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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt
Autoren: Volker Krämer
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bis er auf das Château krachen musste.
    »Und jetzt?«
    Robins Frage konnte Zamorra nicht beantworten. Ja, was jetzt? Zum Nachdenken blieb ihm keine Zeit, denn zwischen ihm und dem Brunnen, der in der Mitte des Vorplatzes lag, entstand eine diesmal nahezu perfekte Nachbildung seiner selbst - und griff ihn mit erstaunlicher Geschwindigkeit an!
    Es gelang dem Professor nur noch, sich seitlich wegzudrehen, doch der Wucht der Attacke konnte er nicht mehr ausweichen. Die fast naturgetreu nachgebildeten Hände seines Amöben-Gegners umfassten Zamorras Taille und schleuderten ihn mit martialischer Kraft gegen den Brunnenrand. Zamorra kam wieder auf die Beine und sah, wie sein Gegner Robin beiseite wischte, der dem Professor zu Hilfe gekommen war.
    Erneut trafen die beiden Zamorras aufeinander, und wieder wurde der Zamorra gegen den Rand des alten Brunnens geschleudert.
    Ächzend kam der Parapsychologe wieder auf die Beine und wandte sich seinem Gegner zu.
    Der Amöboide schwankte, konnte sich kaum auf seinen künstlich ausgebildeten Beinen halten. Die Angriffe mussten ihn nahezu die gesamte Energie gekostet haben. Doch er kam erneut auf Zamorra zugewankt.
    Der Dämonenjäger stutzte. Irgendetwas an der Haltung des Amöben-Wesens…
    Es hielt eine Hand ausgestreckt, als wolle er nicht angreifen, sondern auf etwas deuten, auf irgendetwas hinweisen.
    Und endlich verstand Zamorra.
    Der Brunnen!
    Natürlich, wie hatte er nur so blind sein können. Wieder und wieder war ihm der bildhaft übertragene Hinweis der Amöben durch den Kopf gegangen, doch seine wirkliche Bedeutung hatte sich ihm verschlossen. Bis zu diesem Augenblick.
    Der Amöboide stand mit seinem ausgestreckten Arm nur zwei Meter hinter dem Professor und deutete auf den uralten Brunnen.
    »Schon gut, jetzt habe ich euch endlich verstanden.«
    Der Amöben-Zamorra gab ein seufzendes Geräusch von sich, als wäre er nun endlich zufrieden. Er sank auf die Knie und verging in einer Explosion, die von ihm nur eine schlaffe Hülle übrig ließ.
    Er hatte seine Aufgabe erfüllt.
    Der Grund. Suche ihn! Der Grund. An alles mögliche hatte Zamorra dabei gedacht, aber nicht an den Grund des Brunnens! Das musste es ganz einfach sein - es musste, denn eine weitere Chance würden er und Robin nicht haben, diese Sphäre lebend zu verlassen.
    »Komm herüber, Pierre, wir spielen jetzt Froschkönig!« Vorsichtig tastete Zamorra den inneren Rand des Brunnens rundherum ab, bis er fündig wurde. Eisensprossen, die in die Finsternis hinabführten.
    Der Kommissar verstand noch nicht. »Was redest du für ein wirres Zeug, wir…«
    Ein hässliches Krachen ließ ihn verstummen. Der verdoppelte Nordturm hatte mit seinen Zinnen das Château berührt. Die Katastrophe stand unmittelbar bevor.
    »Frag nicht. Keine Zeit für Erklärungen. Oder möchtest du unter Tonnen von Gestein begraben werden?« Zamorra schwang sich über den Brunnenrand und begann vorsichtig mit dem Abstieg. Er konnte nur hoffen, dass die alten Sprossen hielten. Was hätte er jetzt für eine Taschenlampe gegeben. Oder für seinen Dhyarra-Kristall, mit dem er in der Lage war, ein einigermaßen brauchbares Licht zu erzeugen.
    Über ihm krabbelte nun Pierre Robin in den Bauch des Brunnens. Das letzte, was Zamorra vom Firmament über der Sphäre sah, war der immer breiter werdende Riss. Dann verschluckte ihn die Dunkelheit des Schachtes ganz.
    ***
    Zamorra war froh, dass die eisernen Sprossen zumindest trocken waren, denn es war auch so schon eine artistische Glanzleistung, nur durch Ertasten mit den Fußspitzen die nächste Eisenklammer zu erwischen. Und zum Akrobat hatte Zamorra sich eigentlich nie berufen gefühlt.
    Der Lärm von der Sphärenoberfläche drang in den Schacht. Das Knirschen und Knarren des sich langsam senkenden Turmes wurde untermalt von immer heftiger werdenden Explosionen. Die Zeit drängte!
    Als nach unendlich lang erscheinenden Minuten und unzähligen Sprossen fester Boden unter seinen Fußsohlen zu spüren war, atmete Zamorra auf.
    »Du hast es gleich geschafft, Pierre«, rief er. »Wir sind unten angekommen.«
    Sein Optimismus hielt sich in engen Grenzen, denn die Schwärze vor seinen Augen verhieß nichts Gutes. In welche Richtung mussten sie sich nun wenden, und gab es überhaupt abzweigende Gänge? Es konnte lange dauern, bis sie nur durch Ertasten Klarheit darüber gewannen - vielleicht zu lange.
    Ein vertrautes Gefühl ließ Hoffnung in Professor Zamorra aufkommen, das lang vermisste Gefühl des
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