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0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe
Autoren: Timothy Stahl
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Tendyke, »hat er denn noch ein paar Flaschen zu bieten, dein Keller? Deshalb bin ich ja eigentlich rübergekommen - um mir ein paar Flaschen dieses edlen Gesöffs zu borgen.«
    »Sicher, sicher«, beruhigte ihn der Parapsychologe und kam sofort wieder auf Tendykes Geschichte zu sprechen. »Bist du nach deinem Tod als Royce Bane unter dem Namen Robert Tendyke zurückgekommen?«
    Tendyke grinste und zwinkerte seinem alten Freund zu. »Das ist eine andere Geschichte…«
    »…und die soll ein andermal erzählt werden«, vervollständigte Zamorra und verzog schmollend die Lippen. »Alter Geheimniskrämer.«
    »Was wäre das Leben ohne Geheimnisse?«
    »Langweilig«, befand Zamorra.
    »Genau.«
    Zamorra hatte ohnehin nicht wirklich damit gerechnet, dass Tendyke noch mehr über sich preisgeben würde, zumindest jetzt nicht. Es war ja schon erstaunlich genug, dass er diese Geschichte in derart epischer Breite erzählt hatte - ebenso erstaunlich wie sein Erzähltalent überhaupt. Zamorra hatte das Gefühl, selbst dabei gewesen zu sein, so lebendig hatte Tendyke die damaligen Geschehnisse geschildert. Und ebenso Ereignisse, die er nicht aus erster Hand wissen konnte, und das in einer Art, dass man nicht daran zweifeln wollte, sie hätten sich womöglich ein klein wenig anders zugetragen.
    »Weißt du, ob es diesen Hort der Wölfe heute noch gibt?«, fragte Zamorra und öffnete eine weitere Flasche Wein, während Tendyke ihm sein leeres Glas schon hinhielt.
    »Ich habe nie nachgesehen. Ich hege eine Abneigung gegen Orte, an denen ich einmal gestorben bin.«
    Zamorra schenkte ein. »Das ist ja eigentlich auch barbarisch«, meinte er.
    »Findest du?«
    »Nein, nein, nicht deine Einstellung - ich meine, den Wein nicht atmen zu lassen und praktisch direkt aus der Flasche zu saufen.«
    »Was soll's? Auf fürnehm machen wir beim nächsten Mal wieder. Heute sind wir echte Kerle. Cheers« Tendyke nahm einen Schluck und griff den Faden dann wieder auf: »Ich gehe aber davon aus, dass Old Man inzwischen das Zeitliche gesegnet hat - vorausgesetzt, es hat nicht wieder ein Umkehrschub in seinem Alterungsprozess eingesetzt.«
    »Ich habe schon darüber nachgedacht, während du noch erzählt hast«, sagte Zamorra. »Ich glaube, er ist tot.«
    »Und wie kommst du darauf?«
    »Wäre es nicht möglich, dass Old Man so etwas wie eine Gegenkraft zu Lykandomus, dem alten Schweinehundswolf, war?«
    »Du meinst, weil jede Kraft im Multiversum irgendwo ein Pendant hat?«
    Zamorra nickte. »Ja. Mir scheint, Old Man war mehr als nur ein Werwolf, der zufällig die Gabe hatte, seiner dunklen Seite zu entsagen. Und ich könnte mir vorstellen, dass er in dem Moment gestorben ist, als ich Lykandomus ein für allemal zur Hölle schickte - oder um diesen Zeitpunkt herum jedenfalls.« [2]
    »Wann war das noch gleich?«, fragte Tendyke.
    Zamorra zuckte die Achseln. »Ich weiß es nicht mehr genau. Schon lange her. Fünf Jahre sicher. Bei all dem Kroppzeug, das wir ins Fegefeuer fegen, verliert man schon mal den Überblick.«
    »Kann aber auch der Wein sein«, griente Tendyke. »Du warst schon mal trinkfester, mein Bester.«
    Zamorra winkte ab. »Ein paar Nächte durchschlafen, und ich trink dich wieder unter den Tisch. In der letzten Zeit war der Job verdammt anstrengend. Dein Herr Vater geruhte deinen Onkel in Broceliande erwürgen zu wollen, Nicole beliebte Astardis den Fangschuss zu geben, wobei wir jetzt rätseln, ob das tatsächlich geklappt hat oder nicht, weil er dennoch wieder auftauchte, wir mussten unseren Hausdrachen Fooly vor den Unsichtbaren retten, und als wär's nicht genug, rumpelte da noch ein diabolischer Schlossherr und Sammler magischer Maori-Artefakte herum, dem wir auf die frechen Finger klopfen mussten.«
    »Astardis«, brummte Tendyke. »Ich denke, er ist wirklich tot.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte Zamorra verblüfft.
    »Manche Dinge sprechen sich auch außerhalb der Hölle rasch herum«, erwiderte Tendyke. »Ich habe meine Informationsquellen… Aber was meinen Herrn Vater angeht - nenn ihn nicht so. Er hat mich erzeugt, das ist alles. Mein Vater im Sinne des Begriffs ist er nicht.«
    Zamorra winkte ab. »Ja, weiß ich doch - und juckt mich nicht, Mann. Ich habe andere Probleme.«
    »Hättest du was Vernünftiges gelernt, müsstest du dich nicht mit Dämonen, Teufeln und sonst was herumschlagen«, grinste Tendyke.
    »Du musst reden«, stichelte Zamorra zurück. »Wenn ich so alt wäre wie du, hätte ich mir auch ein
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