Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0737 - Kreaturen der Finsternis

0737 - Kreaturen der Finsternis

Titel: 0737 - Kreaturen der Finsternis
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
ihm sogar Gebete aus der Heimat nachgeschickt.
    Nun kehrte er zurück.
    Zurück an die Stelle und an den Ort, den er so liebte, wobei dieses Gefühl vergangen war.
    Er spürte Angst - und auch Zorn…
    Verdammt, er war noch so jung. Gerade achtzehn Jahre alt. Für viele schon erwachsen, doch Jiri fühlte sich nicht als Erwachsener. Er sah sich als einen Menschen an, der Schutz brauchte, aber er war allein. Niemand konnte ihm diesen Schutz noch gewähren.
    Vor dem Zaun blieb er stehen.
    Er legte seine Hände auf das Gatter und dachte daran, daß im Sommer die Ziegen auf der Weide standen, zusammen mit drei Schafen, und die Tiere vertrugen sich.
    Warum konnten das die Menschen nicht?
    Jiri riß sich zusammen. Mit schleifenden Schritten bewegte er sich nach rechts, bis er das kleine Tor erreicht hatte, das nicht von innen verriegelt war.
    Wie immer klemmte etwas an der unteren Seite fest, und wie immer mußte er Druck ausüben. Oft genug hatte er sich darüber geärgert, jetzt empfand er diese Kleinigkeiten so ungemein stark und sogar positiv. Aber waren sie nicht längst schon Erinnerung?
    Jiri Sabka sah sich innerlich als zerrissen an. In diesem Haus war er aufgewachsen, da hatte er sich wohl und sicher gefühlt, doch diesmal kam es ihm vor wie eine fremde Oase.
    Das war schlimm…
    Das Haus lag im Dunkeln. Hinter keinem Fenster schimmerte Licht. Die Finsternis hatte es eingepackt, als sollte es schon jetzt aus der Erinnerung der Menschen gestrichen werden.
    Das empfand er als furchtbar…
    Ein schmaler Pfad führte geradewegs auf den Eingang zu. Sein Vater hatte ihn vor Jahren angelegt und auch gepflastert. Von den ursprünglichen ziegelroten Steinen war nicht mehr viel zu sehen.
    Über ihnen lag eine Schicht aus Moos.
    Jira kam sich vor wie jemand, der über einen weichen Sumpfboden dahinschritt. Seine Knie zitterten, die Augen brannten wieder, und er legte seine rechte Hand auf den Messergriff, was ihn aber nicht beruhigte.
    Der Atem stand sichtbar vor seinem Mund und zerfaserte rasch.
    Sein Inneres war wie ein heißes Meer, dessen Brandung hoch in seine Kehle stieg und sich dort verteilte.
    Die Haustür sah aus wie ein gefrorener schwarzer Lappen. Sie war nicht verschlossen, denn sie schwang knarrend nach innen, als sie den nötigen Druck bekam.
    Dunkelheit!
    Das Wissen um etwas Schreckliches wehte ihm entgegen. Die Ahnung von Tod und Blut…
    Mit einem Zitterschritt trat Jiri über die Schwelle. Das Haus war für ihn nichts anderes als der Schlund eines Drachens, der ihn jetzt verschluckt hatte.
    Seine Eltern hatten es tatsächlich gebaut wie ein Bauernhaus. Direkt hinter dem Eingang lag die große Küche. Es war der Raum, in dem sich die Familie am liebsten aufgehalten hatte, eine sehr große Küche mit gekacheltem Boden.
    Auf ihm erzeugten seine Schritte ein Echo. Jedes kam ihm vor, als sollte er ausgelacht werden.
    Es war zwar Einbildung, aber Jiri fürchtete sich trotzdem und wagte auch nicht, das Licht einzuschalten, denn er wollte auf keinen Fall Aufmerksamkeit erregen.
    Beherrschend in der großen Küche war schon immer der wuchtige Holztisch gewesen. Ein Freund seines Vaters hatte ihn in Eigenarbeit hergestellt, und dieser Tisch war auch der Versammlungsort der Familie gewesen. Hier hatte man sich getroffen, miteinander geredet und auch mit Freunden zusammengesessen.
    Jiri Sabka erreichte den Tisch, blieb vor ihm stehen und legte seine Hände auf die Platte. Er spreizte dabei die Finger und versuchte, etwas von seinem Fluidum aufzunehmen. Den Kopf legte er zurück.
    In diesem Augenblick kam er sich vor wie in Trance. Erinnerungen strömten auf ihn ein und formten sich zu plastischen Bildern. Die Vergangenheit wurde wieder lebendig, es kam ihm alles so anders vor. Er sah die Dunkelheit nicht mehr und lebte nur in der Vergangenheit, die glücklich gewesen war.
    Er stöhnte auf.
    Vielleicht war alles nicht so schlimm. Es konnte ja sein, daß er sich gewisse Dinge einbildete, und nicht nur er, auch seine Mutter. War sie krank gewesen, als sie ihn aus dem Haus geprügelt hatte?
    Nicht mehr Herrin ihrer Sinne?
    Jiri ließ den Tisch los.
    Die Erinnerungen verblaßten. Ein großer Lappen putzte sie dann weg. Es war vorbei.
    Er stand in der Dunkelheit, und mit ihr kehrte die Angst zurück. Er mußte sich schütteln, seine Augen tränten, er fror, aber er wollte weitermachen. Nur jetzt nicht aufhören.
    Wo konnten seine Eltern sein?
    War der Vater überhaupt zu Hause? Er war weggefahren, als man ihn aus dem Haus
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher