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0747 - Fooly, der Jäger

0747 - Fooly, der Jäger

Titel: 0747 - Fooly, der Jäger
Autoren: W.K. Giesa
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hundert Jahre alt, aber längst nicht erwachsen. Ein liebenswerter Tolpatsch, der immer wieder für Chaos sorgte, dem aber auf Dauer niemand wirklich böse sein konnte.
    Fooly hatte geschrien?
    Telepathisch?
    Das war neu. Eine telepathische Verständigung mit Menschen war mehr als ungewöhnlich. Andererseits behauptete Fooly stets, des öfteren mit Bäumen zu reden. Einer von ihnen, der im zum Château gehörenden Park aufragte, war sein spezieller ›Freund‹.
    Aber Menschen hatte der Jungdrache sich bisher noch nicht telepathisch mitgeteilt.
    Nicole und Zamorra sahen sich an. Dann verließen sie das Kaminzimmer.
    Sie eilten hinüber in den Nordflügel des Châteaus, wo Gäste und Besucher einquartiert wurden, und das Personal, soweit es im Haus wohnte -derzeit nur Butler William. Madame Claire, die Köchin, hatte ihre Wohnung unten im Dorf und kam täglich zum Château herauf, um für das leibliche Wohl der Bewohner zu sorgen.
    Dauergäste waren Lady Saris und ihr Sohn sowie der Drache. Andere Besucher gab's derzeit nicht.
    Nicole war schneller als Zamorra und erreichte Foolys Unterkunft vor ihm. Aber dann zögerte sie einzutreten.
    Zamorra war da entschlossener. Er verzichtete aufs Anklopfen und stieß die Tür auf, die niemals abgeschlossen war.
    Die dahinter liegenden Zimmer waren nicht für die Bedürfnisse von Menschen, sondern für die eines Drachen eingerichtet. Und da lag er im zweiten Raum in seinem »Nest«, hingestreckt und Arme und Beine von sich gestreckt, das Krokodilmaul geöffnet und nach Luft japsend.
    Der etwa 1,20 Meter große und ebenso breite Jungdrache - Böswillige hätten ihn ›fett‹ genannt - schien erhebliche Probleme zu haben. Er wand sich hin und her, keuchte und hustete. Jedesmal sprühten Funken aus seinem Rachen. Seine Telleraugen waren weit geöffnet, die Pupillen aber verdreht.
    »Fooly«, rief Zamorra ihn an, dann etwas lauter und schärfer: »Mister MacFool!«
    Der Drache zuckte zusammen. Sein mit dreieckigen, spitzen Hornplatten besetzter Schweif zuckte hin und her und hätte Zamorra beinahe verletzt. Der sprang gerade noch rechtzeitig zurück.
    »Fooly!«
    »Ja…«
    Er erwachte aus seinem Zustand.
    »Was? Wo…? Chef? Mademoiselle?«
    Er erkannte die beiden Menschen.
    »Was ist los mit dir, Fooly?«, fragte Zamorra. »Was ist passiert?«
    Der Jungdrache rieb sich mit seinen vierfingrigen Händen die Augen. »Weiß nicht… Ich… Da war etwas… Furchtbares…«
    »Hast du schlecht geträumt?«
    Fooly rappelte sich auf. »Geträumt? War es ein Traum? Es war alles so echt… so schlimm…«
    »Erzähl's uns«, bat Nicole. Sie setzte sich auf einen Besucherstuhl. Zamorra lehnte sich an einen Schrank.
    »Vielleicht können wir dir helfen«, sagte er.
    »Es war… mein Elter… starb…«, stammelte der Jungdrache verloren.
    »Du hast wieder davon geträumt?«, fragte Zamorra leise. »Wieder einmal?« Er ging zu Fooly und setzte sich neben ihm auf den Boden. Seine Hand strich sanft über die grünbraune Schuppenhaut des Jungdrachen. »So etwas passiert immer wieder«, sagte er leise. »Diese Erinnerungen wird man nie los, egal, ob man Mensch oder Drache ist.«
    Es war Jahre her. Die Unsichtbaren, eine nicht nur den Menschen feindlich gesonnene Spezies, hatten Foolys Elter ermordet. Daraufhin hatte Butler William den Jungdrachen gewissermaßen adoptiert, etwas, das er heute manchmal bereute. Der Tod seines Elters war für Fooly von besonderer Tragik, denn so konnte er auch nicht ins Drachenland zurück kehren, dem er entstammte. Da er noch nicht erwachsen war, würde man ihn dort ohne seinen Elter nicht akzeptieren. So war er praktisch dazu verurteilt, den Rest seiner Kindheit auf der Erde zu verbringen, bis er endlich die Erwachsenenreife erlangte und heimkehren konnte.
    Wie lange das dauerte - niemand wusste es, nicht einmal Fooly selbst. Vielleicht zweihundert, eher dreihundert Jahre…? Auf jeden Fall eine sehr lange Zeit!
    »Es war nicht nur diese Erinnerung«, klagte Fooly. »Es war etwas anderes. Die Unsichtbaren… sie kamen, um mich zu töten. Ich wusste, ich konnte nur überleben, wenn ich ihnen zuvorkam. Aber wie? Und dann habt ihr mich geweckt.«
    »Ich könnte versuchen, die Erinnerungen hypnotisch zu löschen, kleiner Freund«, bot Zamorra an.
    Der Drache lehnte seinen Kopf an Zamorra.
    »Nein«, krächzte er hilflos. »Das kannst du nicht, Chef. Ich bin ein Drache, kein Mensch.«
    »Das spielt keine Rolle«, sagte Zamorra und streichelte seine Schuppenhaut. »Es
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