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0782 - Die Bucht der blauen Geier

Titel: 0782 - Die Bucht der blauen Geier
Autoren: Unbekannt
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der so laut war, daß er uns fast betäubte.
    Bevor ich wieder hören konnte, sah ich die Wassermassen, die in den Brunnenschacht stürzten und im Nu den Schutt an seinem Grund überfluteten. Dann drang das Rauschen des Regens an meine Ohren. Von den Feyerdalern war nichts mehr zu hören und zu sehen. Dennoch mußten wir weiter, wenn wir nicht ertrinken wollten.
    „Gehen Sie vorsichtig voran, Sagullia!" sagte ich.
     
    *
     
    Wir hatten beide unsere Handscheinwerfer eingeschaltet und bewegten uns langsam durch einen niedrigen Gang, der uns zu gebückter Haltung zwang.
    Der Gang stammte zweifellos ebenfalls aus der Zeit, in der der Brunnen gebaut worden war. Wände und Decken waren aus grob behauenen Natursteinen zusammengefügt, und der Boden war mit Kopfsteinpflaster befestigt. Er wies eine leichte Neigung auf, so daß das Regenwasser aus dem Brunnen uns folgte, sobald es mit dem Einstieg auf gleiche Höhe gekommen war.
    Dennoch konnte es uns nicht einholen, sondern versickerte in vergitterten Löchern, die in regelmäßigen Abständen in den Boden eingelassen waren.
    Das Gewitter konzentrierte sich inzwischen über der Wohnanlage. Pausenlos entluden sich Blitze mit häßlichem schmetterndem Knall. Kleine Steine und Schmutz fielen von der Decke.
    Wir gingen schneller, denn wenn wir hier verschüttet wurden, waren wir verloren. Die Wahnsinnigen würden uns bestimmt nicht helfen. Sie verfolgten uns allerdings auch nicht. Offenbar hatte das heftige Gewitter zusammen mit dem Sturzregen sie in ihre Wohnungen zurückgetrieben.
    Plötzlich ging der niedrige Gang in eine rechteckige Kammer von zirka zwei Metern Höhe über. Trockene und kühle Luft schlug uns entgegen. Die Lichtfinger der Handscheinwerfer geisterten über Boden und Wände und rissen verschiedene Dinge aus dem Dunkel: eine mit verrostetem Eisen beschlagene Truhe, mehrere Gewehre, von denen allerdings nur noch Läufe und Schlösser erhalten geblieben waren, sowie drei Skelette.
    Skelette von Feyerdalern - zweifellos. Aber nur ein Skelett stammte von einem erwachsenen Feyerdaler, die anderen beiden waren viel kleiner. Es mußte sich um die Skelette von Kindern handeln.
    „Was mag sich da ereignet haben?" fragte Sagullia erschüttert.
    Ich zuckte die Schultern.
    „Dazu müßten wir die Geschichte der Feyerdaler auf dieser Welt kennen", erwiderte ich. „Wenn die Truhe und die Gewehre allerdings von Feyerdalern angefertigt wurden, dann muß es auf Pröhndome einen vorübergehenden Rückfall der ersten Siedler in die Barbarei gegeben haben. Die Toten könnten Flüchtlinge sein, die, aus welchen Gründen auch immer, Zuflucht in diesem Gewölbe suchten und hier starben. Aber wir dürfen uns nicht aufhalten."
    Zwei Türen befanden sich in der Kammer. Die eine war durch einen Deckeneinsturz verschüttet worden, hinter der anderen enthüllten die Lichtkegel unserer Scheinwerfer einen zweiten Gang. Wir drangen in ihn ein. Rund hundert Schritt weiter stießen wir auf eine nach oben führende Steintreppe.
    Sagullia blieb stehen.
    „Da geht es wieder in die Wohnanlage hinein, Perry."
    „Was hilft es!" erwiderte ich. „Wir können nicht ewig in diesem Gewölbe bleiben."
    Ich stieg entschlossen nach oben. Wahrscheinlich würden wir dort wieder Feyerdalern begegnen, aber sicher nur einzelnen. Mit denen mußten wir irgendwie fertig werden.
    Die Treppe endete auf einem Podest - und vor einer festen Wand. Ich trat mit dem Fuß dagegen. Sie rührte sich nicht. Ohne Werkzeug würden wir sie nicht durchbrechen können.
    „Es sieht so aus, als müßten wir umkehren", sagte ich resignierend.
    „Das gefällt mir gar nicht", meinte Sagullia.
    Er trat ebenfalls mit dem Fuß dagegen, fünfmal insgesamt, dann hielt er inne.
    Plötzlich sträubten sich mir die Nackenhaare. Ich wirbelte herum und leuchtete nach unten. Aber niemand war uns gefolgt.
    „Sie haben es auch gehört, nicht wahr?" fragte Sagullia.
    „Ja", erwiderte ich. „Jemand hat geflüstert. Aber hier ist niemand außer uns. Oder waren Sie das?" Sagullia Et schüttelte den Kopf. „Nein, Perry. Aber diesen flüsternden Laut haben wir schon einmal gehört. Das war, als wir über eine Treppe in einem Haus der Feyerdaler gingen, und auch da hatten wir niemanden gesehen."
    „Die Geister der Toten!" entfuhr es mir.
    Sagullia lächelte nachsichtig. „Glauben Planetarier an solche Geschichten?" erkundigte er sich. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Was ist das?"
    Ich folgte seinem Blick und sah, daß die Wand, die
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