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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg
Autoren: Jason Dark
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die auf Liliths Seite standen und ihr auch vor langer Zeit schon gehorcht hatten. Sie hatte sich an die Waldhexe wieder erinnert und sie gewissermaßen aus ihrem untoten Reich hervorgeholt. Leider verfügte sie über diese Macht.
    Lilith war Elohims Mutter…
    Als ich mich näher damit beschäftigte, überrollte meinen Körper ein Schauder. Auf diesen Gedanken wäre ich nie gekommen, wer aber war dann sein Vater? Wer hatte die Macht, sich gegen Lilith zu stellen und gleichzeitig mit ihr diesen Sohn zu schaffen, der auf den Namen Elohim hörte und so etwas wie ein Götze sein sollte?
    Ich kam zu keinem Resultat, rechnete allerdings damit, daß ich beim Vater zumindest eine ebenso große Überraschung erleben würde wie bei der Mutter.
    Innerlich erkaltete ich. Behutsam zog ich das Kreuz aus meiner Tasche und ließ es auf meinem flachen Handteller liegen. Ich konzentrierte mich augenblicklich auf die Mitte des Talismans, die sich erwärmt und auch verändert hatte.
    War sie dunkler geworden? Zeigte sie mir so ihre Furcht oder Abwehr vor der fremden Kraft?
    Wieder dachte ich daran, daß es Lilith schon einmal geschafft hatte, mein Kreuz zu manipulieren, und ich wünschte mir direkt, daß sie plötzlich erschien und mir gegenüberstand.
    Es war nicht der Fall.
    Sie ließ sich nicht blicken. Sie hatte nur ihren Vorboten geschickt, eine böse Ausstrahlung, der Elohim nicht entkommen konnte. Er spürte sie so deutlich wie ich, blieb zwar auf der Stelle stehen, bewegte sich dabei jedoch im Kreis, hatte den Kopf zurückgelegt und schaute gegen die Decke des Doms.
    Nichts tat sich dort.
    Alles blieb ruhig. Kein Heulen oder Toben, keine geisterhaften Stimmen, die sich meldeten, und trotzdem waren sie nicht allein. Etwas Böses war durch die Mauern gedrungen.
    Noch war ich bereit, mich zurückzuhalten. Lange allerdings wollte ich es nicht. Schließlich kannte ich Liliths Stärke. Ich wollte auf keinen Fall, daß der Junge in ihre Klauen geriet.
    »Mutter…?«
    Es gab mir einen Stich, als er nach ihr rief. Lilith und Mutter, dazu noch von einem Kind herausgefordert, das wollte mir nicht so recht in den Sinn. Dagegen wehrte ich mich innerlich, denn das kam mir überhaupt nicht gelegen.
    Sie meldete sich nicht.
    Bestimmt hatte sie längst festgestellt, daß ihr ›Sohn‹ sich nicht allein im Dom befand und im Hintergrund ein Beschützer lauerte. Sie kannte mich und die Stärke meines Kreuzes. So war es nicht verwunderlich, daß sie noch abwartete.
    Das wiederum paßte Elohim nicht. Er drehte sich auf der Stelle, hielt seine Arme halb erhoben und die Hände gegen die Düsternis der Decke gestreckt, als könnte er durch die Bewegungen seiner Finger nach der Mutter greifen und sie festhalten.
    Er irrte sich.
    Niemand zeigte sich.
    Lilith lauerte noch.
    Elohim schrie!
    Es war ein wilder Schrei der Enttäuschung, der durch die Kirche hallte. Aus meiner sicheren Deckung hervor hielt ich ihn unter Kontrolle. Elohim stand nicht so weit entfernt, als daß ich sein Gesicht nicht erkannt hätte. Es war verzogen, der Mund stand offen, und wilde Laute drangen über seine Lippen.
    Speichel umsprühte die Lippen. Die Augen glänzten wie feuchte Ölflecken. Ich konnte mir vorstellen, daß Lilith dabei war, ihn in ihrem Sinne zu manipulieren.
    Dem mußte ich etwas entgegensetzen.
    Ich richtete mich zur vollen Größe auf. Obwohl der Junge zufällig in meine Richtung schaute, nahm er mich nicht wahr. Er war zu stark mit seinen eigenen Eindrücken beschäftigt, und das Wissen, endlich mehr über sein Schicksal zu erfahren, peitschte ihn weiter auf.
    So hatte ich ihn noch nicht erlebt. Er war für mich zu einer fremden Person geworden.
    Ich wußte selbst, wie stark er unter seinem eigenen Schicksal litt. Das schreckliche Ende wollte ich ihm ersparen und ging deshalb auf ihn zu. Möglicherweise brachte ihn mein Anblick auch zur Vernunft, aber darauf konnte ich mich nicht verlassen.
    Er mußte mich einfach sehen, doch er nahm mich auch weiterhin nicht zur Kenntnis.
    In ihm tobte jetzt die Kraft seiner mörderischen Mutter. Er tanzte auf dem Fleck, brüllte, und es war schwer für mich, seine Worte zu verstehen.
    »Ich hasse euch! Ich hasse euch alle! Ich will hier… ich will hier raus! Ich will zerstören. Ich will diesen Weg nicht!«
    Er drehte sich immer schneller, so daß ich nie sehr lang sein verändertes Gesicht sehen konnte.
    Und wie es sich verändert hatte!
    Da konnte ich nur den Kopf schütteln, denn es zeigte einzig und allein eine
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