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0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!

Titel: 0750 - Ich bin dein Henker, Sinclair!
Autoren: Jason Dark
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sagen. Er war der große Dirigent, der sie fertig machen konnte.
    Horst Wehner hatte es erst gar nicht gewagt, sich zu rühren. Vielleicht konnte er es auch nicht. Für ihn musste ebenfalls eine Welt zusammengebrochen sein. Bisher hatte er Willi ausgelacht, das änderte sich nun. Die Angst hielt auch ihn umfangen. Seine Handflächen waren nass geworden und es gelang ihm einfach nicht, seinen Blick von dieser verdammten Kiste, die letztendlich doch ein Sarg war, wegzunehmen.
    Das Kratzen blieb. Diesmal allerdings stärker, sogar untermalt von einem leichten Klopfen, als würde das Wesen, das sich dort aufhielt, etwas Bestimmtes von den Außenstehenden fordern.
    Dann sagte Maitland etwas, das sie noch tiefer erschreckte und ihnen auch die eigene Hilflosigkeit vor Augen führte, weil sie sich nicht wehren konnten. »Öffnet die Kiste! Los, ich erlaube euch, eure Neugierde zu befriedigen und den Sargdeckel aufzuklappen. Sicherlich habt ihr unterwegs oft davon gesprochen.« Als sie wie automatisch nickten, lachte Maitland auf, dann sprach er weiter. »Jetzt sei es euch vergönnt. Lernt den kennen, den ihr mir gebracht habt.«
    »Wir wollen nicht!«, flüsterte Willi. Er hatte die Arme dabei gespreizt und bewegte ruckartig die Hände. »Ehrlich, Maitland, wir wollen es nicht.«
    »Warum nicht?«, höhnte er. »Angst bekommen?«
    »Ja und nein. Es geht uns nichts an…«
    »Ihr müsst!« Seine Stimme glich einem Donnerhall, der durch die leere Halle dröhnte. »Verdammt noch mal, ihr müsst, denn ich habe es euch befohlen!«
    Sie schwiegen, drehten die Köpfe einander zu, und ihre Blicke fraßen sich jeweils in die Augen des anderen. Keiner wollte der Erste sein und den Anfang machen.
    »Nein«, ächzte Willi Gläser.
    Maitland hatte etwas sagen wollen, selbst er stoppte jetzt, denn ein weiteres Geräusch überlagerte das erste bei weitem.
    Altes Holz riss mit fürchterlichen Geräuschen. Sie vernahmen das Knacken ebenso wie das Knirschen. Letzteres hörte sich an, als wären Fäuste dabei, Knochen zu brechen.
    Beide Männer zitterten vor Angst. Aber beide konnten nicht anders, als auf den Deckel der Kiste zu starren, der noch auf dem Unterteil lag.
    Nicht mehr länger. Er war es, der gesplittert war, und er bekam auch den Druck von unten. Das alte Holz sah aus, als würde es Wellen werfen. Noch hielt es stand, wenig später aber entstand der erste Riss.
    Willi stöhnte auf. Die Haut an seinen Schultern und am Rücken spannte sich. Unzählige Insektenbeine krochen darüber hinweg und malträtierten ihn.
    Die Angst wurde zu einem Druck, sein Körper verwandelte sich in einen überhitzten Kessel. Dabei geschah nicht viel, nur eben dieses Knacken, dann der Riss, aber Willi wusste genau, dass ihm der Schrecken aus dem Sarg entgegenströmen würde.
    Schon immer hatte er es gewusst, schon immer. Er keuchte. Speichel tropfte aus seinem offenen Mund und klatschte auf den Deckel.
    Was tat Wehner?
    Gar nichts. Er stand unbeweglich und schien regelrecht gefühllos geworden zu sein. Obwohl er lebte, sah er aus wie eine Leiche. Er schaute nicht direkt auf die Kiste, sondern schielte zum Gesicht des dunkelhaarigen Mannes, dessen Züge etwas Arrogantes und Wissendes angenommen hatten. Er war der Meister, er war der Herr dieser verfluchten Burg, die äußerlich so leer war, in ihrem Innern jedoch voll von einem unheimlichen Leben steckte.
    Die Kraft ließ sich nicht stoppen. Wieder brach etwas auf dem Deckel auseinander. Abermals gefolgt von einem knirschenden Geräusch. Der Riss hatte sich vergrößert.
    Jetzt könnte etwas geschehen, dachte Willi Gläser. Sein dunkler Oberlippenbart glänzte so feucht, als hätte jemand Öl darüber gestrichen. Der widerliche Gestank breitete sich plötzlich in der Halle aus. Er wellte hoch. Modergeruch, mit all seiner Scheußlichkeit, die nur ein altes Grab aussenden konnte.
    Ein Loch im Sargdeckel. Breit genug, um nicht nur den Gestank nach draußen zu lassen, auch etwas anderes. Es war noch verborgen, aber Willi sah die Bewegung bereits. Etwas splitterte wieder, ein dünner Splitter Holz wirbelte hoch und blieb dann liegen.
    Die Bahn war frei. Und sie kam. Die schrecklich bleiche und halb gekrümmte Hand einer Leiche!
    Wieder war es für die beiden Männer nicht zu fassen, als sie die Klaue sahen, die mit dem Gelenk gegen den Rand der Lücke drückte und dabei zur Seite knickte. Sie sah aus wie die Hand einer Stoffpuppe. Ein paar Fäden schienen sie gerade noch zu halten, und Gläser stierte die
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