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073 - Der Gehenkte von Dartmoor

073 - Der Gehenkte von Dartmoor

Titel: 073 - Der Gehenkte von Dartmoor
Autoren: Larry Brent
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seinen Whisky und krächzte: »Auf Malmaison, auf Colonel
Malmaison!«
    »Gib mir noch
einen!« wies George Simpson den Mann mit dem Koks an. »Aber um fortzufahren,
aus diesem alten Schmöker erfuhr der Professor eine erstaunliche Tatsache.
    Malmaison war
zur Zeit der Napoleonischen Kriege Gefangener in Princetown gewesen, mit vielen
anderen französischen und amerikanischen Kriegsgefangenen. Und er hat es
verstanden, mit diesen Leuten in jahrelanger geheimer Arbeit das Gebiet hier
mit kilometerlangen unterirdischen Gängen zu durchziehen. Es muß eine
unheimliche Strapaze gewesen sein. Als sie endlich soweit waren, da war der
Krieg aus, und sie konnten durchs Tor nach Hause marschieren. Aber ihr
Geheimnis nahmen sie mit!«
    Larry Brent
öffnete zum ersten Mal den Mund. Er wies mit dem Kopf nach rechts.
    »Ist das
einer dieser Gänge?«
    George
Simpson nickte eifrig.
    »Sogar der
Hauptgang. Sie können sich denken, wohin der führt. Der geht bis zum
Steinbruch, wo die Zuchthäusler arbeiten. Einen zweiten Gang, der direkt ins
Zuchthaus selbst führt, hat man leider später entdeckt und zerstört. Einen
dritten Gang legte Colonel Malmaison am Teufelspick an, wo sie damals auch
arbeiten mußten. Man kann durch ihn ungesehen auf den Teufelspick hinauf und
hinunter gelangen. Viel später baute man den Bahnhof über unseren Köpfen. Wenn
die geahnt hätten, was da unter ihnen in der Erde für ein schöner Maulwurfsgang
war! Aber unser verehrter Professor hat das alles herausbekommen und entdeckt.
Prost, Professor!«
    Sie hatten
alle Platz genommen und saßen im Halbkreis um die an die Felswand geketteten
Männer. Der Gärtnergehilfe hing teilnahmslos nach vorn geneigt. Auch Sir
Charles war offenbar noch von einer wohltätigen Ohnmacht umfangen. Und Larry
Brent hatte inzwischen zähneknirschend festgestellt, daß er sich nie aus
eigener Kraft von den Ketten würde befreien können. Sein feines Gehör glaubte
irgendwo draußen ferne Schüsse zu hören, die er kurz vorher noch nicht
vernommen hatte.
    Stolz wies
George Simpson auf seine Frau und sagte mit seiner sanftesten Stimme: »Damals
war sie schon Krankenschwester bei Sir Charles. Niemand wußte, daß sie meine
Frau ist. Und sie war es, in der die großartige Idee geboren wurde, die uns
alle reich gemacht hat…«
    »Aber, John«,
wehrte die Frau mit dem Kupferhaar ab.
    »Genaugenommen
war es doch der amerikanische Gangster, der dich besuchte.«
    »Das stimmt«,
sagte George Simpson. »Damals kam dieser Mann, der einen riesigen Cadillac
fuhr, in meinen Laden und bot mir 20.000 Dollar für die Hand eines
hingerichteten Mörders. Er brauchte sie dringend, und ohne so eine Totenhand
könne es schiefgehen. Damals lernten wir, daß gerade die großen Gangster, aber
auch natürlich viele kleinere, vom Aberglauben zerfressen sind und daß man
Riesensummen herausholen konnte. Die Frage war nur, woher nahm man das
Material? Und da kam meine Frau auf die in ihrer Einfachheit geniale Idee! Wozu
hatten wir denn das Zuchthaus von Princetown mit seinen vielen Mördern, und
wozu hatten wir denn die unterirdischen Gänge? Es war das Ei des Kolumbus!«
    Sie brachen
in schallendes Gelächter aus. George Simpson hob die Hand.
    »Laßt mich
weitererzählen, Mr. Brent interessiert das alles sehr! Und wir können ihm auch
alles sagen, denn er ist ein verschwiegener Mann und wird es bestimmt niemandem
weitererzählen!«
    Wieder
lachten sie. Larry Brent aber lief es kalt über den Rücken. Er wußte, daß er es
mit Entmenschten zu tun hatte.
    »Sehen Sie,
Brent«, fuhr George Simpson fort, »alles war nur eine Frage der Organisation.
    Bei Nebel
oder Regen holten wir durch diesen unterirdischen Gang einzelne Zuchthäusler
aus dem Steinbruch. Wir spielten die großen Befreier. In diesem Raum brachten
wir sie provisorisch unter. Von hier schleusten wir sie nach Parkinson Hall.
Der gute Sir Charles hatte keine Ahnung, was sich in den Kellern seines
Besitzes zutrug. Wir haben sie dort betäubt und aufgeknüpft. Wir brauchten ja
Stricke von Gehängten. Haben Sie eine Ahnung, welche Unsummen man unter den
Gangstern von Chicago oder Sydney oder Tokio für einen solchen Strick eines
Gehängten zahlt? Der soll nämlich unsichtbar machen.«
    Stolz klopfte
sich George Simpson auf die Brust.
    »Wir waren streng
solide Geschäftsleute, Mr. Brent. Das waren wir unserer Kundschaft schuldig.
Wir haben nie mehr als eine Hand abgehackt und präpariert. Das schreibt der
Aberglaube vor. Zwei Hände von ein und
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