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0767 - Zeit der Wachsleichen

0767 - Zeit der Wachsleichen

Titel: 0767 - Zeit der Wachsleichen
Autoren: Jason Dark
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schlecht, wenn sie ziellos über den Friedhof irrte. Das hofften beide nicht. Sie rechneten damit, daß die lebende Leiche auch ihre Spur aufnehmen würde, und so hielten sie sich am oberen Drittel des Friedhofs auf, an der Rückseite der Kirche.
    Die schmale Tür, die sie direkt in die Kirche brachte, war verschlossen. Sie wollten das Gebäude auch nicht betreten, denn dort fühlten sie sich unwohl. Es paßte nicht in ihre Pläne. Kirchen waren Gotteshäuser, Mutter und Sohn jedoch standen genau im Kontrast dazu.
    Der Junge hatte einen Blick in den Anbau geworfen. Auch hier versteckte sich die Leiche nicht. Die Ständer mit den Kerzen hatte auch noch niemand entfernt.
    In ihrer Nähe verfing sich der Wind. Es hörte sich an, als würden dünne Stimmen jammern. Eartha hatte die Hände zu Fäusten geballt. Ihre Blicke sprachen Bände. Nervös huschte die Zunge aus dem Mund und zeichnete die Lippen nach.
    Mario schaute betreten zu Boden. »Ich habe keine Erklärung, Mum«, flüsterte er.
    Sie nickte nur und hing ihren eigenen Überlegungen nach. Nach einer Weile sprach sie die Befürchtungen aus. »Ich hoffe nur, daß er den Friedhof noch nicht verlassen hat und in den Ort gegangen ist. Einen Zombie kann das Dorf jetzt noch nicht vertragen. Besonders keinen, der umherirrt. Wir müßten bei ihm sein, um ihn zu leiten. Das wirst du doch schaffen können - oder?«
    Mario nickte heftig. »Das hoffe ich doch. Ich liebe die Toten, das müssen sie wissen.«
    Eartha lächelte. Sie strich ihrem Sohn über den Kopf. »Lange will ich hier nicht mehr warten. Es gibt Dinge, die erledigt werden müssen. Dazu gehört auch, daß wir dort nachschauen, wo das Licht brennt. Der Schuppen hier ist leer, aber der kleine Anbau scheint mir bewohnt zu sein.«
    »Da wohnt der Pfarrer.«
    »Und der ist da?«
    »Gesehen habe ich ihn noch nicht.«
    »Okay, wir werden ihn fragen.« Sie brauchten nicht weit zu gehen. Nach einigen Schritten schon hatten sie den flachen Anbau erreicht. Sie registrierten sofort, daß die Scheibe in dem Fensterrahmen fehlte.
    Der Weg war frei.
    Mario holte tief Luft. »Das war er, das muß er gewesen sein. Dann ist er hier in das Haus geklettert.« Ein Donnerschlag krachte, und der Junge verstummte erschreckt.
    Eartha lächelte, als sie am Himmel das Wetterleuchten sah. »Wir werden ihn nicht rufen, sondern selbst nachschauen, wo er steckt.«
    »Bestimmt nicht in der Kirche.«
    »Das glaube ich auch.«
    »Ich steige in…«
    Mario unterbrach sich mitten im Satz. Er hatte etwas gehört, und seine Mutter hatte es auch vernommen.
    Laut und peitschend.
    Ein Schuß!
    Sie fuhr herum. Ihr Gesicht wirkte plötzlich wie dunkles Eis. Mario ging zurück. Er war durcheinander. Keiner von ihnen konnte sich vorstellen, wer geschossen hatte.
    »Es ist auf dem Friedhof passiert«, flüsterte Eartha. »Das hast du auch gehört…«
    »Kann sein.«
    Eartha Davies ließ sich nicht beirren. »Doch, Mario, es ist auf dem Friedhof geschossen worden.«
    Sie drehte sich langsam um. »Ich kenne auch die Richtung, das alles habe ich genau gehört. Es ist dort gewesen, wo wir schon waren. An den Gräbern«, flüsterte sie weiter. »Da hat jemand gefeuert.«
    »Aber nicht die Toten, Mum.«
    »Nein, die bestimmt nicht.«
    »Wer kann denn…?«
    Sie legte einen Finger auf die Lippen. Als gesprochen wurde, tat sie es selbst. »Keine Sorge, mein Sohn, das packen wir schon. Wir haben ja einen Vorteil. Wir können in Deckung bleiben und abwarten. Die anderen müssen agieren, wir nicht.«
    »Das stimmt.«
    Sie ließ Mario stehen und tauchte aus der Deckung auf. Es gab einen sehr schmalen Weg, der an dieser Stelle des Hügels begann und sich wie ein Bergpfad nach unten wand. Hier hatten Sträucher und Büsche hochwachsen können, und es würde auch nicht auffallen, wenn sich in ihrem Schatten zwei Menschen aufhielten. Eartha winkte ihrem Sprößling zu. Der schlich heran.
    »Du bleibst jetzt hier stehen, Junge. Wir sind in einer guten Position. Wir brauchen nicht zu handeln, das können wir anderen überlassen. Es wird sich etwas tun, darauf kannst du dich verlassen.«
    Mario schwieg. Sie konnten nur abwarten und sich ihren Gedanken hingeben, die zumindest bei Mario nicht eben positiv aussahen. In seinem Innern spürte er einen wilden Schmerz. Von Null auf jetzt war er aufgeflammt, so böse, daß er aufstöhnte, den Kopf schüttelte und sich zusammenkrümmte.
    Eartha schaute ihn an. »Was hast du?«
    »Ich… ich…«
    »Bitte!« Sie drängte. Ihr Blick
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