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0767 - Zeit der Wachsleichen

0767 - Zeit der Wachsleichen

Titel: 0767 - Zeit der Wachsleichen
Autoren: Jason Dark
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Henker?«
    »Ein Bulle.«
    »Ja, weiß ich. Das ist nicht alles. Sie sind doch kein normaler Bulle, John.«
    »Lassen wir das. Es gib noch einen lebenden Toten, der hier über den Friedhof geistert.«
    »Sie vergessen Mutter und Sohn.«
    »Klar, die auch noch!«
    »Werden sie die beiden auch mit ihrem Kreuz ausschalten wie die Wachsleichen?«
    Ich drehte mich scharf um. »Was haben Sie da gesagt?«
    Sie wollte den ganzen Satz wiederholen. »Nein, nein, nur das letzte Wort, bitte.«
    »Wachsleichen!«
    »Okay, wie kommen Sie darauf?«
    »Weil sie nicht verwest sind. Wer so lange im Boden liegt und noch so aussieht, bei dem kann es sich nur um eine Wachsleiche handeln. So etwas gibt es. Das ist sogar in meiner Heimat vorgekommen. Da hat man bei Umbettungen zahlreiche Wachsleichen gefunden. Die Toten sind deshalb nicht verwest, weil kein Sauerstoff da war. Die Erde bestand aus Ton und Wasser, da haben sich die Toten halten können. Aber das ist nichts Unnormales, auch wenn man es nicht oft vorfindet. Hier scheinen wir das gleiche Phänomen gehabt zu haben.« Sie trat dicht an ein Grab heran und setzte ihren Fuß auf den verkohlten Körper. Der stemmte ihr keinen Widerstand mehr entgegen. Knisternd fiel er unter dem Druck zusammen, und letzte Knochen knackten.
    Wachsleichen, dachte ich. Damit konnte Sally recht gehabt haben. Mit diesem Thema hatte ich mich noch nicht beschäftigt. Nun ja, man lernt eben nie aus.
    Das war nicht das ganze Geheimnis. Es mußte noch etwas anderes geben. Sally hatte das Thema Voodoo kurz angeschnitten. Es war durchaus vorstellbar, daß diese Kraft ebenfalls noch eine große Rolle spielte, wenn sie nicht sogar die treibende Kraft war.
    Ein Zombie fehlte noch. Der dreigeteilte Friedhof war zwar groß, aber zu viele Verstecke gab es nicht, denn zwischen den einzelnen Gräbern wuchsen keine Sträucher oder Büsche. Man hatte dieses Gelände sehr kahl gehalten.
    Die Frau war damit beschäftigt, ihre Waffe zu reinigen. Ich ging einige Meter vor, um einen besseren Überblick zu haben. So konnte ich gegen die Rückseite der Kirche schauen und auch auf den kleinen Anbau dort, aus dessen Fenster Helligkeit sickerte.
    Hielt sich dort jemand auf? Der Zombie? Vielleicht auch Mutter und Sohn? Oder alle drei zusammen, so daß sie einen Pakt geschlossen hatten, den niemand durchbrechen konnte.
    Viel war möglich. Um es jedoch herauszufinden, mußte ich hin und nachschauen.
    Natürlich wäre ich liebend gern allein gegangen, aber ich konnte die Mörderin nicht allein lassen.
    Sie mußte an meiner Seite bleiben, und wenn es darauf ankam, mußte ich den Rest der Familie Davies auch vor den Kugeln der Frau schützen. Mir war nicht wohl bei dem Gedanken, und ich fürchtete mich jetzt schon vor dieser Auseinandersetzung.
    An der Kirche bewegten sich nur die in der Nähe stehenden Büsche unter den böigen Windstößen.
    Wieder huschte über die Berge hinweg ein fahles Wetterleuchten. Es verschwand und ließ die mächtigen Steinwächter wieder in tiefer Finsternis zurück.
    »Kommen Sie!«
    »Moment noch, Bulle!«
    »Was ist? Ich…«
    Ein Schuß unterbrach meinen Satz. Sie hatte gefeuert. Ich sah sie vor dem zweiten Zombie stehen, hart grinsend und einen Triumph auskostend. Ihre Augen leuchteten. »Das mußte sein, Bulle. Ich mußte ihm eine Kugel in den Restschädel schießen.«
    »Sie sind verrückt!«
    »Schnauze.« Sie zielte auf mich. »Ich weiß genau, was ich getan habe, zum Henker.«
    »Sie hätten nicht schießen sollen. Wenn man uns bisher noch nicht bemerkt hat, ist das jetzt passiert. Das Echo kann über Kilometer hinweg zu hören gewesen sein.«
    Sie schwieg. Ihre Gesichtszüge entspannten sich. »Scheiße«, sagte sie wieder. Es war ihr Lieblingswort. »Nicht einmal hier darf man Gefühle zeigen.«
    »Doch, bei Ihren Opfern.«
    »Behalten Sie die Moral für sich.« Sie kam auf mich zu, wieder ziemlich normal. »Was machen wir jetzt?«
    »Hätten Sie etwas gegen einen Besuch in der Kirche einzuwenden?« wollte ich wissen.
    Sie zog die Nase kraus. »Im Prinzip schon, Bulle. Aber hier werde ich mich fügen.«
    »Okay, dann kommen Sie!«
    ***
    Es war nicht so gut gelaufen, wie Eartha und Mario es sich vorgestellt hatten. Ihnen bereitet Sorge, daß die erste Leiche verschwunden war. Sie war untergetaucht, als hätte sie sich entschlossen, wieder in ihr Grab zurückzugehen. Das konnte nicht sein. Das hätte allen Plänen widersprochen. Die lebende Leiche mußte sich noch in der Nähe aufhalten. Es war
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