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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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der Wange, der Mund stand schief wie ein Halbmond, den jemand verdreht hatte. Ein Arm war von der Schulter zur Hüfte ›gerutscht‹. Und der rechte Fuß zeigte nicht nach vorn. Er war um hundertachtzig Grad gedreht und zeigte nach hinten. Ich schwöre Ihnen, daß jedes Wort stimmt, das ich Ihnen gesagt habe.«
    Puh, das war ein Hammer.
    Ich schwieg.
    Durch meinen Kopf wirbelten die Gedanken, die ich allerdings nicht in eine klare Reihenfolge bringen konnte. Was mir dieser Mann gesagt hatte, war kaum zu verstehen.
    »Ist das ein Fall für Sie, Mr. Sinclair?«
    Mit einer Erwiderung ließ ich mir Zeit. »Im Prinzip schon. Vorausgesetzt, es stimmt alles.«
    »Das schwöre ich Ihnen.«
    »Und Sie haben sich auch Gedanken darüber gemacht, wie es zu dieser Verwandlung gekommen ist?«
    »Nein, das habe ich nicht. Das konnte ich nicht. Es wollte nicht in meinen Kopf hinein. Ich wäre ja durchgedreht, wahnsinnig geworden. So etwas ist doch unmöglich. Das versteht niemand, das muß man einfach hinnehmen oder sich einen Experten holen. Und dieser Experte sitzt nun vor mir. Das sind Sie!«
    »Ein ratloser Experte.«
    »Wie auch immer, Mr. Sinclair. Ich habe Ihnen mein Herz ausgeschüttet. Sie wissen jetzt Bescheid, ich kann nicht mehr zurück. Machen Sie das Beste daraus.«
    »Dreimal passierte es jetzt, nicht?« Er nickte.
    »Und Sie spürten jedesmal die Dinge, die einem Verschwinden vorausgingen?«
    »So ist es. Da war… da war dieser Wirbel, der Sog, und ich hörte diese ungewöhnliche Blockflötenmusik, als wäre sie auf einem knöchernen Instrument gespielt worden. Es war unwahrscheinlich, und ich weiß auch keine Erklärung, aber es hat dazu beigetragen, daß diese Mädchen verschwunden sind.«
    »Die später wieder auftauchten. Als Veränderte, als Mutationen, wenn ich, Sie recht verstanden habe.«
    »Haben Sie.«
    »Wie ging es weiter? Haben Sie nicht versucht, den Kontakt mit ihnen zu halten?«
    Er wehrte sich mit beiden Händen dagegen. »Nein, das habe ich nicht. Auf keinen Fall. Ich hatte zuviel Angst. Sie hätten diese Wesen sehen sollen, Mr. Sinclair. Das ist… das ist für mich jetzt noch so gut wie unbeschreiblich.«
    »Sie hatten Angst!«
    Er starrte mich über den Tisch hinweg an. »Ja, das hatte ich. Verdammt große Angst sogar. Ich habe gespürt, daß ich hier in etwas hineingeraten bin, über das ich keine Kontrolle bekommen kann. Es ist mir einfach über, wenn Sie verstehen. Es gibt Dinge, die müssen wir Menschen akzeptieren. Das habe ich mittlerweile gelernt.«
    »Stimmt.«
    Er schlug die Hände zusammen. »Was könnten Sie jetzt für mich oder für uns tun, Mr. Sinclair?«
    Meine Lippen zuckten, als ich lächelte. »Erwarten Sie bitte kein Allheilmittel von mir.«
    »Das ist mir klar.«
    »Wir müssen gemeinsam nachdenken und auch den Grund herausfinden, warum es ausgerechnet Sie traf.«
    Er hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Aber ich frage Sie, Mr. Sinclair. Muß ich der einzige Mensch auf der Welt sein, dem so etwas passiert ist?«
    »Schwierig, Mr. Westlake, sehr schwierig. Dieser Vorgang ist unwahrscheinlich gewesen, aber auch das Unwahrscheinliche kann sich wiederholen, wie uns die Mathematik manchmal beweist. Da bin ich sogar mit Ihnen einer Meinung.«
    »Danke.«
    Ich winkte ab. »Sie brauchen sich nicht zu bedanken, ich habe nur nachgedacht.«
    »Wir müssen doch auch zu einem Ergebnis kommen. Das kann man nicht so stehenlassen. Es wird wieder und wieder passieren.«
    »Falls Sie Ihrer Arbeit auch weiterhin nachgehen?«
    Er sprang auf. »Ich soll aufhören?«
    »Nicht für immer«, beruhigte ich ihn. »Nur so lange, wie ich an dem Fall arbeite. Wann haben Sie Ihre nächste Vorstellung?«
    Er setzte sich wieder hin und tat es so vorsichtig, als würden Glassplitter auf der Fläche liegen. »Übermorgen.«
    »Das ist doch schon was.«
    »Wieso? Wie können Sie das sagen? Das ist doch nur ein… ein… Klacks. Denken Sie mal nach. Ihnen bleibt so gut wie keine Zeit. Tut mir leid, das kann ich nicht unterschreiben. In dieser kurzen Spanne erreichen Sie nichts.«
    Ich wollte mich nicht in Grundsatzdiskussionen verzetteln und wurde wieder konkret. »Wir wissen jetzt, daß die drei Mädchen verschwunden sind und anschließend wieder auftauchten. Sie haben sie gesehen, und Sie werden bestimmt nicht der einzige gewesen sein, nehme ich an. Es muß also weitere Zeugen geben.«
    »Was ich bezweifle!« rief er dazwischen und schüttelte heftig den Kopf. »Es gibt diese Zeugen nicht, es kann sie
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