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0775 - Die Herren von Sh'donth

Titel: 0775 - Die Herren von Sh'donth
Autoren: Unbekannt
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geahnt hätten, daß sich in meiner Darmflora einige zehntausend Bakterien tummelten, daß ich zum Leben so giftige Stoffe wie Phosphor brauchte, daß meine Verdauungssäfte Salzsäure enthielten - es war nicht auszudenken, was sie dann mit mir veranstaltet hätten.
    Mein Trick schien zu funktionieren. Dann aber erreichten wir die Toilette, und augenblicklich erstarrten die Posbis.
    „Galto!" kreischte der Matten-Willy. „Du erwartest doch nicht allen Ernstes, daß wir dich einen derart bakterienverseuchten Ort aufsuchen lassen? Du würdest sterben, noch bevor du die Tür geöffnet hast."
    Hinter mir erklang ein unterdrücktes Lachen. Ich drehte mich wütend herum, verhedderte mich dabei aber mit den Pseudoarmen des Matten-Willys, der dieses selbstmörderische Unternehmen sofort zu unterbinden versuchte.
    Als ich endlich zum Stillstand kam, war ich blaß wie ein Leichentuch. Die Posbis begannen sofort aufzuwimmern.
    Ich hielt die Luft an, bis sich mein Gesicht wieder gerötet hatte und einen leidlich normalen Anblick bot. Den jungen Mann, der auf der anderen Seite des Ganges stand, hätte ich am liebsten mit der flachen Hand erschlagen, aber aus naheliegenden Gründen verzichtete ich darauf.
    Der Bursche lachte, daß ihm die Tränen über das Gesicht liefen.
    „Prachtvoll!" kicherte er. „Galto Quohlfahrt, der Pseudo-Posbi, mit seinem positronischen Kindergarten. Sagen Sie, klettern Ihnen die Maschinen auch ins Bett nach, um Ihre Gesundheit zu überwachen?"
    „Das ist eine ausgezeichnete Idee", meinte der Matten-Willy begeistert. „Auf diese Weise könnten wir deine gefährdete Gesundheit am wirkungsvollsten schützen."
    Ich beherrschte mich mühsam.
    „Dieser Mann gefährdet mein Wohlbefinden", erklärte ich meinen Begleitern. „Er steigert den Druck in meinen biohydraulischen Leitungen. Das kann schwere Schäden zur Folge ..."
    Zu dem Wort haben kam ich nicht mehr. Zwei der Posbis packten den unverschämten Spötter und führten ihn rasch und nachdrücklich fort. Noch in einiger Entfernung konnte ich sein idiotisches Kichern hören.
    „Männer!" murmelte ich verächtlich.
    Immerhin, eines hatte der flegelhafte Bursche erreicht.
    Zwei meiner Aufpasser waren einstweilen anderweitig beschäftigt. Jetzt mußte ich nur noch den verbliebenen Posbi und den Matten-Willy überlisten.
    Ich brachte sie dazu, den Raum erst einmal gründlichst zu desinfizieren. Mit einem erstaunlichen Aufwand an Arbeit und Desinfektionsmitteln machten sich die beiden auf die Jagd nach dem vereinsamten Bakterium, das eventuell die normalen Reinigungsprozesse überlebt haben könnte.
    Während meine beiden medizinischen Leibwächter sich auf die eine Kabine stürzten, schlüpfte ich in den anderen Raum. An der Rückwand gab es, das hatte ich schon vor einiger Zeit festgestellt, ein Lüftungsgitter. Den Schraubenzieher, den ich zum Lösen der Verbindungen brauchte, hatte ich mir früher besorgt, heimlich versteht sich. Die Posbis hätten es niemals zugelassen, daß ich mit einem länglichen Metallgegenstand in der Tasche herumlief.
    Wie leicht hätte ich mich daran verletzen können.
    Ich brauchte eine halbe Minute, dann war das Gitter gelöst.
    Vorsichtig zwängte ich mich durch die Öffnung.
    Wie tief ich fallen konnte, wenn ich den Halt verlor, konnte ich nicht sehen, dafür war der Schacht zu tief. Was meinen Blick fesselte, war eine gleichgroße Öffnung auf der anderen Seite des Schachtes.
    Ich mußte mich beeilen. Wenn meine Wärter herausfanden, wo ich steckte, würden sie notfalls die SOL in ihre Einzelteile zerlegen, um mich retten zu können.
     
    *
     
    Tahta Zerthan war Solanerin, jung, gutgewachsen und intelligent, etwas zu gutgewachsen, um an Bord ein völlig unbeschwertes Leben führen zu können. Aber ihr erschien es besser, immer wieder von jungen Männern angesprochen zu werden, denn als Mauerblümchen in einem stillen Winkel zu verkümmern. Insgeheim amüsierte sie sich über die mehr oder minder geschickten Annäherungsversuche, vor allem über die Tricks, die Männer anwandten, um sie zu erobern.
    An diesem Nachmittag hatte sie beschlossen, nicht auszugehen. Zwar gab es in ihrer Abteilung ein kleines Fest, der Abteilungsleiter feierte seinen fünfzigsten Geburtstag, aber Tahta hütete sich, solche Feiern zu besuchen. Sie hatte einschlägige Erfahrungen.
    Sie hatte es sich in ihrer Kabine bequem gemacht. Die Musikanlage lieferte angenehme Hintergrundmusik, und auf dem Tisch lag aufgeschlagen der erste Band einer
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