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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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Sonnenstrahlen getroffen wurde, erzeugte seine Oberfläche auch keine blendenden Lichtreflexe mehr. Dadurch konnte ich es viel besser sehen.
    „Es ist ein schwerer Gleiter", berichtete ich. „Er trägt eine Aufschrift in feyerdalischen Schriftzeichen." Ich kniff die Augen zusammen. „Tatsächlich, das ist es! Die Aufschrift heißt nichts anderes als DAS WORT. Dort müssen wir hin."
    „Aber was macht DAS WORT in der Nähe dieser Wahnsinnigen?" fragte Sagullia erstaunt.
    Ich zuckte die Schultern.
    „Woher soll ich das wissen! Jedenfalls ist es dort - und deshalb müssen wir hin."
     
    *
     
    Vom Platz her waren die schweren Schritte von Robotern zu hören. Wir sahen nicht hinab, sondern sprangen auf das Dach des letzten Gebäudes.
    Die Gewitterwolken am Horizont schoben sich immer näher, während sie sich gleichzeitig nach oben ausdehnten. Auch vor der Sonne ballten sich immer mehr Wolken zusammen. Es sah aus, als gehörten sie zur Sonne. Weit hinter uns lärmten die Geier. Als ich mich umdrehte, sah ich, daß Hunderte dieser blauen Riesenvögel über den Klippen und dem Meer kreisten und immer wieder im Sturzflug hinabgingen, um Beute zu machen. Mir krampfte sich der Magen zusammen.
    „Hier gibt es keine Außentreppe", berichtete Sagullia, der sich über den Dachrand gebeugt hatte.
    Ich deutete auf eine halb offene Dachluke.
    „Dann müssen wir über eine Innentreppe gehen."
    Gemeinsam hoben wir den transparenten .Lukendeckel hoch und klappten ihn um. In dem Dämmerlicht unter der Öffnung sahen wir eine schmale Treppe, die in einen anscheinend unbewohnten Raum führte.
    Ich stieg als erster hinab. Der quadratische Raum enthielt kein Mobiliar. Zwei der vier Fensterscheiben waren zerbrochen, die beiden anderen starrten vor Schmutz. Auf dem Fußboden lag eine fingerdicke Staubschicht.
    Hinter mir polterte es. Ich wandte mich um. Sagullia hatte die vorletzte Stufe verpaßt und war in den Staub gefallen. Eine graue Wolke wirbelte auf und hüllte den jungen Mann ein -und aus der Wolke kam ein lautes Niesen.
    „Warum passen Sie nicht auf!" fuhr ich ihn an. „Müssen die Feyerdaler uns unbedingt hören!"
    Sagullia Et nieste noch zweimal, dann tauchte er aus der Staubwolke auf und ging auf eines der Fenster zu.
    „Bitte, entschuldigen Sie", sagte er. „Ich sah dieses Ding; deshalb achtete ich nicht darauf, wohin ich trat."
    „Was für ein Ding?" erkundigte ich mich und trat ebenfalls an das Fenster.
    Sagullia nahm etwas von der Fensterbank und hielt es mir auf der Handfläche entgegen. Ich sah eine daumendicke, zirka sieben Zentimeter durchmessende Scheibe aus einem schwach rötlich leuchtenden Material, deren Oberfläche mit erhabenen unbekannten Symbolen bedeckt war.
    Sagullia zog die halbdurchsichtige hellgrüne Kette auseinander, die an der Scheibe befestigt war, und streifte sie sich über den Kopf.
    „Sieht hübsch aus, nicht wahr?" fragte er lächelnd.
    Ich zuckte die Schultern. „Dann behalten Sie es doch. Es scheint keinen Besitzer mehr zu haben. Wahrscheinlich ist es eine Art Amulett."
    „Es wird mich immer an unseren Kampf gegen das Meer erinnern", erwiderte Sagullia erschaudernd.
    „Kommen Sie!" sagte ich. „Wir müssen weiter. Offenbar hat niemand den Krach gehört, den Sie verursacht haben. Aber passen Sie künftig besser auf! Ich möchte nicht eine Horde Feyerdaler auf dem Hals haben."
    Ich öffnete die einzige Tür des Raumes. Dahinter war es fast völlig dunkel. Dennoch erkannte ich die Konturen einer nach unten führenden Treppe. Leise gingen wir hinab. Als wir einen flüsternden Laut hörten, erstarrten wir und lauschten. Doch der Laut wiederholte sich nicht, und auch sonst blieb es still.
    Wir waren froh, als wir das Haus verlassen hatten. Draußen herrschte ein fahles Halbdunkel. Die Luft stand so still, als hätte sie sich in flüssiges Metall verwandelt. Der Platz war von unserem Standort aus nicht zu sehen, und ich war froh darüber.
    Auch drüben, in der zweiten Siedlung, herrschte eine drohend wirkende Stille. Als wir die Brücke über den Abgrund betraten, schien sie zu schwanken. Doch das konnte nur Einbildung sein, denn die Konstruktion wirkte sehr stabil. Dennoch verfielen wir in einen Laufschritt, als hätten wir plötzlich Angst bekommen, die Brücke könnte einstürzen.
    Als wir drüben ankamen, waren die Wolken so dicht geworden, daß es fast dunkel war. Der Torweg, der auch hier ins Innere der Wohnanlage führte, wirkte wie ein finsterer Schlund. Ich hatte plötzlich das
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