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0733 - Ort des Schreckens

0733 - Ort des Schreckens

Titel: 0733 - Ort des Schreckens
Autoren: Jason Dark
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er, »einige von Ihnen wissen bereits, was jetzt folgt. Ich möchte Ihnen nur sagen, daß es einfach gewaltig ist. Daß ich es nicht erklären kann, daß man es hinnehmen muß wie ein - sagen wir - Geschenk. Denken Sie noch nicht darüber nach, schauen Sie zu, genießen Sie es und sprechen Sie erst später darüber. Aber steigern Sie sich bitte nicht zu tief hinein. Es gibt eben Phänomene, die man kritiklos akzeptieren muß.« Er verbeugte sich noch einmal und sagte dann: »Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.«
    Mit einer geschmeidigen Drehung wirbelte er herum und schaute auf Susan Carter.
    Sie lag noch immer unbeweglich in der Luft und befand sich in Trance. Auf ihrer Haut lag ein dünner Schweißfilm, als hätte jemand mit einem Pinsel darüber gestrichen und eine Ölschicht hinterlassen. Nichts an ihr regte sich, nicht einmal die Wimpern flatterten oder zitterten, sie blieb völlig still.
    Er ging auf sie zu. Auf seinen Lackschuhen spiegelte sich ebenfalls das Licht und hinterließ dort blitzende Reflexe. Niemand konnte sein Gesicht sehen, er drehte den Zuschauern den Rücken zu, und so sah auch keiner das Zucken seiner Lippen.
    Für einen Moment blieb er vor Susan stehen. Sie hatte ein starkes Vertrauen in ihn gesetzt. Es war noch möglich, daß er sie erlöste, dann aber wäre alles umsonst gewesen.
    Außerdem konnte Westlake nicht. Die anderen Kräfte waren stärker. Er spürte bereits, daß sie sich gesammelt hatten. Sie kamen ihm vor wie Lichter, die aufstrahlten, wieder verschwanden, aufstrahlten, sich dann wieder zurückzogen, aber sich nicht sehen ließen, denn das alles spielte sich im Unsichtbaren ab.
    Westlake ging weiter. Er wandte sich nach rechts, schritt an den Füßen der starr liegenden Susan Carter vorbei, erreichte die hintere Seite des Körpers und blieb dort stehen.
    Aus dem Zuschauerraum schauten ihn die Leute an. Er konnte sie nicht deutlich sehen, das Licht auf der Bühne blendete sie. Nur die vorderen Reihen erkannte er als breite Schattenstreifen mit weißen Flecken dazwischen, eben die Gesichter der Menschen.
    Westlake bückte sich.
    Was nun geschah, bedurfte keiner Worte oder Erklärungen. Seine Bewegungen sprachen für sich.
    Auf dem Boden lag ein großer Ring aus Messing. Er hob ihn so hoch, daß er über der Bewegungslosen schwebte, drehte ihn noch, so daß jeder erkennen konnte, daß es sich bei diesem Gegenstand um einen normalen Ring handelte und Westlake es nicht nötig hatte, zu irgendwelchen Tricks zu greifen.
    Was er jetzt tat, hatte er schon einmal getan, aber er wiederholte sich dabei gern.
    Als er den Ring führte, sah es so aus, als wollte er den Körper in die Öffnung hineinschieben. Hätte Susan an irgendwelchen Fäden gehangen und mochten sie auch noch so dünn sein, wäre es aufgefallen und die Bewegung des Rings wäre unterbrochen worden.
    Das geschah nicht.
    Es ging alles glatt.
    Kein Hindernis, kein noch so dünner Faden hielt den Körper über dem Boden, Susan Carter schwebte wirklich!
    Westlake bewegte sich sehr fließend. Er lächelte dabei, die Augen blitzten, denn etwas Schau gehörte ebenfalls zu seinem Job. Man mußte den Leuten was bieten.
    Als die Leute klatschten, verbeugte er sich kurz, kam wieder hoch und schleuderte den Ring zur Seite. Das Geräusch des Aufpralls wurde vom Beifall verschluckt.
    Er ebbte diesmal sehr schnell ab.
    Auch wer seine Schau zum erstenmal besuchte, ahnte, daß das Finale dicht bevorstand. Keiner wußte es besser als Westlake, in dessen Mund sich eine gewisse Trockenheit ausgebreitet hatte. Er spürte auch den Druck hinter seinen Augen. Als er auf seine Handgelenke schaute - es war nur ein schmaler Streifen zwischen dem Ende des Handschuhs und dem Beginn der Manschette -, da sah er, daß sich die feinen Härchen aufgerichtet hatten und leicht zitterten.
    Das war die Spannung, die ihn durchfloß. Eine seltsame Energie, die nicht aus ihm selbst kam, sondern einen anderen Weg gefunden hatte.
    Er atmete tief durch.
    Dann trat er zur Seite.
    Wenige kleine Schritte brachten ihn an seinen Zielort. Er stand jetzt in Hüfthöhe vor der schwebenden Susan Carter.
    Dann streckte Westlake die Arme aus und ließ sie über der schwebenden Jungfrau in einer gewissen Höhe »liegen«. Es war totenstill geworden. Niemand wagte es jetzt, eine Bemerkung zu machen oder ein Geräusch zu verursachen.
    Man wartete allgemein auf das große Ereignis.
    Er ließ sich Zeit.
    Etwas fuhr über seinen Nacken und dann kribbelnd seinen Rücken hinab. Er
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