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0731 - Die Blüten-Bestie

0731 - Die Blüten-Bestie

Titel: 0731 - Die Blüten-Bestie
Autoren: Jason Dark
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verfangen.
    Dorothy Mainland konzentrierte sich. Sie wußte nicht, wo die Urne lag, aber sie würde es herausfinden. Sie mußte sich nur auf ihn konzentrieren, der in ihr steckte. Sie brauchte jetzt den Kontakt so, als wäre sie dabei, einen seiner ehemaligen Feinde zu töten.
    Und sie schaffte es.
    Es war wie immer.
    Die Haut auf ihrem Gesicht fing an, sich zu verändern. Dabei entstanden Schmerzen, die Doro jedoch als süß empfand. Es war ein leichtes Zerren und Ziehen, wie bei einem Gummi, und es wurde das freigegeben, was hinter der Haut und auch hinter dem Gesicht lag, aber erst sichtbar wurde, wenn der Kontakt zu Shagri zustande gekommen war.
    Die böse, gelblich-weiße Knochenfratze!
    Doro freute sich immer, wenn sie die Fratze nach vorn treten ließ. Da wußte sie, daß der Kontakt mit dem großen Guru geklappt hatte. Da war er auch sichtbar in ihr, und in ihrem Körper, der von seinem Geist besessen war, begann die große Umwandlung. Sie schwitzte, sie dünstete aus, so daß sich der Geruch alter, fauliger Blüten wie ein Schleier über sie legte und auch ihren weiteren Weg begleitete.
    Den Jungen hielt sie an der Hand fest. Ihr Griff war hart. Er würde sich auch nicht durch einen Ruck davon lösen können, denn mit der Verwandlung nahm auch ihre körperliche Kraft zu.
    Doro spürte, daß es nicht mehr weit war. Ihre Sinne glichen Sensoren, die sie auf den richtigen Weg brachten. Sie ging schneller, und Dennis mußte schon laufen, um überhaupt mit ihr Schritt halten zu können. Der Dunst umschmeichelte ihre Knöchel, und sie kamen sich dabei vor, als würden sie durch ein Meer aus dünner Watte laufen.
    Schneller, immer schneller.
    Sie keuchte, sie transpirierte. Der Blütenduft hing schwer wie eine nasse, aber unsichtbare Fahne in der Luft. Doro drehte den Kopf nach links. Das Wissen traf sie wie ein geistiger Peitschenschlag.
    Sie wußte jetzt, daß Shagris Grab nicht mehr weit entfernt lag.
    Dennis konnte kaum Schritt halten. Er weinte wieder. »Ich… ich kann nicht mehr«, stammelte er zwischen den dumpfen Geräuschen, die seine Füße beim Aufstampfen auf dem Boden hinterließen.
    »Gleich, gleich ist es soweit…«
    »Wo sind wir denn hier?«
    Da lachte sie laut auf. Das Gelächter störte den Jungen. Er bekam vor ihm Furcht, er duckte sich sogar. »Auf dem Friedhof, mein Kleiner, wir sind auf einem Friedhof, und wir sind auch in der Nähe des Meisters. Noch in paar Schritte…«
    Sie zog den Jungen hinter sich her. Dennis konnte es nicht fassen. Er wußte, was ein Friedhof war.
    Dort lag seine Großmutter, die sie hin und wieder besuchten. Jedesmal hatte er Angst gehabt, den Friedhof zu betreten, weil er sich davor fürchtete, daß Geister kommen würden, um ihn in ein Grab zu zerren.
    Hier sah er keine Gräber, trotzdem hatte er Angst. Er glaubte auch nicht, daß die Frau gelogen - hatte. Nein, das kam ihm nicht in den Sinn. Warum hätte sie das tun sollen?
    Endlich blieben sie stehen.
    Dennis wankte. Er fühlte sich so schlecht. Wäre er noch ein paar Schritte weiter gelaufen, hätte er sich übergeben müssen, so sehr hielt ihn die Erschöpfung umklammert - und natürlich auch die Angst.
    »Hier ist es«, sagte sie. »Hier ist es!«
    Noch stand Doro, aber sie ging langsam in die Knie und kam dem Jungen damit entgegen.
    Der schaute sie von der Seite her an.
    Er sah in ihr Gesicht, er sah die schrecklich dünne Haut und die Fratze dahinter.
    Dennis war nicht mehr fähig, etwas zu sagen. Er konnte in seinem Alter noch nicht denken. Er war nur in der Lage, einen Vergleich zu ziehen, und den wiederum nur mit den Serien, die immer im Fernsehen liefen.
    Die… sie sieht aus wie die Feinde von Hi-Man! dachte er. Auch die hatten manchmal solche Knochenköpfe. Sie waren dann der Schrecken, Hi-Mans Feinde, die er mit seinen Waffen bekämpfte.
    Nur trug Dennis keine Waffe bei sich.
    Dafür kochte in ihm die Angst hoch. Denn das hier war kein Film, das war so echt.
    Doro Mainland hockte sich noch tiefer, damit sich ihr verändertes Gesicht in derselben Höhe mit dem des Jungen befand.
    Dennis konnte nicht sprechen. Die Furcht hatte ihm die Kehle zugeschnürt. Bei ihr war noch alles vorhanden. Der Mund, die Nase, die Augen, auch die Ohren, sogar die Haare. Sie aber sahen aus wie dünne, lange Finger, als sie den Kopf einrahmten. Und die Haut war so dünn und durchsichtig, aber der Mund bewegte sich. Es sah für ihn aus, als wären die Lippen aus Gummi, so stark zitterten sie von einer Seite zur anderen, bis
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