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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt
Autoren: Volker Krämer
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den Schritt ins Präsidium getan hatte. Jetzt stand sie im Mittelpunkt, was ihr nicht unangenehm war, denn so oft war das in den letzten Jahren ja nicht vorgekommen. Dennoch hatte sie nun langsam die Nase voll von dem Staatsanwalt und seinen Zweifeln an ihrer Aussage.
    »Sie ähnelten ihnen nicht - sie waren identisch. Wie oft soll ich Ihnen das jetzt noch erzählen?«
    Joel Wisslaire und François Brunot wohnten der Vernehmung bei, ebenso wie Nicole Duval, die Gaudian zähneknirschend aus der Haft entlassen hatte. Die Aussagen aller, die die beiden Nicoles mit eigenen Augen und nebeneinander stehend gesehen hatten, ließen keinen Zweifel mehr zu. Aber die Gründe für ein solches Doppelgängerpaar konnte oder wollte er noch nicht sehen.
    Nicole hatte ihre Geschichte angebracht.
    Die Geschichte eines Mannes namens Gino di Cittavecchio, dessen Tod in Mafia-Kreisen die irrige Meinung hervorgebracht hatte, dass Professor Zamorra nicht unschuldig an dessen Ableben war. Zumindest hätte er diesen Tod verhindern können. Und die Mafia schreckte auch bei ihren Rachefeldzügen schon lange nicht mehr von High-Tech-Methoden zurück. [2]
    Ein solch perfektes Paar konnten nur echte Experten erzeugen. Und da selbst die Fingerabdrücke identisch waren, musste man davon ausgehen, dass da jemand wirklich viele Euros ausgegeben hatte, um Zamorra einen Mord anzuhängen.
    Nicole hatte tief in die Trickkiste gegriffen und in einem stillen Moment mittels ihres Dhyarras das Fragment einer hauchdünnen Folie erzeugt, auf dem die unverwechselbaren Linien ihres rechten Daumens zu finden waren - so fein und perfekt, dass jeder, der sich diese Folie über den eigenen Daumen klebte, von nun an ihren Fingerabdruck hinterlassen würde.
    Nicole Duval war von vornherein klar, dass diese Story an den Haaren herbeigezogen klingen musste, jedoch nicht so einfach zu widerlegen war. Und das Auftauchen von Galyna Delettré, der Augenzeugin des Mordes, die auch noch das Mordpaar aus der Spiegelwelt beobachtet hatte, untermauerte die ganze Sache so gewaltig, dass auch der skeptischste Staatsanwalt die Segel streichen musste.
    Nun fehlten nur noch Pierre Robin und Zamorra.
    Das Telefon unterbrach die Vernehmung und Staatsanwalt Gaudian hörte dem Anrufer eine ganze Weile lang schweigend zu. »Bringen Sie sie in mein Büro. Aber bitte unauffällig. Ja? Gut.«
    Gaudian legte auf und sah in die Runde. »Im Stadtpark von Lyon sind zwei männliche Personen aufgegriffen worden. Beide in erbarmungsvollem Zustand. Einer von ihnen, äh, nackt. Und er behauptet, Chefinspektor Pierre Robin zu sein. Der andere sagt…«
    Nicole Duval hörte den Rest des Satzes nicht mehr, denn sie war bereits aus dem Büro gestürmt, um Zamorra in Empfang zu nehmen…
    ***
    Château Montagne - zwei Tage später
    Pierre Robin und Professor Zamorra saßen sich in bequemen Sesseln gegenüber.
    Nicole hatte sich auf dem breiten Sofa ausgestreckt und prostete den Männern zu. »Auf das gute Ende der Sache, ihr Süßen.«
    Robin lachte. »Lass das Diana nicht hören. Aber ernsthaft, Nicole. Die Geschichte, die du Gaudian verkauft hast… Er knabbert jetzt noch daran herum.«
    Nicole kicherte und gähnte anschließend ausgiebig hinter vorgehaltener Hand. »War mir ein Vergnügen, den armen Burschen auszutricksen. Ich hätte mir das auch nicht geglaubt, aber was sollte er machen?« Sie wurde schlagartig ernst. »Ich hatte zwischenzeitlich wirklich große Sorgen um euch zwei.«
    »Nicht ganz zu unrecht.« Zamorra trank von dem hochprozentigen Zeug, mit dem sich so manches Burggespenst in Schottland nur zu gerne seine Ketten geölt hätte. »Mein Spiegelwelt-Zwilling macht mobil. Ich hätte nur nicht geglaubt, dass er so heftig zuschlagen würde. Mir tut es nur um die Wesen der Sphäre leid, denn sie hatten niemanden etwas getan. Man hätte ihnen nur ihre Ruhe lassen müssen.«
    Pierre Robin war es, der die Sache abschloss. »Ein gutes Ergebnis kann ich bei der ganzen Sache aber für mich verbuchen.«
    Zamorra und Nicole sahen ihn fragend an.
    »Na ja, ich habe zwar keine Ahnung, wann es passiert ist, aber meinen schmerzenden Zahn bin ich dort losgeworden. Ausgeschlagen, ausgespuckt… was weiß ich. Mein Zahnarzt wird also erst einmal nichts an mir verdienen, der alte Halsabschneider.«
    ENDE
    [1] Siehe Professor Zamorra Nr. 659 »Invasion!«, und folgende
    [2] Siehe Professor Zamorra Nr. 740 »Das Blutgespenst«
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