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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten
Autoren: Christian Constantin
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unangenehm war, ihn aber die ganze Zeit über beschäftigte, »ich war selbst etwas überrascht, als ich Sie vom Flughafen abgeholt habe. Ich hatte erwartet, dass Sie etwas älter wirken würden. Ich bin mir sicher, dass ich eine Publikation aus dèn Siebzigern gesehen habe, die von Ihnen herausgegeben wurde…«
    »Ich habe früh angefangen zu publizieren«, antwortete Zamorra schnell. »Und ich habe das große Glück, dass ich wesentlich jünger wirke.«
    Die Lüge kam blitzschnell und ohne nachzudenken über seine Lippen. Er war immer öfter gezwungen, irgendetwas auf solche Fragen zu erwidern, und die Standardantworten darauf gab er mittlerweile ohne zu zögern.
    Seit Nicole und er von der Quelle des Lebens getrunken hatten, alterten sie nicht mehr und waren immun gegen Krankheiten. So außergewöhnlich und wundervoll diese relative Unsterblichkeit auch war, schützte sie aber nicht vor dem Hauptrisiko, dem die beiden als Dämonenjäger ständig ausgesetzt waren - dem gewaltsamen Tod.
    Wenn es eines Tages einem Dämon gelingen sollte, sie unvorbereitet zu erwischen, mochte sich ihre scheinbar unbefristete Lebensspanne als reichlich kurz erweisen…
    Ein anderes Problem war, dass sie durch das Fehlen jeder biologischen Veränderung immer noch so aussahen, wie sie es getan hatten, als sie damals das Wasser der Quelle zu sich genommen hatten. Immer öfter wurden sie in letzter Zeit darauf angesprochen, dass sie sich überhaupt nicht zu verändern schienen. Noch handelte es sich meist um Komplimente. Aber früher oder später würde jemand wirklich misstrauisch werden.
    Dekan Williams hingegen war mit Zamorras Erklärung völlig zufrieden; die Frage war für ihn damit abgehakt.
    »Wie lange haben Sie noch vor, in unserem idyllischen Städtchen zu verweilen?«, erkundigte er sich.
    »Wir hatten vor, das Wochenende hier zu verbringen«, erwiderte Zamorra. »Dann haben wir noch zwei Tage Zeit, um nach Bangor zu fahren. Der Vortrag an der University of Maine ist der letzte, den ich halten werde, bevor wir wieder nach Hause fliegen.«
    »Dann ist ohnehin Semesterende«, schmunzelte Nicole.
    Williams nickte. »Grüßen Sie Dekan Bartlet, wenn Sie in Bangor sind. Wir beide kennen uns noch aus Studienzeiten. Haben Sie sich für die Tage, die Sie noch hier sind, schon etwas vorgenommen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Im Hotel hat man uns gesagt, dass wir auf jeden Fall eine Bootstour machen sollten. Aber davon abgesehen, haben wir noch keine Pläne gemacht.«
    »Ausgezeichnet!«, rief der Dekan aus. »In dem Fall habe ich eine Überraschung für Sie. Aber fürs Erste gehen wir etwas essen.« Er warf einen Blick aus dem Fenster. Vor dem Gebäude waren nur noch ein paar vereinzelte Studenten zu sehen, die nach und nach das Gelände verließen. »Ich denke mal, Ihre Fans haben sich so weit verzogen. Wollen wir?«
    ***
    »Wollen wir?« fragte David.
    »Wollen wir was?«, fragte Jenny zurück.
    David war gegen Ende des Vortrags ganz schön unruhig geworden, aber Jenny hatte darauf bestanden zu bleiben, bis er wirklich vorbei war. Schließlich hatte man nicht jeden Tag die Gelegenheit, eine Koryphäe aus Europa zu sehen. Jenny war ziemlich ehrgeizig, was das Studium anging.
    Obwohl es erst später Nachmittag war, setzte die Dämmerung bereits ein, als sie den Campus verließen. Erstaunlicherweise war das allerdings so ziemlich der einzige Hinweis darauf, dass das neue Jahr begonnen hatte. Sicher, es war kühl, aber für die Neuengland-Staaten war es ein absurd milder Winter. Ihr Freund Jack nahm diese außergewöhnliche Wärme zum Anlass, ausführliche Tiraden über den Treibhauseffekt zu halten, die David und Jenny nur mäßig interessierten. Jedenfalls war es ein schöner Abend, und Jenny war froh, an der frischen Luft zu sein.
    »Du weißt schon…«, drängte David. Besitzergreifend legte er seinen Arm um sie. »Wenn Jack gleich kommt, müssen wir uns entscheiden, ob wir dabei sind oder nicht.«
    Jenny seufzte. Sie hatte gar nichts gegen einen Abendspaziergang oder gegen die Idee, den Abend mit ihrem Freund Jack zusammen irgendwo im Freien zu verbringen. Aber musste es denn ausgerechnet in einer feuchten Häuserruine sein?
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob dieser Trip eine gute Idee ist, David. Das alte Ding könnte jeden Moment auseinander krachen.«
    »Ach, komm schon. Es steht schließlich schon seit über hundert Jahren, da wird es ja wohl kaum ausgerechnet heute Abend zusammenbrechen.«
    »Ich sage ja
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