Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0749 - Hort der Wölfe

0749 - Hort der Wölfe

Titel: 0749 - Hort der Wölfe
Autoren: Timothy Stahl
Vom Netzwerk:
überall her Old Mans Stimme. Dann war ihm, ganz kurz nur, als berühre ihn etwas. Und als griffe es in ihn hinein, um etwas fortzunehmen.
    Und dann war seine Angst verschwunden!
    Er fürchtete sich nicht davor, sich dem Wolf nackt und mit bloßen Händen stellen zu müssen. Er brannte förmlich auf den Kampf, darauf, der Bestie, die ihm sein bisheriges Leben verdorben hatte, den Hals zu brechen oder was immer es bedurfte, sie zu besiegen.
    Eben dieser Wille lohte im Gegenzug aber auch in dem Wolf, vielleicht sogar stärker noch als im menschlichen Teil von Strongtrees Selbst.
    Und das Tier war ungeduldiger.
    Es machte den Anfang.
    Griff an.
    ***
    Lykandomus mochte zwar aufs Grausamste mit ihnen umgesprungen sein, eines indes hatte er nicht getan: Er hatte sie nicht belogen! Alles, was er ihnen über diesen Hort der Wölfe gesagt hatte, über die Besonderheiten dieses Ortes und die Wege und Mittel, wie manche Hürden zu überwinden seien, stimmte.
    So hatte es sich auch als wahr erwiesen, dass sie das Zentrum, das Herz des Hortes, nur dann finden konnten, wenn Old Man sie dorthin führte.
    Das hatte der ›weiße‹ Wolf in Menschengestalt natürlich nicht aus freien Stücken getan. Aber sie waren ihm und seinem Begleiter, mit dem zusammen er den Bewusstlosen aus Nameless fortbrachte, mit dem Automobil gefolgt. In gehörigem Abstand, versteht sich, damit die Indsmen nicht auf sie aufmerksam wurden.
    Merlow Vanduren eilte immer wieder voraus, nahm die Fährte des vorausreitenden Trios auf und kehrte dann zurück, um Talbot den richtigen Weg durch das teilweise recht unwegsame Gelände zu weisen. Dass der Ford die Strecke bewältigte, kam einem kleinen Wunder gleich, und vielleicht ging es ja auch nicht ganz mit rechten Dingen zu. Möglich schien Talbot an diesem Ort fast alles.
    Nein, korrigierte er sich in Gedanken, nicht nur an diesem Ort, sondern generell seit kurzem. Dazu musste er sich ja nur Vanduren ansehen.
    Merlow Vanduren, den sie voller Ehrfurcht und Angst den Jäger genannt hatten.
    Jetzt, seit seiner verhängnisvollen Begegnung mit Lykandomus, vermochte Vanduren zwar immer noch Angst zu verbreiten, aber wohl kaum noch unter Wölfen. Lediglich Menschen würden ihn fürchten bei dem Anblick, den er nun bot. Den Menschen allerdings zeigte er sich tunlichst nicht.
    Denn er war nicht nur Schauergestalt, sondern auch - und vor allem - ein Bild des Jammers.
    Er hatte sich geweigert, auf den Handel einzugehen, den ihm der Herr der Wölfe angetragen hatte. Daraufhin hatte Lykandomus ihm ein Geheimnis offenbart, das Geheimnis der Vanduren gelüftet: Sie trugen den Wolfskeim in sich, wie Vanduren es im Stillen ja schon befürchtet hatte - und Lykandomus hatte diesen schlafenden Keim nun in Merlow Vanduren geweckt! Ohne ihn sich jedoch zu ganzer Blüte entfalten zu lassen. Auf halbem Wege sozusagen hielt er den Prozess an. Und seither war Vanduren halb Mensch, halb Tier, ein Wolfsmann im wörtlichen Sinne - und dazu verdammt, in dieser Gestalt zu bleiben.
    Im Licht des Mondes warf Talbot einen kurzen Blick auf die entstellte Fratze Vandurens, die kaum noch als sein früheres Gesicht zu erkennen, aber auch weit entfernt von dem eines echten Wolfes war.
    Ihn schauderte. Nicht nur des scheußlichen Anblicks wegen, sondern auch in der Erinnerung an das, was weiter geschehen war.
    Lykandomus hatte seinen Plan nämlich nicht aufgegeben und war mit Vanduren zu Talbot gekommen, um nun ihm einen Pakt vorzuschlagen: Er, Talbot, sollte fortan die Rolle des Jägers übernehmen, und Merlow Vanduren würde ihm gewissermaßen als Jagdhund dienen.
    Wäre er nicht darauf eingegangen, hätte ihn dasselbe Schicksal ereilt wie Vanduren.
    Die Wahl fiel Talbot insofern nicht schwer, als dass ihm im Grunde gar keine blieb. Er wollte nicht so enden wie Vanduren. Zudem stellte Lykandomus in Aussicht, den Fluch von Vanduren zu nehmen, sollte es ihnen gelingen, den Hort der Wölfe zu vernichten.
    Da Talbot nicht mehr der Jüngste war, hatte Lykandomus Kräfte in ihm geweckt, die er selbst nie in sich vermutet hätte, und zudem Instinkte, die ihn zum Jäger machten. Womit der Herr der Wölfe eigentlich nichts anderes getan hatte, als Talbot ebenfalls zum Wolf zu machen, nur die tierhafte Gestalt hatte er ihm erspart.
    Und jetzt waren sie ihrem Ziel, der Auslöschung des Hortes der Wölfe, nicht nur einen großen Schritt näher gekommen, sondern nur noch einen kleinen davon entfernt!
    Das Auto hatten sie in einiger Entfernung stehen lassen und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher