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0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

0758 - Mörder aus der Spiegelwelt

Titel: 0758 - Mörder aus der Spiegelwelt
Autoren: Volker Krämer
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aber das gefällt mir alles nicht oder ich habe es schon bei hundert anderen Frauen gesehen. Mit dem Plunder kannst du mich nicht begeistern.«
    Marie glaubte sich verhört zu haben, doch die Kundin war hier Königin, daran gab es nichts zu rütteln. Das ehemalige Modell verkniff sich die Entgegnung, die ihr auf der Zunge lag und suchte die verrücktesten Kreationen heraus, die sie anzubieten hatte. Dennoch verstand sie nicht, was mit Nicole los war.
    Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete sie Zamorra, der gelangweilt gegen eine der tragenden Säulen im Laden lehnte. Auch das war merkwürdig, denn die beiden waren zwar oft gemeinsam hier aufgetaucht, doch es hatte nie sehr lange gedauert, bis der Professor sich wieder verabschiedete, um Nicole später - oft viel später - abzuholen. Heute jedoch blieb er, wenn auch offensichtlich völlig interesselos am Tun seiner Gefährtin.
    »Heute keine wichtigen Erledigungen zu tätigen, lieber Professor?« Sie zwinkerte ihm lächelnd zu.
    »Kümmern Sie sich nicht um mich, Marie, sondern besser um Nicole. Die scheint ja nicht begeistert von dem zu sein, was Sie ihr anzubieten haben, richtig?« Ein ironischer Zug lag um seinen Mund, den Marie Voloh nicht von ihm kannte. Sie hatte Zamorra immer als äußerst höflichen und liebenswerten Menschen erlebt. Irgendetwas stimmte mit dem Pärchen heute nicht, doch Marie konnte sich keinen Reim auf die Sache machen.
    Womit der Professor sein Geld verdiente, war ihr schon immer ein Rätsel gewesen. Andererseits konnte ihr das völlig gleichgültig sein, denn für sie zählte schließlich nur, dass er es hier in ihrem Geschäft ließ. Zudem hatte Marie viele Kunden, deren Gelderwerb nicht so unbedingt nachvollziehbar war. Das war also nicht ungewöhnlich bei denen, die sich die neuste Pariser Mode leisten konnten.
    In der Zwischenzeit hatte eine weitere Kundin den Laden betreten, die Marie jedoch nur flüchtig kannte. Sie bemerkte nicht den intensiven Blickkontakt zwischen Zamorra und Nicole, die sich kurz zunickten.
    Jetzt war alles so, wie sie es sich vorgestellt hatten.
    Die Aktion lief an.
    ***
    »Marie, mehr als diese drei Fummel hier finde ich bei dir heute einfach nicht.« Nicole Duval warf die sündhaft teuren und ausgefallenen Kreationen achtlos auf die kleine Theke, so wie man einen Putzlappen in eine Ecke schleudert.
    Marie Voloh musste hart schlucken. Noch so eine Bemerkung und sie konnte bald für ihre bekannte Freundlichkeit den Kunden gegenüber nicht mehr garantieren. Wozu sollte sie sich hier auch noch verbiegen? In wenigen Wochen war sowieso das Ende der Fahnenstange erreicht. Doch hier und jetzt riss sie sich noch zusammen, denn sie hatte Nicole immer sehr gemocht. Jeder durfte seinen miesen Tag haben, auch Zamorras Lebensgefährtin musste man den zugestehen.
    Erstaunt registrierte sie, dass der Professor seine Kreditkarte zückte und zur Kasse kam. Hatte er Nicole etwa das Plastikgeld entzogen? Das wäre natürlich ein nachvollziehbarer Grund für ihre Stimmung gewesen.
    »Ein schönes Stück besitzen Sie da, Marie.« Zamorra griff nach der vergoldeten Schneiderschere, die seit dem Eröffnungstag von Donna M direkt neben der Kasse lag. Fasziniert betrachtete er die feinen Ziselierungen, die auf Griff und Klingen der Schere zu sehen waren. Ein wahres Meisterstück.
    »Ein Geschenk meiner Mutter.« Marie sah Zamorra in die Augen. »Sie meinte, eine Schneiderschere gehöre in so ein Geschäft, quasi als Symbol. Außerdem meinte sie, die Schere wäre ein Glücksbringer für mich.«
    Ein hämisches Grinsen beherrschte das Gesicht des Professors. »Ihre Mutter war eine Närrin.«
    Marie war viel zu verblüfft, um ihm eine passende Antwort auf diese Beleidigung zu geben. Zamorra ließ ihr auch keine Zeit dazu. Spielerisch drehte er das antike Stück in seiner rechten Hand. »Ich sag Ihnen auch warum das so ist. Diese Schere wird Ihnen nur eines bringen - den Tod!«
    Die geschlossenen Klingen senkten sich in die Brust von Marie Voloh. Die weit aufgerissenen Augen der Frau entlockten Zamorra ein böses Lachen. »So überrascht? Nicht doch… Es kommt ja noch besser.«
    Er zog die Klinge aus der Wunde und stach sie in Maries Hals. In den gebrochenen Augen des früheren Supermodells stand die Frage nach dem Warum, selbst dann noch, als sie tot zu Boden sank.
    Zamorra wirbelte zu der Kundin herum, die laut aufschrie. Nicole Duval machte einen Satz in Richtung der Frau, doch instinktiv tat die das einzig Richtige: Wie von Furien
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