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0737 - Kreaturen der Finsternis

0737 - Kreaturen der Finsternis

Titel: 0737 - Kreaturen der Finsternis
Autoren: Jason Dark
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normaler Mensch, es gab keine äußerlichen Merkmale, keine schuppige Haut, kein fratzenhaftes Gesicht, einfach nichts.
    Hatte Sabka mich geleimt?
    Ich hörte Tritte hinter mir. Ein Schauer floß über meinen Rücken. Das konnte nur Sabka sein, der da kam. Ich drehte den Kopf und sah, daß ich recht hatte.
    Er nickte mir zu.
    Ich schaute ihn kalt an, und er wußte genau, was ich in diesem Augenblick von ihm hielt.
    Wahrscheinlich deshalb, um die anderen Fahrgäste zu beruhigen, rief er laut: »Sie sind Polizist, Mr. Sinclair, aber denken Sie daran, was ich Ihnen gesagt habe.«
    »Keine Sorge, das tue ich schon.«
    »Nehmen Sie den Mörder fest!« kreischte eine Frau. »Verdammt noch mal, sperren Sie ihn ein!«
    »Das würden Sie gern tun, nicht wahr?« flüsterte der dunkelhaarige Mann.
    »Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Irrtum, Mister. Ich habe Ihnen doch geraten, die Probe zu machen. Oder haben Sie es schon getan?«
    »Noch nicht.«
    »Dann tun Sie es. Erst wenn Sie die hinter sich haben, können wir weiterreden. Vielleicht finden Sie ja das gleiche wie ich.«
    »Das will ich hoffen.«
    »Aber machen Sie sich auf schreckliche Dinge gefaßt.« Er hatte es in einem Tonfall gesagt, der mich stutzig werden ließ. Sollte er doch nicht gelogen haben? War er nicht der Mörder, für den ich ihn hielt?
    Ich startete den Test und holte mein Kreuz hervor. Zahlreiche Augenpaare schauten mir gespannt und entsetzt zu, wie ich die Hand mit dem Silberkreuz auf das Gesicht des Toten zuführte.
    Auch Sabka beobachtete mich mit großer Spannung. Ich hörte ihn keuchend atmen.
    »Los, Sinclair!«
    Ich tat es.
    Das Kreuz sank nach unten. Für einen Moment noch schwebte es über dem Gesicht, dann fiel es herab.
    Kontakt!
    Ich schrak zusammen, denn plötzlich fing die Leiche an zu zittern. Es konnte auch an der allgemeinen Unruhe liegen, die durch den Wagen fuhr, es war alles möglich.
    »Jetzt«, hauchte Sabka.
    Eine Sekunde später weiteten sich meine Augen, denn was ich da sah, war unwahrscheinlich…
    ***
    Sein Gesicht öffnete sich mir!
    Es war nicht so, als würde die Haut von seinem Schädel wegplatzen, nein, aber ich sah ihn trotzdem, und ich sah sein zweites, sein dämonisches Gesicht.
    Ich hielt den Atem an!
    Die Haut war allein durch die Berührung des Kreuzes durchsichtig geworden. So hell und dünn, damit ich auch in die Tiefe des Kopfes hineinschauen konnte, wo sich etwas abmalte, das nur den irren Träumen eines Phantasten entsprungen sein konnte.
    Unter dem normalen Gesicht zeichnete sich eine scheußliche Fratze ab. Etwas, das sich aus Warzen und Würmern zusammensetzte, etwas, das sich bewegte, das floß, das die Nase eines Schweins hatte - mehr Maul als Nase -, das ein Kinn hatte, wo Borsten wie Bartstoppeln wuchsen, das keinen Mund, sondern ein klaffendes Maul mit grünen, glänzenden Lippen aufwies. Die Augen waren sehr schmal, aber von einem grünlichen Dämmerlicht erfüllt.
    Es war ein Alptraum, in den die Kraft meines Kreuzes hineinstrahlte. Dieses zweite Gesicht hatte ich nur für die Dauer von zwei, drei Sekunden gesehen, dann war die Kraft des Kreuzes so stark geworden, daß dieses Gesicht zerstört wurde.
    Es zerfiel.
    Er zerbröselte lautlos. Dieser Alptraum wurde zu Asche!
    Ich richtete mich wieder auf und drehte mich dabei um.
    Sabka schaute mich an. Ich blickte zurück.
    »Nun, habe ich Ihnen zuviel versprochen, Mr. Sinclair? Er gehörte dazu. Er ist oder war eine Kreatur der Finsternis. Sie sind da, Mr. Sinclair, Sie sind unter uns. Sie tarnen sich als Menschen, aber sie sind unter dieser Schale der reinste Horror.«
    Ich räusperte mich. »Okay, erzählen Sie mir das später. Ich werde dafür sorgen, daß dieser Zug nicht mehr weiterfährt.« Es war höchste Eile geboten, denn wir rollten bereits in die nächste Station ein. Es war ›Hyde Park Corner‹.
    Ich wollte keine Zeugen mehr haben und rief, bevor der Zug hielt in den Wagen hinein: »Bitte, meine Herrschaften, verlassen Sie den Ort. Ich brauche Sie nicht mehr als Zeugen. Was jetzt noch zu erledigen ist, übernehme ich.« Das mochte ermittlungstechnisch falsch sein, aber dieser Fall würde nicht normal laufen.
    Die Fahrgäste waren froh, daß sie den Zug verlassen durften. Sie erhoben sich, zunächst langsam und scheu, dann aber gab es für sie kein Halten mehr. Jeder wollte so schnell wie möglich an der Tür sein und den Wagen des Schreckens verlassen.
    Ich hatte Glück, daß ich sofort einen Beamten entdeckte, rief ihn zu mir und
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