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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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und lud sie bei Luti ab, der seine Zigarre zu Boden warf und sie mit dem Absatz zermalmte. »Kümmern Sie sich um die Blumen, Luti, und sorgen Sie dafür, daß wir von niemandem gestört werden.«
    »Okay, Mr. Westlake.«
    Der Illusionist öffnete die Tür und ließ sie nach innen schwingen. »Bitte, Mr. Sinclair.«
    Ich nickte dankend und betrat die Garderobe, über deren Größe ich mich wunderte. Sie war ziemlich geräumig. Wahrscheinlich hatte man eine Zwischenwand entfernt und aus zwei schmalen Zimmern eines gemacht, damit sich der Künstler oder der Star auch gut bewegen konnte.
    Sitzgelegenheiten waren vorhanden. Sie gruppierten sich um einen niedrigen runden Tisch mit einer kitschigen Marmorplatte. Die schmalen Stühle hatten hohe Lehnen und Polster aus rotem Plastik.
    Westlake hatte sich noch nicht gesetzt. Er stand vor dem breiten Spiegel und schaute so hinein, daß ich seinen Blick auf mich gerichtet sah. »Champagner?« Er deutete auf den dunklen Flaschenhals, der aus einem mit Eis gefüllten Kübel ragte.
    »Gern.«
    »Ich nehme lieber einen Whisky.«
    »Bitte.«
    »Danach ist mir nämlich zumute.« Er holte zwei Gläser, eins für mich, das andere für sich, überprüfte, ob sie sauber waren und goß mir den Champagner ein. Während er wartete, daß sich der Schaum allmählich senkte, bückte er sich und holte aus einer Schublade des Schminktisches eine halbleere Flasche Whisky hervor. Ein Dreifacher gluckerte in das Glas.
    »Das wird guttun«, sagte er. Noch einmal füllte er das Glas auf. Dann schleuderte er seine Jacke auf ein altes Sofa mit großem Blumenmuster im Stoff und zerrte auch die weiße Fliege an seinem Hals.
    Im Raum war es zu warm. Ich hatte meine dicke Lederjacke ebenfalls ausgezogen und wartete darauf, was mir der Meister zu sagen hatte.
    Mir gegenüber nahm er Platz. Um seine Lippen zuckte ein Lächeln. »Sie werden sich bestimmt wundern, daß ich Sie zu einem Gespräch gebeten habe.«
    »Nein, das nicht. Ich werde oft zu Gesprächen gebeten und habe mich daran gewöhnt.«
    »So weit, so gut.« Er prostete mir zu.
    Ich hatte einen trockenen Hals, und der Champagner tat mir gut. Wie ein prickelnder Strom rann er durch meine Kehle und hinein in den Magen.
    Westlake überlegte noch, wie er beginnen sollte. Ich schaute mich derweil um. An den Wänden hingen alte Plakate, längst vergilbt und von alten Zeiten erzählend. Hier waren viele Künstler aufgetreten. Von der normalen Stripteuse bis zur Diseuse und den Artisten und Kabarettisten.
    »Können Sie sich vorstellen, weshalb ich Sie gebeten habe, mit mir zu reden, Mr. Sinclair?«
    »Nicht direkt. Ich habe natürlich nachgedacht und bin zu dem Entschluß gekommen, daß es mit Ihrer Arbeit zusammenhängt, die ja mehr als außergewöhnlich ist.«
    Er gestattete sich ein Lachen und auch ein Nicken. »Danke für das Kompliment, ich möchte es an Sie zurückgeben, denn auch Sie haben einen außergewöhnlichen Job, der weitaus höher steht als meine Illusionsschau. Sie haben es mit Phänomenen zu tun, die tatsächlich geschehen sind. Im Gegensatz zu mir. Ich bin ein Meister der Illusion.« Er hob die Arme und breitete sie aus, als wollte er alles einfangen, was sich in diesem Raum befand.
    »Habe ich denn recht?« erkundigte ich mich.
    Seine Arme sanken wieder nach unten. Er griff zum Glas und trank einen Schluck. »Sie haben recht, Mr. Sinclair. Es hängt einzig und allein mit meiner Schau zusammen.«
    »Die gut war. Sie haben das Publikum begeistern können, was in einer von den Medien übersättigten Zeit nicht gerade einfach ist.«
    »Danke sehr, aber genau das ist auch mein Problem.« Er schaute in das Glas, bewegte es, so daß die Flüssigkeit kreisen konnte. Für mich sah Westlake aus, als suchte er im Whisky die Lösung des Problems. »Es geht um Susan Carter.«
    »Ihre Assistentin, nehme ich an.«
    Er wiegte den Kopf und gab es zögernd zu. »Besser gesagt, sie war mein Medium.«
    »War sie?«
    »Ja!«
    Ich schaute ihn an. Schweiß lag auf seinem Gesicht. Die Augen hatten einen Glanz bekommen, der den Begriff Furcht verdiente. Falten durchzogen die Haut wie kleine Gräben. Als er schluckte, hüpfte sein Adamsapfel auf und nieder. Sogar die Hände, die das Glas hielten, zitterten. Er hatte seine Handschuhe ausgezogen. Ich konnte sehen, daß auf den Fingern dunkle Härchen wuchsen.
    »Bitte, Mr. Westlake, ich komme da nicht ganz mit. Wieso war sie ihr Medium?«
    »Weil sie verschwunden ist«, stöhnte er.
    »Durch Sie. Durch Ihren
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