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0774 - Vampirblut

0774 - Vampirblut

Titel: 0774 - Vampirblut
Autoren: Louis Lafayette
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Menge entstieg. Sie sah den Henker und seine beiden Knechte auf dem hölzernen Steg, der einige Meter in den kleinen See ragte. Und sie sah den eisernen Käfig, der auf dem Landungssteg stand und der von einem hohen Galgen überragt wurde.
    »Ihr werdet es büßen«, flüsterte das Mädchen für sich. Es bewegte dabei kaum die Lippen. »Vor allem du, Lucas Jefferson, wirst büßen müssen.«
    Das Mädchen heftete den Blick auf den Mann, der beim Tisch mit den Vertretern des Gerichts stand. Er trug einen schwarzen Wams und eine blaue Strumpfhose. Seine Füße steckten in Stiefeln, die bis zu den Waden reichten.
    Der Mann hatte dunkle, schulterlange Haare, sein Kinn zierte ein dunkler Knebelbart.
    Der Schandkarren hielt an. Amanda wurde von der Ladefläche gezerrt und vor den Tisch mit den Dominikanern bugsiert. Einer der Kirchenmänner sagte: »In dir wohnt der Satan, Amanda O’Nelly. Weil das so ist, hat dich dieses Gericht zum Tod durch Ertränken verurteilt. Du bist schlecht und verdorben. Du bist die Geliebte des Satans. Wir übergeben dich…«
    »Ihr seid verblendet!«, unterbrach ihn das Mädchen mit fester, klingender Stimme. »Auf die Anschuldigung dieses Mannes dort -«, sie wies mit dem Kinn auf Lucas Jefferson, um dessen Mund ein spöttisches Grinsen spielte, »- habt ihr mich zum Tode verurteilt. Seid verflucht dafür!« Ihre Stimme hob sich. Der Hass verzerrte sie. »Vor allem aber verfluche ich dich, Lucas Jefferson. Nie sollst du Ruhe finden. Dein Geist soll nach deinem Tod zwischen den Welten wandeln. Nie - niemals sollst du Ruhe finden.«
    Jenen, die die Worte hörten, rann eine Gänsehaut über den Rücken.
    Die Augen Amanda O’Nelly irrlichterten. Es war, als lauerte hinter ihnen ein Dämon. Ihr Gesicht hatte sich in eine bleiche, zuckende Maske des Hasses verwandelt. Ein Hass, der den Tod überdauern sollte.
    »Henker, walte deines Amtes!«, rief der Dominikaner in der Mitte. »Du bist nicht mehr zu retten, Amanda O’Nelly. Ich wusste es. Darum haben wir dich nicht der reinigenden Kraft des Feuers übergeben. Du wirst jämmerlich ertrinken, und deine Seele wird in der Hölle brennen!«
    Die beiden Scharfrichtergehilfen eilten heran und packten Amanda. Sie schrie auf, als die Männer sie brutal wegzerrten. »Seid verflucht!«, kreischte sie. »Sei verflucht, Lucas Jefferson!« In ihrer Stimme lag nichts Menschliches mehr.
    Sie wurde in den Käfig getrieben, klirrend wurde die Tür hinter ihr zugeworfen. Einer der Henkersgehilfen verschloss sie mit einer Kette.
    »Fahr zur Hölle, Amanda«, flüsterte Lucas Jefferson. Ohne jede Gemütsregung starrte er auf das Mädchen, das hoch aufgerichtet in dem Käfig stand und seinen Blick erwiderte. In ihren Zügen wütete der Hass.
    Der Henker und seine Knechte machten sich an der Winde zu schaffen. Der Strick straffte sich. Der Käfig hob von dem Holzsteg ab und pendelte hinaus über das ruhige Wasser des Sees, das an dieser Stelle fast drei Meter tief war und geheimnisvoll schwarz schimmerte.
    Dann senkte sich der Käfig. Wasser umspülte Amandas Beine, dann ihren Leib. Langsam versank sie in den Fluten. Die Menge beobachtete fast andächtig das grässliche Schauspiel.
    »Ich verfluche euch!«, rief Amanda, dann verschwand ihr Kopf unter Wasser.
    Es gab keine Gnade und kein Erbarmen.
    Schließlich war der Käfig völlig unter der Wasseroberfläche versunken. Kleine Wirbel entstanden, Luftblasen stiegen in die Höhe und zerplatzten.
    Dann beruhigte sich das Wasser…
    ***
    Amanda wurde die Luft knapp. Ihre Lungen begannen zu schmerzen. Der Kopf drohte ihr zu platzen. Ein Schwall verbrauchter Atemluft ließ Luftblasen vor ihren weit aufgerissenen Augen in die Höhe steigen. Schwindel erfasste Amanda. Ihr Mund öffnete sich. Wasser drang ein in ihre Lungen. Die Panik kam. Sie rüttelte an den Gitterstäben des Käfigs.
    Es gab kein Entkommen. Der Tod griff mit gebieterischer Hand nach Amanda O’Nelly.
    Doch plötzlich erklang eine Stimme. Sie dröhnte durch Amandas Gehirn:
    Ich will dir helfen, deinen Fluch zu erfüllen.
    Dann hilf mir! Alles in Amanda schrie nach lebenserhaltendem Sauerstoff.
    Du musst mir deine Seele verschreiben!
    Wer bist du?
    Ich bin GORG-HON, und ich bin ein mächtiger Dämon, ein Abgesandter der Hölle!
    Du kannst meine Seele haben. Ich verschreibe sie dir. Unwiderruflich…
    Dann schwöre, dass deine Seele mein sein wird!
    Ich schwöre…
    So stirb jetzt, Amanda O’Nelly, um zu leben! Sei bereit für die Blutweihe!
    Das Wasser
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