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0738 - Die Nächte der Ratten

0738 - Die Nächte der Ratten

Titel: 0738 - Die Nächte der Ratten
Autoren: W.K. Giesa
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kam auch zu Stande. Über eine Mithörschaltung konnten die anderen das Gespräch verfolgen.
    »Wir dringen gerade in das Haus ein. Der Chefinspektor und die anderen melden sich nicht. Da stimmt was nicht. Wir… Oh verdammt! Jetzt wirds bunt! Melde mich später.«
    Die Verbindung brach ab.
    »Das wird ja immer abenteuerlicher«, knurrte der Beamte, der Nicole und Zamorra kein Wort glauben wollte. »Man sollte vielleicht Verstärkung hinschicken.«
    »Und uns!«, drängte Zamorra.
    »Sie bleiben hier, bis die Hintergründe geklärt sind«, wurde ihm beschieden.
    Was Zamorra nicht gerade heiter stimmte. Jetzt war auch er drauf und dran auszuflippen.
    ***
    Butler William brauchte die Kreidezeichen nicht mehr zu erneuern, die die magische Schutzglocke über dem Château Montagne erzeugten. Er sah einen Schatten die Mauer entlanghuschen, hier und da verharren, und überall dort fand William anschließend die Zeichen erneuert vor. Sie stimmten exakt mit der Planzeichnung überein, die Zamorra seinerzeit auf regenfesten Folien angelegt hatte, und die William vorsichtshalber mit nach draußen genommen hatte.
    Da wusste er, dass Raffael doch noch auf der richtigen Seite stand. Der Geist machte sein Versprechen wahr und stellte den Urzustand wieder her. Er hatte getan, was er für richtig hielt, nicht mehr und nicht weniger.
    »Verstehe einer diese Gespenster«, brummte William, der mit ihnen durchaus vertraut war. In seiner Dienstzeit für Sir Bryont hatte er dahingehend früher schon so einiges erlebt, und in der nahe seinem Castle gelegenen Ruine von Caer Spook, dem angeblich ursprünglichen Stammsitz des Saris-Clans, hauste heute noch Sir Henry und dachte gar nicht daran, sein Gespensterdasein aufzugeben. Nicht einmal der verrückte Don Cristofero Fuego del Zamora y Montego, der für eine Weile dort Asyl gefunden hatte, hatte ihn vertreiben können. Im Gegenteil, der Mann aus der Vergangenheit und der Burggeist schienen sich ausgezeichnet vertragen zu haben.
    Vorsichtshalber setzte William aber seinen Kontrollgang bis zum Ende fort. Der alte Wladimir Iljitsch Uljanow, genannt Lenin, war zwar kein Schotte gewesen, aber seinen Spruch Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser hatte William verinnerlicht.
    Inzwischen war Madame Claire, die Köchin, aufgetaucht. Sie erwartete ihn in Feldherrenpose in der Eingangshalle. Im Hintergrund beeilte sich ein Jungdrache, so unauffällig wie möglich zu entfleuchen.
    »William!«, fuhr die resolute und wohlbeleibte Küchenfee den Butler an. »Was soll das?«
    »Vielleicht wären Sie so freundlich, mir zu verdeutlichen, was Sie meinen, Madame? Ich gestehe, dass mir der inhaltliche Zusammenhang fehlt.«
    »Fooly hat mir gerade gebeichtet, dass Sie fürs heutige Mittagessen jede Menge Rattenfleisch beschafft hätten!«
    »Rattenfleisch? Fooly? Das ist doch…«
    »…ungeheuerlich!«, erklärte Madame Claire. »Rattenfleisch! Sind Sie von allen guten Geistern verlassen, William? Unverzüglich stopfen Sie diesen Mist in die Mülltonne, oder Sie finden sich auf der heutigen Speisekarte wieder, einen Apfel im Mund und Petersilie in den Ohren!«
    »Fooly!«, stöhnte William. »Madame, Sie glauben diesem Drachen doch nicht etwa?«
    »Er ist wenigstens kein Engländer!«
    »Ich auch nicht. Ich bin Schotte.«
    »Mir egal! Alle, die nördlich des Ärmelkanals leben, sind Engländer«, fauchte die Köchin. »Und jetzt entfernen Sie das Rattenfleisch. Hurtig!«
    »Ich werde«, knurrte der Butler ungewohnt giftig, »anstelle des nicht existierenden Rattenfleisches diesen Drachen entfernen. Und zwar auf der Stelle! Dem reiße ich den Schwanz aus!«
    Zornig stürmte William davon, dem Drachen nach, der vorsorglich das Weite gesucht hatte. Irgendwo in einer stillen Ecke hockte Fooly und kicherte vergnügt vor sich hin, weil sein Scherz so prima geklappt hatte.
    Plötzlich erschien Raffaels Geist neben ihm.
    »Das war nicht unbedingt gut, junger Drache.«
    »Schon gut, ich werde mich bei Madame Claire entschuldigen.« Er kicherte immer noch. »Aber es macht immer wieder Spaß, sie hereinzulegen. Und sie fällt auch immer wieder darauf herein.«
    »Deshalb ist es nicht unbedingt gut, junger Drache.« Und Raffael Bois verschwand wieder.
    ***
    Das Dämonenskelett setzte sich in Bewegung. Ganz langsam nur. Aber unaufhaltsam.
    Es drehte sich. Eine Ratte rutschte von dem Schädel ab und landete quiekend auf dem Boden. Das Skelett machte einen Schritt, einen zweiten. Es bewegte sich auf die beiden Frauen
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