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0774 - Vampirblut

0774 - Vampirblut

Titel: 0774 - Vampirblut
Autoren: Louis Lafayette
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im Auftrag der schönen Frau unterwegs.
    Geschmeidig kletterte er die Mauer hoch. Es fiel ihm nicht schwer. Seine spitzen Krallen hatten keine Mühe, in das Mauerwerk einzudringen, sodass er sich emporziehen konnte. Ein Fenster klirrte, als er es einschlug. Dann befand er sich im Haus.
    »Ist da jemand?«, rief eine dunkle Stimme. Lucas Jefferson hatte das Klirren vernommen. In der rechten Hand den Napf mit dem Talglicht, in der linken den Degen, war er im Erdgeschoss des Hauses aus seiner Schlafkammer in den Flur getreten.
    Die Kreatur verhielt sich leise und blieb in dem Raum, in den es eingestiegen war. Es war die Schlafkammer Rachels. Das Mädchen hatte das Klirren ebenfalls vernommen. Aber es öffnete die Augen nicht. Quälende Träume hielten es gefangen. Es wälzte sich unruhig auf dem Bett hin und her. Rachel hielt das Klirren für einen Teil ihres Traums…
    Schritte polterten auf der Stiege. Hin und wieder ächzte eine der Stufen. Einige Sekunden verstrichen, dann entfernten sich die Schritte wieder in den unteren Teil des Hauses. Schließlich verklangen sie. Unten schlug eine Tür.
    »Wach auf!«, sagte die Kreatur und rüttelte das Mädchen leicht.
    Rachel öffnete die Augen. Sie spürte den kalten Luftzug, der durch das offene Fenster wehte, auf ihrer Haut. Vor dem Bett nahm sie die dunkle, schemenhafte Gestalt wahr.
    Hatte sie am Ende gar nicht geträumt? Was das Wirklichkeit? Oder träumte sie noch immer? Es gelang Rachel nicht, einen klaren Gedanken zu fassen.
    »Erhebe dich!«, befahl eine krächzende Stimme. »Wir gehen zu Amanda. Sie wartet auf dich.«
    »Wer ist Amanda?« Seltsamerweise verspürte Rachel keine Angst.
    Die schwarze Gestalt vor ihrem Bett bewegte sich. Eine kalte Hand griff nach ihrem Handgelenk und umfasste es. Rachel richtete ihren Oberkörper auf.
    »Sie hat GORG-HONs Blut getrunken. Amanda will dich. Gehen wir.«
    Der Vampir packte Rachel und hob sie mit Leichtigkeit aus dem Bett. Er hielt sie mit beiden Händen fest.
    Das Mädchen öffnete den Mund, um zu schreien. Doch der Schrei wollte sich nicht aus der Kehle lösen.
    Ein Luftwirbel erfasste sie und den Dämon - und dann…
    Rachel befand sich plötzlich in einem niedrigen Raum, dessen Wände aus riesigen Quadern errichtet waren. In einer Halterung an der Wand steckte eine brennende Fackel. Domengestrüpp rankte an den Wänden. Es war kalt. Wimmern und Stöhnen war zu vernehmen. Rot glühende Augen durchdrangen die Finsternis außerhalb des Lichtkreises der Fackel.
    Ein Schatten näherte sich. Die Gestalt durchschritt ein Gewölbe und trat ins Licht. Es war eine wunderschöne Frau. Sie hatte lange schwarze Haare. Ihre Lippen waren voll und rot. Ihre Augen spiegelten das Licht der Fackel wider.
    Der Rossknecht warf sich zu Boden. »Herrin«, keuchte er, »ich habe deinen Auftrag ausgeführt. Hier ist Rachel, die Tochter des Lucas Jefferson…«
    »Verschwinde!«
    Der Rossknecht kroch auf allen vieren davon. Geifer rann aus seinem Maul. Er verschwand in der Dunkelheit, in der die rastlosen Seelen auf ihre Wiedergeburt warteten.
    »Komm her, Rachel!«
    Das Mädchen hatte dem Willen der Frau nichts entgegenzusetzen. Es näherte sich Amanda.
    Die Dämonin nahm sie in die Arme und flüsterte: »Der Fluch wird sich zum ersten Mal erfüllen. Du wirst mein Werkzeug sein, Rachel.«
    Spitze Zähne bohrten sich in Rachels Halsschlagader. Gierig trank Amanda das Blut des Mädchens. Dann ließ sie es los.
    Haltlos brach Rachel zusammen. Verkrümmt blieb sie liegen.
    ***
    »Rachel!«, stieß Timothy Jefferson entsetzt hervor. »Das - das kann nicht sein!« Der Junge saß am Tisch in seiner Kammer vor einem großen und dicken Buch. Der Reichtum seines Vaters und des Großvaters hatten ihm ein Studium ermöglicht. Er studierte die Jurisprudenz und wollte einmal ein angesehener Advokat werden.
    Was er sah, glaubte er nicht. Es konnte nicht die Wirklichkeit sein. Es war ein böser Traum.
    Das Mädchen betrat seine Kammer. Die Kerze auf dem Tisch, in deren Schein Timothy in dem Buch studiert hatte, flackerte. Der Junge war fassungslos. Es war alles so real.
    »Wir haben dich heute zu Grabe getragen, Rachel. Du bist tot. Bei allen Heiligen, ich träume. Das - das ist ein Traum, ein böser Traum. Verschwinde, Rachel, lass mich in Ruhe…«
    »Es ist kein Traum«, sagte Rachel mit hohler Stimme. Sie war bleich. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. »Es ist der Fluch, Timothy.«
    »Was für ein Fluch?« Timothy Jefferson war aufgesprungen.
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