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0745 - Angst über Altenberg

0745 - Angst über Altenberg

Titel: 0745 - Angst über Altenberg
Autoren: Jason Dark
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dann in die Hocke gehen.
    Der dunkle Benz bot mir Platz genug. Zu meinem Glück, denn Elohim drehte sich plötzlich um.
    Er sah mich nicht.
    Aber er mußte etwas gespürt haben, denn er blieb in seiner Haltung. Ich schaute quer über die Motorhaube hinweg und konnte erkennen, wie der vor dem Portal stehende Junge den Kopf einige Male nach rechts und links bewegte.
    Er würde nichts entdecken können, was ihm verdächtig erschien. Sekundenlang behielt er diese Haltung bei, danach drehte er sich beinahe hastig um, weil er das Portal des Doms öffnen wollte.
    Ich schraubte mich langsam wieder hoch und gab vor mir selbst zu, daß ich mich über diese Tat wunderte.
    Im Zimmer hatte ich seine Verwandlung erleben können. Die zweite Seele war bei ihm zum Vorschein gekommen. In ihm steckte jetzt die Kraft seiner Mutter, sie stand auf der anderen Seite. Es war beinahe unglaublich oder unmöglich, daß er die Kirche betrat. Damit begab er sich auf ›feindliches‹ Gebiet.
    Aber er ging hinein.
    Hinter ihm schwang das Portal allmählich zu.
    Ich war schon unterwegs und blieb vor dem geschlossenen Eingang stehen. Es war mir klar, daß es zu einer Entscheidung kommen würde, und ich hoffte nur, daß keine unschuldigen Menschen in diesen Fall mit hineingezogen wurden. Immer wieder gab es Männer und Frauen, die an einem Abend eine Kirche besuchten, um dort zu beten. Wenn sie durch Elohim und gewisse Ereignisse gestört wurden, dann konnten sie den Schock ihres Lebens bekommen.
    Egal, was auch passierte, ich mußte ihm nach. Nun war ich es, der das Portal öffnete.
    Ich zog an der schweren Tür, und abermals wehte mir eine gewisse Kühle entgegen. Sie war anders als die, aus der ich kam. Sie roch auch anders, der Duft von Weihrauch und alten Blumen durchwehte ihn, sogar vermischt vom Parfümgeruch der weiblichen Besucherinnen.
    Mir ergeht es so wie vielen Menschen. Betrete ich eine leere Kirche, bekomme ich immer einen leichten Schauer. Es war nicht die Furcht vor diesem Platz, sondern es hing mit anderen Dingen zusammen. Vielleicht war mir ein Dom einfach zu fremd. Die Weite und die Höhe machten mich einfach verlegen. Mir wurde vor Augen geführt, wie klein und schwach der Mensch letztendlich doch war. Und bei einem sehr hohen Bauwerk wie dem Altenberger Dom war dies besonders der Fall.
    Ich schaute in die Höhe.
    Die Decke verschwamm in einer grauen Finsternis. Sie war für mich nur mehr als Schatten zu erkennen, der sich in das himmlische Gewölbe zu drücken schien.
    Mich überkam keine Furcht vor dem Dom, ich dachte an den Jungen, der bereits vorgegangen war und sich in dem breiten Mittelgang zwischen den Bankreihen aufhielt.
    Er wirkte klein, aber im Gegensatz dazu nicht ängstlich. Es war nur ein Gefühl von mir. Vielleicht stimmte es, vielleicht aber auch nicht. So genau wußte ich das nicht.
    Ich hielt mich noch im Hintergrund auf und würde erst eingreifen, wenn etwas geschah und ich es für richtig hielt.
    Nur die Schritte des Jungen waren zu hören.
    Er setzte die Füße sehr behutsam, trat nie sehr hart auf, sondern bewegte sich vorsichtig weiter.
    Beinahe schon tastend und suchend, dabei den Kopf bewegend, weil er auch gegen die Seiten des Kirchenschiffs schauen wollte.
    Meine ersten Befürchtungen waren zum Glück nicht wahr geworden. Es hielt sich außer uns niemand in der Kirche auf. Keiner hatte sich mehr zu einem nächtlichen Gebet zurückgezogen. Mir war, als wäre die Kirche bewußt geleert worden.
    Um so besser…
    Elohims Weg führte ihn dem Altar entgegen. Wenn er so weiterging und die aus einem Seil bestehende Absperrung überschritt, mußte er den Altar einfach erreichen.
    Ein seltsames Licht begleitete ihn. Es brannten einige Kerzen, so daß es nicht völlig düster war.
    Aber dieses Licht stieß eher ab, als daß es anzog. Mir kam jede Kerzenflamme so vor, als würde sie in einem kleinen Gefängnis stecken.
    Sehr hohe Fenster lockerten das starre Mauerwerk der Wände auf. Durch sie sickerte das Licht der Nacht in langen, grauen Schleiern, ohne daß es besonders aufgefallen wäre. Der matte Glanz wurde von den Bänken selbst abgegeben, die irgend jemand poliert hatte. Auch der Steinboden zeigte einen Glanz, wirkte aber längst nicht so blank wie der auf den Bankreihen. Ich sah keinen Staub, der Geruch aber änderte sich nicht. Er blieb überall gleich.
    Elohim ging nicht mehr weiter.
    Ich hatte meinen Platz mittlerweile auch verlassen und die letzte Bankreihe erreicht.
    Dort duckte ich mich zusammen und
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