in der Wolkendecke eine Insel, die wie ein Atoll geformt war. Augenblicklich schnitt mir das Heimweh nach der Erde durchs Herz. So lange hatte ich die blaue See, die weißen Wolken und das grüne Land der Erde nicht mehr gesehen! Zu lange fast. Was mochte aus dem Planeten geworden sein, der für alle Menschen der schönste Ort des Universums war?
    Für alle Menschen?
    Erneut spürte ich einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend.
    Es gab immerhin einige tausend Menschen, die bei der Erwähnung der Erde kein Heimweh bekamen. Das waren alle Solaner, die auf der SOL Geborenen. Aber auch sie hätte es ohne die Erde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher