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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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sich darauf eingestellt, die Schwankungen des Bootes auszugleichen und muß sich erst wieder umstellen."
    „Es gibt soviel, was ich bisher nicht gewußt habe", erwiderte Sagullia.
    „Natürlich", sagte ich ernst. „Ein Raumschiff kann immer nur ein künstliches Zerrbild der natürlichen Umweltverhältnisse bieten, wie sie auf einem Planeten herrschen. Je eher ihr Solaner begreift, daß die SOL keine Welt, sondern nur ein Transportmittel ist, desto besser wird es für uns alle sein."
    Sagullia Et schüttelte den Kopf, aber ich merkte, daß ich ihn halb überzeugt hatte.
    Die Sonnenstrahlen hatten unsere Kleidung längst getrocknet.
    Wir legten deshalb keine Rast ein, sondern machten uns sofort auf den Weg zur nächsten Wohnklippe. Glücklicherweise war es hier nicht so heiß und stickig wie in der Bucht bei der Station von Sathogenos und Rezalsrohn. Ein frischer Wind wehte von der See herein und brachte Kühlung.
    Am Fuß der nächsten Klippe angelangt, entdeckten wir auf Anhieb die in den Fels gebrannten Stufen. Sie führten in zahlreichen Serpentinen hinauf, waren aber offenkundig schon lange nicht mehr benutzt worden. Moos und Flechten hatten sich auf ihnen angesiedelt. Hier und da wuchs sogar dünnes blaues Gras auf dem Nährboden aus verrottetem Moos.
    „Sie gehen vor mir, Sagullia!" sagte ich. „Halten Sie sich immer dicht am Hang und sehen Sie niemals nach unten! Hier gibt es keine Sicherheitsautomatik, die rettend eingreift, wenn Sie einen Fehler machen."
    Sagullia zuckte geringschätzig die Schultern. Warum, war mir klar. Erstens sieht die steilste Treppe von unten gefährlich aus, und zweitens fehlte ihm jede diesbezügliche Erfahrung, so daß er nicht ahnen konnte, welche Gefühle einen Menschen überkamen, wenn er in halber Höhe zurückschaute.
    Glücklicherweise hielt er sich genau an meine Anweisungen.
    Erst als wir schon oben waren, schaute er zurück. Im nächsten Augenblick wurde er blaß und schwankte. Ich sprang die letzten beiden Stufen hoch und drückte den jungen Mann auf das Gipfelplateau.
    Sagullia schluckte.
    „Wir müssen doch nicht wieder dort hinunter?" stammelte er.
    „Wahrscheinlich nicht", antwortete ich, um ihn erst einmal zu beruhigen. Der Blick in die Tiefe hatte ihm zweifellos einen leichten Schock versetzt.
    Ich packte ihn an den Schultern und drehte ihn herum, so daß wir beide die Wohnanlage überblicken konnten. Ihre Gestaltung zeugte von Verspieltheit, aber auch von Schönheitssinn. Weniger schön wirkten die zahlreichen zerbrochenen Fensterscheiben und die ebenso zahlreichen mit starken Plastikplatten verschlossenen Fensterhöhlen.
    Ein Torweg führte durch eines der Häuser hindurch. Wir konnten den Ausschnitt eines Platzes oder Innenhofs sehen. Da wir bisher niemandem begegnet waren, riskierten wir es, durch den Torweg zu gehen.
    Bald darauf standen wir am Rande eines Platzes, der von unterschiedlichen Bauwerken umringt war.
    Sagullia stöhnte und prallte zurück. Ich hielt ihn fest und blickte entsetzt auf die grausige Szene, die sich unseren Augen bot.
    Mitten auf dem Platz lagen zwei Feyerdaler. Ihr Aussehen ließ keinen Zweifel daran aufkommen, daß sie eines gewaltsamen Todes gestorben waren. Zwei Arbeitsroboter hatten sie anscheinend in dem Augenblick erreicht, in dem wir auf der Szene erschienen. Sie hoben die Toten auf ihre stählernen Arme und stapften zu einem zweiten Torweg, der sich zu unserer Linken befand.
    „Nehmen Sie sich zusammen, Sagullia!" flüsterte ich. „Wir folgen ihnen. Vielleicht erfahren wir dadurch etwas von dem, was hier eigentlich gespielt wird."
    Sagullia nickte.
    So leise wie möglich gingen wir den Robotern nach. Sie mußten uns dennoch bemerken, aber sie reagierten nicht darauf.
    Nachdem wir den zweiten Torweg passiert hatten, gelangten wir auf eine schmale Brücke, die allerdings durch ein brusthohes Geländer gesichert war. Die Brücke führte zirka hundertfünfzig Meter weit zu einer anderen Klippe.
    Die Roboter trugen die schrecklich zugerichteten Toten über die Brücke, danach marschierten sie weiter bis zum jenseitigen Ende der Klippe, hoben die Toten an und schleuderten sie in die Tiefe.
    Anschließend kehrten sie um und gingen an uns vorüber, ohne uns zu beachten.
    Wir blieben noch ein paar Sekunden stehen, dann eilten wir zum jenseitigen Rand der Klippe, legten uns hin und krochen so weit vor, daß unsere Köpfe über den Rand ragten.
    Unten prallten die Wellen gegen den Fuß der Klippe. Von oben stießen immer wieder die
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