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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten
Autoren: Christian Constantin
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spielen kann. Gib Papa einen Kuss von mir!
    In Liebe,
    Charlotte
    ***
    Heute
    Blut sickerte auf den Teller, als Williams die Gabel in sein Steak stach.
    »Als Experte für Okkultismustheorie müssen Sie sich das Geisterhaus auf jeden Fall anschauen«, begann er. »Es ist eines der wenigen authentischen amerikanischen Spukhäuser, die noch nicht abgerissen oder renoviert und zu Ferienvillen umgestaltet wurden.«
    Ein Spukhaus, dachte Zamorra und unterdrückte mühsam ein Verdrehen seiner Augen. Wie interessant! Genau das, was wir momentan brauchen. Man gönnt sich ja sonst nichts.
    Er war andere Kaliber gewohnt. Die direkte Auseinandersetzung mit Dämonen. Kampf gegen Höllenmächte. Die Unsichtbaren, deren rätselhafte Gehirnplaneten beinahe zur Todesfälle für ihren Freund Ted Ewigk geworden wären. Luc Avenge, der wiedererweckte Silbermond-Druide. Asha Devi, die indische Dämonenpolizistin, und ihr Kind. Zuletzt das Rätsel um die Einhornreiterin Eva und die Sache mit dem Vampir.
    Die Vorlesungsreihe war dagegen eine Erholung. Vor allem, weil Zamorra sich nicht sonderlich darauf vorbereiten musste. Was er benötigte, konnte er in Form von Notizen aus früheren Gastvorlesungen oder eigenen Arbeiten rasch zusammenstellen und praktisch aus dem Stegreif vortragen.
    Sie hatten gehofft, dass nichts dazwischen kam, dass sie die Rundreise zu einem guten Dutzend Universitäten in Ruhe hinter sich bringen konnten.
    Normalerweise blieb es auch dabei. Die Parapsychologie war immer noch keine anerkannte Wissenschaft, sondern rangierte als Teilgebiet der Psychologie immer am Rand des Belächelt-Werdens. Und das trotz der hervorragenden Arbeiten, die man in Freiburg unter Professor Bender und seinem Nachfolger und in Russland unter Professor Saranow leistete -nicht zu vergessen Zamorras eigene Forschungs- und Lehrarbeit.
    Selbst die Leiter der psychologischen Fakultäten waren nicht immer begeistert von der Parapsychologie. Dennoch luden sie Zamorra zu Gastvorlesungen ein - eine ordentliche Professur hatte Zamorra schon seit vielen Jahren nicht mehr angenommen, aus eigenem Entschluss, denn er wollte sich zeitlich nicht abhängig machen. Eine Vorlesungsreihe wie diese konnte er einfacher absagen als eine feste Semesterveranstaltung, wenn ihm ein Dämon über den Weg lief, um es mal salopp zu formulieren.
    Oder wenn mir ein Spukhaus im Weg steht, dachte er mit stummem Seufzen.
    »Wie ist es zu seinem Ruf gekommen?«, erkundigte sich Nicole.
    »Das Anwesen hat eine absolut faszinierende Geschichte. Es wurde im späten 19. Jahrhundert von einem Notar namens John O’Donaghan erbaut, und ihm verdankt es auch sein Image.«
    »Was hat er denn getan?«, fragte Zamorra interessiert.
    »Diese Geschichte hebe ich mir lieber noch ein wenig auf«, antwortete Williams lächelnd. »Das Beste zuletzt, wenn man so will. Sagen wir einfach, dass O’Donaghan und seine Frau ein ziemlich blutiges Ende gefunden haben. Das allein hätte vermutlich nicht ausgereicht, um das Haus zu einem verfluchten Ort zu erklären. Die Menschen in Kleinstädten sind absolute Meister der Verdrängung, wenn es um die negativen Aspekte der örtlichen Geschichte geht. Aber die weitere Geschichte des Anwesens ist nicht weniger aufregend.«
    Williams räusperte sich, bevor er fortfuhr. »Nach dem Tod von John O’Donaghan dauerte es ein paar Jahre, bis das Haus einen neuen Besitzer fand, aber schließlich tauchte ein Abnehmer auf. Der Käufer, ein gewisser Mullarnay, stammte aus mittleren Verhältnissen. Ein so großes Haus hätte er sich unter anderen Umständen niemals leisten können, aber das O’Donaghan-Anwesen war natürlich preiswert zu haben. Mullarney war der Ansicht, dass er ein Schnäppchen machte. Er bewohnte das Haus nur zwei Jahre. Dann ermordete er seine Frau, einen Bediensteten und schließlich sich selbst.«
    Williams grinste seine Gegenüber an und schob sich ein weiteres Stück Fleisch in den Mund.
    »Wie lange ist das her?«, fragte Nicole nach.
    »Mullarney starb in den Zwanzigerjahren«, erwiderte Williams kauend. »Danach blieb es erst einmal ein paar Jahre still um das Haus. Erst 1940 fand es wieder einen Käufer. Eine junge Familie erstand das Haus, renovierte es und lebte ungefähr drei Monate lang dort. Dann zog die Frau aus und nahm das Kind mit. Es heißt, dass sie Stimmen gehört hatte und dass sie die Geräusche, die das Haus machte, nicht ertragen konnte. Die Ehe war in die Brüche gegangen, weil ihr Mann gewalttätig geworden war. Er
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