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0737 - Kreaturen der Finsternis

0737 - Kreaturen der Finsternis

Titel: 0737 - Kreaturen der Finsternis
Autoren: Jason Dark
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erklärte ihm, dicht vor dem Einstieg stehend, was passiert war. Ich hatte so laut gesprochen, daß andere mithören konnten.
    Der Beamte reagierte schnell. Der Pfiff seiner Trillerpfeife jagte als schrilles Echo an der Front des Zuges entlang.
    Er lief zum Führerstand, um mit dem Fahrer zu sprechen. Der Pfiff hatte auch vier Kollegen alarmiert, die angerannt kamen.
    Ich hatte für einen Moment Zeit und atmete tief durch. Als ich gegen eines der Fenster schaute, entdeckte ich Sabka dahinter. Er schaute durch die Scheibe. Für einen Moment irritierte mich sein Gesichtsausdruck. Sabka sah aus, als wäre er mit seinen Gedanken ganz woanders. Einfach auf eine Reise gegangen, die ihn zu fernen Dimensionen und in andere Welten hineinführte.
    Das war schon ein seltsamer Mensch…
    Bevor ich mich gedanklich mit ihm beschäftigen konnte, wurde ich mit Fragen überstürmt. Auch der Fahrer wollte genau wissen, was geschehen war.
    »Erst einmal die Ruhe bewahren«, sagte ich. »Und dann sollte einer von Ihnen die Kollegen von der Mordkommission alarmieren.«
    Als ich diesen Satz gesprochen hatte, war jedem klargeworden, daß dieses Erlebnis kein Scherz gewesen war…
    ***
    Erinnerungen!
    Es war eine dieser dunklen Nächte gewesen, wo Erde und Himmel miteinander zu verschmelzen schienen. Es gab kein Licht. Das Firmament war ein einziger schwarzer Teppich, der sich tief auf die Erde gedrückt hatte, um nur keinen Schein durchzulassen.
    In Nächten wie diesen feierte das Böse Triumphe. Da öffnete es sein Maul, um die Menschen zu verschlingen, da hatte es einen prächtigen Verbündeten gefunden, und da ließ es genügend Freiraum für den großen Schnitter, damit er sich seine Opfer holen konnte.
    Sabka taumelte durch die Nacht!
    Er keuchte, er spuckte, seine Beine bewegten sich automatisch. Er merkte die Angst, er spürte die Verfolger in seinem Rücken, obwohl er sie nicht sah, aber er hatte die Worte seiner Mutter nicht vergessen, daß in einer Nacht wie dieser die Kreaturen der Finsternis aus ihren Höhlen krochen, um die Menschen zu jagen, sie niederzumachen oder sie gar zu verschlingen.
    Seine Mutter hatte sie sehen können, sein Vater und er ebenfalls. Sie waren von den Mächten des Schicksals ausgesucht worden, sie waren die Auserwählten, die Besonderen, und so würde es auch bleiben. Dieses Wissen und dieser Fluch begleitete sie, solange sie am Leben waren.
    Das wußte er, und er wußte auch, daß er seinem Schwur treu bleiben würde.
    Er würde sie suchen, sie verfolgen, er würde sie eiskalt vernichten, denn nur er wußte über sie Bescheid. Er war einer der wenigen, die den Durchblick besaßen. Er wußte, was sie vorhatten, was sie den Menschen antun wollten.
    Er hatte sie gesehen.
    Nicht in ihrer Zweitgestalt, o nein, er konnte hinter ihre Fassade schauen. Er sah ihr zweites und wahrscheinlich auch das echte Gesicht der Kreaturen.
    Viele gaben sich harmlos, wenn sie unter anderen waren. Befanden sie sich unter ihresgleichen, da waren sie grausam und brutal. Da vernichteten sie, da weideten sie sich an den Qualen der Menschen, und das wollte er verhindern.
    Die Nacht war kalt. Sogar frostig. Trotzdem schwitzte er. Sein Körper dampfte, er keuchte, er rannte weiter, er mußte weg, sonst würden sie ihn sofort finden.
    Er holte tief Luft.
    Er stolperte.
    Die Falle, ein Buckel, der aus der Erde wuchs, war in der schwarzen Dunkelheit nicht zu erkennen gewesen. Die Kraft katapultierte ihn nach vorn, er hörte sich selbst noch schreien, dann lag er auf dem Bauch.
    Sabka blieb liegen. Er konnte einfach nicht mehr aufstehen. In seinen Körper hatte sich dickes Blei hineingefressen und ihn so verdammt schwer gemacht.
    Er schluchzte.
    Vor seinen Augen tanzten farbige Bilder mit abstrakten Motiven. Er konnte sich nicht vorstellen, was er da zu sehen bekam, jedenfalls war es mehr als schrecklich.
    Dunkle Farben, die ihm der Teufel geschickt hatte. Höllenfarben, von Düsternis überwuchert und angefüllt mit dem Atem des Grauens und der Verwesung.
    Seine Angst war ebenso schlimm wie die Erschöpfung. Er lag auf dem Boden. Das Moos, in das er seine Finger gekrallt hatte, war weich und kalt. An manchen Stellen schimmerten kleine Eiskörner.
    Sabka hörte das Rauschen. Zuerst ging er davon aus, daß es sein Blut war, daß in seinen Ohren rauschte, bis ihm einfiel, daß er in eine bestimmte Richtung gelaufen war, und zwar dorthin, wo der kleine Bach durch sein Bett schnellte.
    Hier lag er also.
    Und hier blieb er nach dem Fallen
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