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0775 - Haus der Toten

0775 - Haus der Toten

Titel: 0775 - Haus der Toten
Autoren: Christian Constantin
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nur, dass es nicht wirklich sicher ist. Die ganze Sache ist doch eh nur wieder eine von Jacks bescheuerten Ideen.«
    »Ha!«, rief jemand überschwänglich hinter ihrem Rücken. »Ohne den guten Jack und seine Ideen würdest du doch jeden Abend vorm Fernseher abhängen und dich langweilen, du Transuse! Diese Jahre sind unsere Jugend, und wenn es nach dir ginge, würden wir überhaupt keine völlig beknackten Sachen machen.«
    Jenny und David wirbelten herum, aber hinter ihnen war niemand zu sehen.
    »Hier oben, ihr Idioten!«, rief Jack, der auf einem Ast saß und auf sie heruntersah. Mit seiner rechten Hand hielt er sich an dem Stamm des Baumes fest; in der linken hielt er eine halb leere, mit einer braunen Papiertüte umwickelte Flasche, aus der er gerade wieder einen Zug nahm.
    »Fang!«, rief er und warf sie Jenny zu. Überrascht hielt sich Jenny die Arme vor ihr Gesicht, aber David schnappte die Flasche mit einer schnellen Bewegung aus der Luft, bevor sie bei ihr angekommen war.
    »Nicht übel, Alter«, kommentierte Jack, der mittlerweile mit beiden Armen von dem Ast baumelte.
    David nahm einen Schluck und reichte die Flasche an Jenny weiter. »Fünf Jahre Highschool-Football«, antwortete er trocken. »Nicht jeder kann ein Bücherwurm sein.«
    Jack ließ den Ast los und plumpste zu Boden. »Was heißt hier Bücherwurm? Wofür bin ich denn bitteschön entgegen meiner unsportlichen Natur auf diesen Baum geklettert wie ein Affe, wenn ich hier immer noch verspottet werde?«
    David zuckte mit den Schultern. »Du kannst eben nicht verstecken, was du bist. Du bist der intelligente, leicht verrückte Typ, den alle entweder auf den Tod nicht ausstehen können oder heimlich bewundern. Dafür bin ich der sportliche, gut aussehende, wortkarge Typ, auf den die Frauen stehen.«
    »Darauf trinke ich«, kommentierte Jenny und nahm einen Schluck Whiskey.
    »Klappentextpsychologie«, brummte Jack verächtlich. »Erinnere mich daran, warum ich mit dir befreundet bin!«
    »Weil ich Christopher Leary damals die Nase gebrochen habe, als er dich verprügeln wollte.«
    »Das ist jetzt 15 Jahre hei; und ich werde dich immer noch nicht los. Gib mir meinen Whiskey und sag mir, ob ihr mitkommt.«
    »Hast du das Dope?«, fragte David.
    »Klar doch.« Jack klopfte auf seinen Rucksack. »Und nicht nur das. Hier drin befinden sich ein Gramm Gras, eine weitere Flasche, die mit einem hochprozentigen alkoholischen Getränk gefüllt ist, und ein batteriebetriebener mobiler CD-Player, den man in weni ger erleuchteten Zeiten möglicherweise als Gettoblaster bezeichnet hätte.«
    Die beiden jungen Männer sahen Jenny erwartungsvoll an und warteten auf ihre Entscheidung.
    »Ach, scheiß drauf«, meinte das Mädchen schließlich. Sie nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und gab sie Jack zurück. »Dann lass uns doch zu deinem blöden Geisterhaus gehen, wenn du das unbedingt willst.«
    Jack klatschte in die Hände. »Okay! Dann mal los, meine unerschrockenen Gefährten!«
    Fröhlich ging er voran, während David und Jenny gemächlich hinter ihm herschlenderten.
    ***
    14. Juni 1889
    Liebste Claire,
    es ist endlich so weit. Gestern haben wir unser Haus endgültig bezogen. Ich wünschte, du wärst hier, aber bis du das Anwesen mit eigenen Augen sehen kannst, muss wohl meine Beschreibung reichen.
    Im Erdgeschoss befinden sich der Salon, die Küche und das Esszimmer. Im ersten Stock sind unser Schlafzimmer, die Bibliothek, Johns Arbeitszimmer und mein Schreibzimmer. Und im zweiten Stock haben wir zwei Zimmer frei gelassen, die hoffentlich bald von Kinderstimmen zum Leben erweckt werden.
    John hat sich wirklich alle Mühe gegeben, jeden meiner Wünsche zu erfüllen. Wenn du nur den Garten sehen könntest! Oder den Salon! Alles hier ist genau so geworden, wie ich es mir in meinen Träumen vorgestellt habe. Das ganze Haus ist so hell und freundlich, wie ich es erhofft hatte.
    Gerade sitze ich in meinem Zimmer (Stell dir vor! Ein Zimmer nur für mich!) und schreibe im Licht der Abendsonne diesen Brief. Von meinem Fenster aus kann ich das Meer sehen, das die Klippen umspült.
    Von unten höre ich Johns Stimme. Er führt gerade seinen Freund Charles herum. Es rührt mich immer wieder, wie stolz er ist, wenn er Fremden das Haus zeigt! Heute bin ich die glücklichste Frau der Welt. Ich kann es kaum erwarten, hier meine Kinder großzuziehen.
    Du musst mir versprechen, mich bald besuchen zu kommen, Claire, damit ich vor meiner kleinen Schwester die Hausdame
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