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0759 - Werwolf-Wahnsinn

0759 - Werwolf-Wahnsinn

Titel: 0759 - Werwolf-Wahnsinn
Autoren: Jason Dark
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gleiten, ohne sie überhaupt zu berühren.
    »Das ist nie der Werwolf!« keuchte Wladimir und lachte plötzlich leise gegen mein Ohr. »John, das ist verrückt. Das ist sie, die Frau. Ich habe dir von ihr erzählt.«
    Er hatte sich nicht geirrt, denn wenig später sahen wir sie überdeutlich. Auf der Treppenstufe stand eine halbnackte, bewaffnete Frau mit blonden, lockigen Haaren…
    ***
    Ich hatte, wenn ich ehrlich war, nicht so recht an die Erzählungen glauben wollen und zeigte deshalb eine ziemlich starke Überraschung, ohne einen Kommentar geben zu können.
    Die Frau bewegte sich nicht. Sie stand nur da, aber auch sie sah gefährlich aus. Sie erinnerte mich an eine kriegerische Amazone, die nie aufgeben würde, sondern einen Kampf bis zum bitteren Ende durchführte.
    Bekleidet war sie mit einem Lendenschurz und auch mit kettenartig wirkenden Lederstreifen, die sich kreuz und quer über ihren nackten Körper zogen, wobei sie ihre Brüste so gut wie nicht verdeckten. Die Füße steckten in halbhohen, weichen Stiefeln, und um ihre Schultern hatte sie ein kurzes Cape gehängt.
    Kalt schauten uns ihre Augen an, und ebenso kalt glänzte die Klinge des Krummschwerts, das sie quer vor ihren Körper hielt und uns somit zeigte, daß sie von uns nichts wollte.
    Sehr leise lachte Wladimir neben mir. »Das ist sie, John! Das ist die Frau, von der ich dir erzählt habe. Brauchst du noch einen besseren Beweis?«
    »Nein, den brauchte ich beileibe nicht.« Ich konnte mich nur wundern, daß es so etwas hier gab, doch eines stand für mich fest. Mit einem Geist hatten wir es nicht zu tun.
    Womit dann?
    Da ich schon viel erlebt hatte, schossen mir die phantastischsten Möglichkeiten durch den Kopf. Ich konnte mir vorstellen, daß sie sogar durch ein magisches Zeitloch aus der Vergangenheit in die Gegenwart hineingerutscht war, um hier eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Daß es so etwas gab, war mir bekannt, denn das hatte ich bereits am eigenen Leibe erlebt.
    Den Körper bewegte sie nicht, nur ihren Kopf. Dabei zitterten die blonden Locken, und dann huschte ein knappes Lächeln über ihr Gesicht. Sie sah aus, als wollte sie uns ansprechen, schaute sich jedoch gespannt um und kam dann noch eine Stufe vor.
    »Ich werde sie fragen, wer sie ist«, flüsterte mir Wladimir zu. Er bekam ein Nicken als Antwort.
    Er stellte die Frage in Russisch.
    Ich konzentrierte mich auf das Gesicht der kriegerisch wirkenden Amazone und sah, daß sich der Ausdruck darin veränderte, als Wladimir die Frage stellte.
    Sie hatte ihn verstanden.
    Dann antwortete sie.
    Ich konnte zwar einige Brocken russisch, aber diese Person sprach so schnell, daß ich so gut wie gar nichts begriff. Im Gegensatz zu Wladimir Golenkow. Ich hörte ihn scharf atmen und erkannte, daß sich auf seinem Gesicht die Überraschung abzeichnete.
    »Was ist denn?« zischelte ich.
    »Verdammt, John, das ist ein Hammer. Damit habe ich ja nie gerechnet.«
    »Womit?«
    »Sie heißt Irina Blochin!«
    Diesmal bekam auch ich große Augen, denn damit kam ich ebenfalls nicht zurecht. »Olegs Frau…?«
    »Sicher.«
    »Was tut sie hier?«
    »Das werde ich noch herausfinden, keine Sorge.«
    Er sprach weiter. Ich verstand wieder nichts und konnte diesem Frage- und Antwortspiel einfach nur zuhören. Auf meinem Gesicht lag ein großes Staunen, das wußte ich, ohne selbst in den Spiegel geschaut zu haben. Ich bewunderte auch Wladimir, der sehr ruhig blieb, obwohl er hin und wieder den Kopf schüttelte, als könne er das, was man ihm da mitteilte, überhaupt nicht fassen.
    Ich dachte auch an die Zeit, die verrann. Denn jeden Augenblick konnte das Monstrum hier erscheinen. Blochin hatte nicht grundlos dafür gesorgt, daß wir in dieses Gewölbe hineingerieten.
    Ich wollte Wladimir bitten, das Gespräch zu beenden, als er nickte und sich mir zudrehte. Wir waren noch immer gefesselt, das hatten wir leider im Moment vergessen, denn mit ihrer Waffe hätte uns die Frau sehr gut die Stricke durchtrennen können.
    »Nun?«
    Wladimir räusperte sich. »Ich packe es nicht, John. Es will einfach nicht in meinen Kopf, denn das ist Wahnsinn und mit Logik kaum zu erklären. Ich komme da nicht mit.«
    »Was ist denn so schlimm?«
    »Sie heißt Irina Blochin, das weißt du.«
    »Sicher.«
    »Sie kennt die Geschichte und die Tragik, die sich hier auf der Insel abgespielt hat. Daß es einer Frau mit demselben Namen damals nicht gelungen ist, die Amme und die beiden Kinder vor der Bestie zu retten. Die Frau wurde
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