Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0727 - Spezialisten der Nacht

Titel: 0727 - Spezialisten der Nacht
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bereits gesagt. Weiter. Was geschieht, wenn das Schwarze Loch einen Durchmesser von 1000 Wassy hat?"
    „Genau das gleiche. Nur geht dann alles noch wesentlich schneller."
    „Und was, wenn es einen von 14 000 hat, so wie Grojocko?"
    „Wiederum das gleiche. Planet und Schwarzes Loch scheinen miteinander zu verschmelzen, tatsächlich aber bricht die Materie des Planeten schon vorher in sich zusammen. In dem Moment, in dem er den Ereignishorizont überschreitet, besitzt er nur noch einen winzigen Teil seines ursprünglichen Volumens. Danach bricht er vollends zusammen."
    Der Blinde hob den Kopf.
    „Und das sagst du?"
    „Warum nicht?"
    „Du willst Grojocko mit Millionen Zgmahkonen in das Schwarze Loch fallen lassen, obwohl du weißt, daß der Planet dabei in sich zusammenfallen wird?"
    Jetzt erkannte Vater, daß der Blinde ihn in eine Falle gelockt hatte. Verzweifelt fuhr er sich mit den Händen über die Augen.
    „Ich habe auf zahlreichen wissenschaftlichen Veranstaltungen in allen Einzelheiten erklärt, daß wir den Planeten mit Hilfe erprobter Maschinen gegen die Schwerkrafteinwirkungert schützen werden. Die ungeheuren Gravitationskräfte werden Grojocko nicht erreichen, sondern an den Feldern abgleiten, die wir um die Welt legen werden."
    „Experimente! Theorien! Religiöse Wahnvorstellungen", rief der Zweiköpfige.
    Der Blinde legte die Fingerspitzen auf seine leeren Augenhöhlen.
    „Ich komme nunmehr zum Urteil", erklärte er.
    Hilfesuchend blickte ich zu Vater, meinen Brüdern und Schwestern hinüber. In ihren Augen las ich mein Ende. Sie alle wußten, wie das Urteil ausfallen würde, nur ich wollte es noch nicht wahrhaben.
    „Die Untersuchungen des Gerichts haben ergeben, daß der Angeklagte getötet hat. Ist das richtig?"
    „Richtig", bestätigte ich.
    „Einen Zgmahkonen darf man nicht töten. Wer es dennoch tut, wird ebenfalls getötet. So will es das Gesetz. Ist dir das bekannt?"
    „Es ist mir bekannt."
    „Es war dir auch zur Tatzeit bekannt?"
    „Es war mir bekannt", antwortete ich.
    „Die Ausnahmeregel trifft in diesem Fall nicht zu. Damit können wir allen Zgmahkonen, die Galkon Erryog folgen wollen, nur dringend empfehlen, Grojocko mit einem Raumschiff zu verlassen. Das hat innerhalb der nächsten zwanzig Stunden zu geschehen. Wer dann noch hier ist, wird hier bleiben müssen."
    Das waren vernichtende Worte für Vater. Damit zerstörte der Blinde sein Lebenswerk. In mir verkrampfte sich alles. Ich vergaß mein eigenes Schicksal. Ich würde sterben, was aber bedeutete das, gegen das Urteil, das der Blinde über Vaters Werk gefällt hatte? Für ihn war alles viel schlimmer, und ich trug die Schuld daran, denn hätte ich die Situation anders gelöst, wäre es nicht zu dieser Verhandlung gekommen.
    Zweifellos würde sich Grojocko nun wirklich entvölkern.
    Die Zgmahkonen würden den Glauben an Vater verlieren und ihn allein lassen. Vielleicht würden nur wir Spezialisten der Nacht bei ihm bleiben.
    Selbstverständlich mußten die Priester der singenden Schwerter von Grunacku mit schweren Strafen rechnen. Aber sie hatten nicht getötet. Niemand konnte ihnen beweisen, daß sie ihre Drohung auch wirklich wahrgemacht hätten.
    „Olw Erryog", fuhr der Blinde fort. „Du hast das Verbrechen gestanden. Also bleibt dem Gericht keine andere Möglichkeit mehr, als dies Urteil auszusprechen: Deine Adern sollen geöffnet werden, bis das Leben aus deinem Leib gewichen ist oder die Adern sich von selbst geschlossen haben. Der Adernöffner walte seines Werkes."
    Das war das erwartete Todesurteil.
    Die Worte, bis die Adern sich von selbst geschlossen haben, waren nichts als eine Floskel. Theoretisch bestand durchaus die Möglichkeit, daß der Blutstrom aus geöffneten Adern von selbst versiegte, bevor der Delinquent tot war. Dann war er gerettet und durfte weiterleben, wobei es allerdings verboten war, ihm medizinisch zu helfen. Er mußte sich aus eigener Kraft erholen.
    Das aber hatte noch niemand in der Geschichte unseres Volkes geschafft.
    Ich machte von meinem Recht Gebrauch und ging zu Vater, meinen Brüdern und Schwestern und nahm von ihnen Abschied.
    Dabei wagte ich nicht, zu der Stahltür hinüberzusehen, die zum Hinrichtungsraum führte. Dort mußte nun bereits der Adernöffner stehen, das blitzende Messer in der Hand.
    Als ich mich jedoch auch von Py gelöst hatte, mußte ich mich umdrehen und zu meinem Platz zurückkehren.
    Die Tür war noch immer geschlossen.
    „Wo bleibt der Adernöffner?" fragte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher