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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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dritten und so weiter. Es sah aus wie eine gewaltige Welle, die durch den Zuschauerraum des Theaters schwappte.
    Sie standen und klatschten.
    Die Menschen hatten oft lange Anfahrtswege in Kauf genommen, nur um Mister Mirakel zu sehen.
    Am zufriedensten waren diejenigen, die in den ersten Reihen ihre Plätze gefunden hatten.
    Und dazu gehörte auch ich!
    ***
    Ich war dem Beispiel der Zuschauer gefolgt, hatte mich ebenfalls hingestellt und spendete Mister Mirakel den Beifall, den er sich meiner Meinung nach verdient hatte.
    Nur war ich nicht zu meinem Vergnügen hier. Der Meister selbst hatte mich eingeladen, seine Vorstellung zu besuchen, vor allen Dingen deshalb, weil er nach der Vorstellung mit mir reden wollte.
    Er hatte sich sehr sorgenvoll angehört und von Phänomenen gesprochen, die mit seiner Illusionskunst nichts zu tun hatten.
    Ich war gespannt.
    Neben mir stand eine ältere Frau mit hochtoupierten Haaren, die ganz hingerissen war. Sie klatschte sich fast die Hände wund, hüpfte auf und nieder. Viel hätte nicht gefehlt, und sie wäre dabei hysterisch geworden.
    Ich hatte Mister Mirakel genau beobachtet und nicht feststellen können, wie es ihm gelungen war, die Frau verschwinden zu lassen. Was er tat, das machte er perfekt.
    Ich klatschte ebenfalls, war aber wohl der erste, der seine Arme sinken ließ, um zu verschwinden, was mir schon nach dem ersten Schritt böse Blicke einbrachte.
    Wer zum Mister Mirakel kam, der huldigte ihn, der ging nicht sofort, der ließ sich Zeit. Durch den etwas breiteren Seitengang lief ich auf die Tür zu, war dann draußen im Foyer, wo sich auch die Garderobenständer befanden.
    Von einer älteren Frau ließ ich mir meine Jacke geben und hörte auch ihre Frage. »Hat es Ihnen nicht gefallen, Sir?«
    Ich zog die Jacke an. »Wieso fragen Sie?«
    »Weil Sie so schnell sind.«
    »Nein, das hat damit nichts zu tun.«
    Ich beugte mich vor. Über den schmalen Tresen hinweg schauten wir uns an. »Ich habe noch einen Termin, und zwar beim Meister persönlich.«
    »Ohhh«, staunte sie, »ehrlich?«
    »Ich schwöre.«
    »Dann darf ich Sie beneiden.«
    »Danke.« Ich drehte mich um und ging.
    Den Weg, um hinter die Bühne zu gelangen, hatte ich mir schon vorher angeschaut. Dazu mußte ich das Theater verlassen und es durch einen Seiteneingang wieder betreten.
    Kühles Nieselwetter empfing mich. Die Wolken hingen tief über London, als wollten sie die Stadt zerdrücken. Der leichte Wind trieb mir den Sprüh ins Gesicht. Ich schaute auf die Reihe abgestellter Fahrzeuge, deren Lack feucht schimmerte. Wer hier einen Parkplatz bekommen wollte, mußte verdammt großes Glück haben. Die Reklamelichter an der Außenfront des Theaters spiegelten sich in den Pfützen wie ein buntes Kaleidoskop aus farbigen Pailletten. Die feinen Regentropfen tupften auf die Oberflächen der Pfützen und gaben ihnen eine griesige Gänsehaut.
    Ich mußte durch eine Einfahrt gehen, die so breit war, daß sie auch von einem Lastwagen durchfahren werden konnte. Danach gelangte ich in einen Hinterhof und sah auch die Rückseite des Theaters, die aus einer Ziegelsteinwand bestand.
    Durch eine breite Tür gelangte ich wieder in das Innere, wo ich den Staub roch und das Holz alter, hier aufbewahrter Kulissen. Ich hörte den Beifall aus dem Innenraum schallen. Die Leute klatschten sich noch ihre Hände wund.
    Ich suchte den Gang, der zu den Garderoben führte. Ein schmales Leuchtschild wies mir den Weg.
    Ich tauchte ein in eine trübe Brühe und kam mir vor wie in einem Schlauch, so eng war es. Das Licht floß an den grauen Betonwänden entlang, wo noch die Fetzen nicht ganz abgerissener Plakate hingen.
    Die Garderobe des Meisters lag am Ende des Ganges. Dort lehnte eine Gestalt an der Wand. Es war ein Mann, der rauchte und die Asche hin und wieder auf den kahlen Boden schnippte. Als er meine Schritte hörte, drehte er sich um.
    Ich ging auf ihn zu. Die Qualmwolke einer Zigarre erreichte mich und umfächerte mein Gesicht.
    Der Mann wich um keinen Millimeter. Die Zigarre steckte in seinem rechten Mundwinkel. Um mich ansehen zu können, mußte er den Kopf etwas heben. Er hatte ein breites Gesicht, dichte Augenbrauen und kurzgeschnittenes Braunhaar. Es ringelte sich auf seinem Schädel. Wegen der leichten Feuchtigkeit sah es aus, als hätten sich zahlreiche Würmer seinen Kopf ausgesucht. Er trug eine rostfarbene Lederjacke und eine schwarze Cordhose. Auf seinem Pullover las ich in gelber Zitterschrift den Spruch »I'm the
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