Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
Ähnlichkeit mit ihm hatte. Sein Vater hütete sich aber, ihm öffentlich die Macht zu übergeben. Francesco war um ein Jahr jünger als ich. Seine Lieblingsbeschäftigung war die Alchemie, sehr zum Unterschied von seinen Ahnen, die sich stets für die Förderung der schönen Künste eingesetzt hatten. Francesco fand Gefallen an mir. Ich beschloß, mich in Florenz niederzulassen. Die Hand der Medici beschützte mich - mehr konnte man damals nicht erhoffen. Ich richtete mir ein Laboratorium für meine alchemistischen Versuche ein, doch an der Goldmacherkunst war ich nur mäßig interessiert. Ich wollte Leben erschaffen, so wie einst Arbues de Arabell, der aus einer Alraune einen Menschen geschaffen hatte. Ich wagte mich an solche Experimente, obwohl ich genau wußte, mit welchen Gefahren sie verbunden waren."
    „Und da züchteten Sie diese echsenartigen Wesen, nicht wahr?" warf Sullivan ein.
    Dorian schüttelte entschieden den Kopf. „Nein. Ich habe Ihnen gesagt, daß ich diese Reptilien nie zuvor gesehen habe."
    „Erzähle weiter!" bat Coco.
    „Ich glaubte an die Existenz des Steins der Weisen", sprach Dorian weiter, „und hoffte ihn zu finden und damit alle Krankheiten heilen zu können. Ich glaubte, daß der Stein der Weisen der Urstoff ist, aus dem unsere Welt entstand. Und ich war überzeugt, daß Hermes Trismegistos, den viele als den Stammvater der Alchemie ansehen, das Geheimnis des Steins der Weisen gekannt hatte, doch es mit in den Tod nahm. Nach einer Legende hatte Alexander der Große, als er Ägypten eroberte, in einer Grabkammer der großen Pyramide von Gizeh dem mumifizierten Hermes Trismegistos die ,tabula smaragdina', jene mit einer Inschrift versehene smaragdene Tafel entrissen. Ich hatte nach der Mumie in Ägypten gesucht, sie aber nicht gefunden."
    .,Wann bist du dann in dieses kleine Fischerdorf gekommen?" fragte Coco.
    „Dorthin sandte mich Francesco", antwortete Dorian. „Ich werde euch das alles genauer erzählen, obzwar ich noch immer keine Verbindung zwischen den damaligen Ereignissen und dem Auftauchen der Echsen herstellen kann.
    Dorian entspannte sich. Er schloß die Augen. Nach einigen Minuten konzentrierte er sich und erzählte leise.

    Florenz, 6. Juni 1570
    Ich wohnte nun schon seit drei Monaten in Florenz. Das Haus gehörte den Medici. Es war ein kleiner, zweistöckiger Bau in der Via Panicale, nur wenige Minuten vom Palazzo Medici entfernt. Tagsüber beschäftigte ich mich mit meinen Experimenten, an denen gelegentlich auch Francesco teilnahm. Das Laboratorium hatte ich mir im Erdgeschoß eingerichtet. Es erstreckte sich über mehrere Räume. Überall standen Flaschen, Phiolen, Krüge und Tiegel herum, die mit den verschiedensten Flüssigkeiten und Salben gefüllt waren. In einem Raum befanden sich ein halbes Dutzend Schmelzöfen und Kohlenbecken. Im Augenblick konzentrierten sich meine Experimente auf die Suche nach dem Elixier, dem Arcanum, das alle Krankheiten heilen sollte.
    Ich verfocht Paracelsus' Meinung, daß man alle Stoffe, die von der Natur geliefert wurden, auf ihre Heilwirkung prüfen müßte. Die Aufgabe der Alchemie bestand meiner Meinung nach nicht in der Umwandlung von unedlen Metallen in Gold und Silber, sondern in der Herstellung des Allheilmittels. Paracelsus selbst hatte folgendes gesagt: „Viele haben sich über die Alchemie geäußert und behaupten, man könnte mit ihrer Hilfe Silber oder Gold machen. Für uns ist das nicht das Wichtigste. Wichtig ist für uns nur, daß wir heilkräftige Mittel herstellen. Stellt Arcana her und wendet sie gegen die Krankheiten an." Diesen Worten des berühmten Arztes konnte ich mich nur voll anschließen. Ich hatte Paracelsus' Bücher und einige unveröffentlichte Aufzeichnungen genau studiert und wollte meine Experimente in seinem Geist weiterführen.
    In den vergangenen Wochen hatte ich einige Kranke behandelt und dabei überraschende Heilerfolge erzielt, mit denen niemand gerechnet hatte. Einer von Cosimos Söhnen, der erst sechzehnjährige Pietro, hatte eine große Schwäche für hübsche Frauen - und eine seiner Geliebten hatte ihm ein nettes Andenken in Form der Syphilis hinterlassen. Ein Heilmittel, das aus Quecksilber und Guajakharz bestand, hatte Pietro geheilt, der danach meine Künste unter den angesehensten Familien von Florenz rühmte. Meine Erfolge riefen natürlich Neider auf den Plan, die mich verleugneten. Dazu gehörten vor allem die konservativen Mediziner, die mich verächtlich Quacksalber nannten.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher