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078 - Das Drachennest

078 - Das Drachennest

Titel: 078 - Das Drachennest
Autoren: Dämonenkiller
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ich feige war. Ich war durch eine harte Schule gegangen. Das Leben hatte mir in den vergangenen zehn Jahren nichts geschenkt; es hatte mich abgeschliffen.
    „Die Pferde sind gesattelt", meldete Franca und riß mich aus meinen Gedanken.
    Franca kniff die Augen zusammen, als ich mir einen Degen umgürtete und drei Wurfmesser in den Gürtel steckte. Er wußte genau, welche Stunde geschlagen hatte.
    Wir brachten unser Gepäck in den Garten, wo die drei Pferde unruhig warteten. Sie schnaubten, als wir näher kamen. Unser Gepäck verstauten wir auf einer kräftigen Schimmelstute.
    Ich wartete, bis sich der Himmel rötete, dann schwang ich mich in den Sattel meines Fuchshengstes. Franca öffnete das Gartentor, und ich ritt auf die Gasse hinaus und zügelte den nervösen Hengst. Franca reichte mir zwei Radschloßpistolen, die ich vor drei Jahren in Nürnberg gekauft hatte; äußerst wirksame Waffen; man konnte aus einem Lauf zwei Ladungen abschießen, da sie mit zwei Schlössern ausgestattet waren. Ich schob die geladenen Pistolen in die Satteltasche.
    Mit einem sanften Schenkeldruck dirigierte ich den Fuchshengst. nach rechts, klopfte ihm aufmunternd auf die Kuppe, und er setzte sich in Trab.
    Wir ritten die Via Pietrapiana entlang, die schnurgerade zu einem der Stadttore führte, dem Porta alla Groce. Als das Tor in Sicht war, zügelte ich den Hengst etwas und winkte Franca an meine Seite.
    „Halte die Augen offen, Franca!" sagte ich. „Ich fürchte, daß die Familie Vitelli an allen Toren Beobachter aufgestellt hat."
    Franca nickte.
    Trotz der frühen Stunde herrschte schon ein reger Betrieb auf der Straße. Bauern - die meisten zogen ihre Wagen selbst, nur wenige hatten einen Esel - kamen uns mit ihren Früchten und Gemüse entgegen.
    Dann hatten wir das Tor erreicht. Die Wache hielt uns nicht auf. Ich blickte mich aufmerksam um. Ein kleiner Mann, der neben dem Tor stand, erweckte meine Aufmerksamkeit. Er warf mir einen flüchtigen Blick zu, dann wandte er sich gelangweilt ab.
    Ich sprang vom Pferd und stellte es so auf, daß die Sicht der Wachen verstellt war. Dann wandte ich den Kopf ruckartig nach rechts, hob die linke Hand und ballte sie zur Faust.
    Franca hatte verstanden. Er ritt zu dem Kleinen hin, der angstvoll den Kopf hob. Franca ballte die rechte Faust, doch der Kleine war schneller. Er duckte sich und rannte auf einen alten Klepper zu. Franca wollte ihm nachsetzen, doch da versperrte ihm ein Wagen den Weg. Bevor er den Wagen umreiten konnte, war der Kleine in einer Seitengasse verschwunden.
    „Tut mir leid, Herr", flüsterte Franca.
    Ich hob die Schultern und stieg auf mein Pferd. In wenigen Minuten würde Domenico Vitelli wissen, daß ich Florenz verlassen hatte; und ich war sicher, daß er uns einige seiner Häscher nachschicken würde.
    Wir ritten durch das Tor und nahmen die Straße, die direkt nach Livorno führte. Leider kamen wir nicht so rasch vorwärts, wie ich es erhofft hatte. Das Packpferd kam mit den Reitpferden nicht einmal eine Stunde lang mit, dann wurde es zusehends langsamer, und wir mußten eine Pause einlegen. Ich überlegte, ob wir das Gepäck auf unsere Pferde umladen sollten, verwarf aber diesen Gedanken, da durch das zusätzliche Gewicht auch die Reitpferde nicht ihr volles Tempo entwickeln konnten.
    Nach einigen Minuten ritten wir weiter. Eine Stunde später legten wir wieder eine Rast ein, aßen einige Feigen und tranken Wasser aus einer Quelle.
    Wir ritten den Arno entlang. Gelegentlich kamen uns Reiter und Pferdefuhrwerke entgegen. Ich hoffte, daß wir gegen Abend Livorno erreichen würden. Immer wieder warf ich einen Blick zurück. Ich überlegte, ob ich den Pferden eine längere Rast gönnen sollte, entschied mich aber dagegen.
    Die Sonne stand hoch am Himmel. Es war windstill und unerträglich heiß.
    Wir hatten die Straße links liegengelassen und ritten zwischen sanften Hügeln hindurch. Ich war sicher, daß Vitelli uns einige Männer nachgesandt hatte, die ich jetzt abschütteln wollte, was aber nicht so einfach war. Es hatte seit Tagen nicht mehr geregnet. Der Boden war hart, und wir wirbelten Staubwolken auf.
    Auf einem Hügel zügelte ich mein Pferd und drehte mich im Sattel um. Ich kniff die Augen zusammen. Eine gewaltige Staubwolke war zu sehen, die rasch näher kam.
    „Das dürften unsere Verfolger sein", sagte ich, und Franca nickte. „Wir werden sie hier erwarten." Eine weitere Flucht war sinnlos. Ich war schon immer dafür gewesen, mich einem Kampf zu stellen,
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