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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest
Autoren: Dämonenkiller
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die ich sprach, waren für mich unverständlich; ihr Sinn war schon lange verlorengegangen, doch die Wirkung war geblieben.
    Ich konzentrierte mich. Die Welt um mich versank. Ich verfiel in einen tranceartigen Zustand.
    Kurz vor Mitternacht erwachte ich und kehrte in die Wirklichkeit zurück. Ich wagte nicht mehr den magischen Kreis zu verlassen. Alles war bereit, nur noch einige wenige Sprüche mußten gesprochen werden, dann würde der Tote erwachen - außer ich hatte einen Fehler begangen.
    „Es ist so weit!" schrie ich, so laut ich konnte.
    Enrico Vitelli trat ins Zimmer. Die Familienangehörigen folgten ihm.
    „Es ist besser, wenn Ihr allein mit mir bleibt, Herr", sagte ich, doch Enrico Vitelli schüttelte entschieden den Kopf.
    „Nein, wir bleiben alle hier", sagte er fest.
    Er blickte sich rasch um und kam zögernd näher.
    „Wie Ihr wollt, Herr", sagte ich. „Ich warne Euch nochmals. Ihr könnt mich nicht verantwortlich machen, wenn etwas Ungewöhnliches geschieht. Noch ist es Zeit. Ich kann die Beschwörung abbrechen."
    „Macht weiter!" sagte er.
    „Wie Ihr wollt", sagte ich unwillig. „Ich brauche aber Eure Hilfe, Herr."
    „Was soll ich tun?"
    „Werft einiges von diesem grünen Pulver in die Kerzenflammen."
    Er gehorchte, und die Kerzen loderten auf. Ich warf eine Handvoll der Kräutermischung in das Kohlenbecken, und wieder füllte sich der Raum mit dem dicken Nebel.
    Laut las ich aus dem magischen Buch vor. Mit dem Stab vollführte ich kreisende Bewegungen. „Bald ist es soweit", sagte ich. „Herr, entzündet das Pulver, das sich auf dem Leib Euers Vaters befindet!"
    Ich wartete, bis Enrico Vitelli es getan hatte. Der Körper seines Vaters war nun in blaue Flammen gehüllt.
    „Alle Geister steht mir bei!" schrie ich mit überschnappender Stimme. „Ihr wißt, daß es nicht mein Wunsch ist, den Toten zu beschwören. Ihr wißt, daß ich im Auftrag Enrico Vitellis handle."
    Ich schwieg einige Sekunden, dann schloß ich die Augen. Den letzten Zauberspruch kannte ich auswendig. Ich sagte ihn mit lauter Stimme, klappte das Buch zu und legte es auf den Boden. Dann kreuzte ich die Hände über der Brust und wartete.
    Einige Sekunden geschah nichts, dann brannten die Kerzenflammen schwächer. Sie flackerten, loderten aber gleich wieder auf.
    Ich ließ den Toten nicht aus den Augen und preßte die Lippen zusammen.
    Ein Ächzen war zu hören. Die linke Hand des Toten hatte sich bewegt, dann die rechte. Die ineinandergefalteten Hände zuckten, lösten sich voneinander. Der Tote hob den rechten Arm. Die Hand wies anklagend auf mich. Irgend etwas lief aus der Brust des Toten - eine blutrote, schleimige Masse.
    Die Beschwörung hatte geklappt.
    Der Tote hob langsam den Kopf. Die Lider zuckten. Er öffnete unendlich langsam die Augen. Sie waren noch immer mit der grünen Salbe bedeckt. Der Tote blickte in meine Richtung. Seine Lippen öffneten und schlossen sich immer wieder. Plötzlich setzte er sich ruckartig auf. Seine Bewegungen waren unkontrolliert. Er sprang vom Bett und taumelte mit ausgestreckten Händen auf mich zu. Als er den magischen Kreis erreichte, heulte er wütend auf. Es war, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gerannt. Ich atmete erleichtert auf. Der magische Kreis schützte mich. Der Tote konnte mir nichts anhaben.
    „Steht mir bei, Ihr Geister!" sagte ich. „Nicht ich war es, der den Wunsch verspürte, dich zu erwecken. Wende dich an deinen Sohn!"
    Der Tote ließ die Hände sinken und wandte sich von mir ab. Seine starren Augen suchten seinen Sohn.
    „Vater", sagte Enrico Vitelli mit erstickter Stimme. „Hier bin ich, Vater!" Er trat einen Schritt vor. „Kannst du mich hören, Vater?"
    Die anderen Familienmitglieder drängten sich ängstlich in einer Ecke des Raumes zusammen.
    Der Körper des Toten war noch immer in blaues Licht gehüllt. Er würde so lange am Leben bleiben, so lange die Flammen brannten.
    „Ich höre dich, Enrico."
    Die Stimme des Erweckten war kaum verständlich.
    „Wir brauchen deine Hilfe, Vater", sagte Enrico rasch. „Du bist von uns gegangen, ohne uns zu sagen, wo du den Familienschatz versteckt hast. Wir bitten dich, es uns zu sagen."
    Der Tote riß die Arme hoch.
    „Deshalb wagst du meine Ruhe zu stören?" krächzte er.
    „Es ist wichtig, Vater. Das wirst du doch..."
    „Elendiglicher!" brüllte der Tote.
    Er wankte auf seinen Sohn zu und klammerte sich mit beiden Armen an ihm fest.
    „Laß mich los!" schrie Enrico entsetzt.
    „Du bist nicht
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