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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten
Autoren: Christian Constantin
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ein Taschentuch, mit dem sie ihre blutende Schläfe abtupfte. Ihr linker Arm hing schlaff und nutzlos an ihrer Seite.
    »Jedenfalls nimmt er einige Dinge um sich herum wahr und versucht, darauf zu reagieren«, fuhr sie fort. »Aber es ist verwirrend für ihn.«
    »Wie sie meinen«, sagte der Junge und nickte ihr zu. »Sie haben ja noch was zu tun, wie? Sind Sie sich sicher, dass Sie das schaffen? Nach dem Schlag auf den Kopf und allem?«
    »Mach dir mal keine Sorgen. Ich bin hart im nehmen.«
    Damit wuchtete Nicole den Benzinkanister hoch und fing an zu laufen. Aus Williams’ Mund folgte ihr eine Flut von Beschimpfungen…
    ***
    Das Innere des Hauses glich einem Inferno. Um Zamorra herum tobten überall Flammen. Die Konzentration, die nötig war, um das Amulett unter seiner ständigen Kontrolle zu halten, fiel ihm immer schwerer. Mittlerweile war er nahezu am Ende seiner Kräfte angelangt, und das riesige Maul schob sich immer noch Zentimeter für Zentimeter auf ihn zu. Schweißperlen tropften von seiner Stirn und liefen ihm in die Augen. Er hatte dringend eine Pause nötig. Schwer atmend ließ er Merlins Stern sinken.
    Die monströse Fratze des Hauses ließ sein Maul auf- und zuschnappen und beschleunigte die Geschwindigkeit, mit der sie sich ihm näherte. Sie war jetzt nur noch wenige Meter von ihm entfernt.
    Wieder fragte er sich, warum Nicole noch nicht wieder zurück war. Es war zwar schwierig, sein Zeitgefühl in diesem Chaos zu bewahren, aber er war sich ziemlich sicher, dass sie jetzt schon an die fünf Minuten unterwegs war. Mehr als genug Zeit, um dreimal zum Auto und zurück zu laufen.
    Irgendetwas musste sie aufgehalten haben. Besorgt dachte Zamorra daran, dass es dem Haus gelungen war, seinen Einfluss so weit auszudehnen, dass es Williams an seinem Auto erreicht und zu sich geholt hatte.
    Dennoch glaubte er nicht, dass es jetzt noch die Kraft hatte, außerhalb seiner eigenen vier Wände jemanden anzugreifen. Die gesammelte Energie des Anwesens war in diesem Moment auf ihn selbst konzentriert. Aber was war dann mit Nicole geschehen?
    Ein weiteres Krachen. Der Boden direkt vor Zamorras Füßen zersplitterte.
    »Morsches Mistvieh!«, fluchte der Dämonenjäger. Er sprang zurück, hob das Amulett und sandte einen Gedankenbefehl aus.
    Nichts regte sich.
    Verdammt!, dachte er, ich bin einfach zu erschöpft.
    Vielleicht war es an der Zeit, über einen strategischen Rückzug nachzudenken - oder einfach wegzulaufen, was das Zeug hielt und später wiederzukommen.
    So schwer es ihm auch fiel, Zamorra war doch kurz davor, diesen einfachen Plan in die Tat umzusetzen, als er endlich Nicoles Stimme hörte.
    »Aus dem Weg, Chéri!«, rief seine Gefährtin.
    Zamorra wirbelte herum und sah Nicole, die in voller Geschwindigkeit mit dem Benzinkanister in der Hand auf die äußeren Stufen des Hauses zuraste. Er beschloss, sich nicht zweimal auffordern zu lassen, sprang durch die Tür auf die Außentreppe und lehnte sich zur Seite, um Nicole Platz zu machen.
    Die ließ in dem Moment, in dem sie an ihm vorbeistürmte, den Kanister los, der in hohem Bogen in die Flammenhölle im Inneren des Hauses flog. Zamorra drückte sich von dem Geländer ab, packte seine Gefährtin und hechtete mit ihr zusammen von dem Treppenaufgang in den Dreck. Das Letzte, was er sah, bevor er dort landete, war, dass der Kanister mitten in das riesige Maul hineinflog.
    Dann rollte die Explosion über sie hinweg. Er drückte sich selbst und Nicole so fest wie möglich auf die Erde. Die Scheiben im Erdgeschoss barsten mit einem Knall, und ein Regen aus Glasscherben rieselte auf sie nieder. Er fühlte die Hitze der Flammen in seinem Nacken.
    Dann war alles vorbei.
    Zamorra drehte sich um und sah, dass das gesamte Haus brannte. Aus den Fenstern in den oberen Geschossen schlugen bereits Flammen. Im Erdgeschoss hatten die tragenden Außenwände Feuer gefangen.
    »Gleich bricht hier alles zusammen«, stellte er fest.
    »Dann sollten wir lieber nicht mehr in der Nähe sein«, schlug Nicole vor.
    »Gute Idee, Chérie.«
    »Dafür bezahlst du mich schließlich, Chef«, erwiderte Nicole grinsend. »Hilfst du mir hoch?«, fügte sie hinzu. »Mein Arm ist mittlerweile nicht mehr zu gebrauchen.«
    »Wo warst du eigentlich die ganze Zeit?«, erkundigte sich Zamorra, während er sich aufrappelte und dann Nicole seine Hand entgegenstreckte.
    Nicole ergriff sie und zog sich daran hoch. »Sagen wir’s mal so«, sagte sie, während die beiden sich in Bewegung setzten,
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