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0727 - Spezialisten der Nacht

Titel: 0727 - Spezialisten der Nacht
Autoren: Unbekannt
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der Blinde ärgerlich.
    Der Zweiköpfige klopfte gegen die Tür. Als nichts geschah, öffnete er sie und blickte in den Hinrichtungsraum. Dann drehte er sich hastig um und blickte mich bestürzt an.
    „Es... es ist etwas Entsetzliches passiert", rief er.
    „Was ist los?" fragte der Blinde ungeduldig.
    „Soeben erinnerte ich mich an eine Nachricht, die ich vom Gericht erhalten habe. Der Adernöffner hat den Planeten bereits verlassen. Niemand rechnete noch mit einem Todesurteil."
    Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Damit war ich gerettet! Es war völlig ausgeschlossen, daß der Henker noch einmal zurückkehrte. In den Augen dieser Narren liefen die letzten Stunden unseres Planeten ab. Das bedeutete, daß niemand noch einmal nach Grojocko kommen würde, der diese Welt bereits verlassen hatte. Einen anderen Adernöffner aber gab es nicht. Erst nach seinem Tode durfte das Gericht einen Nachfolger ernennen.
    „Grojocko wird untergehen und mit ihm alle, die auf diesem Planeten bleiben", erklärte der Blinde ruhig. „Also wird auch Olw Erryog sterben. Damit er jedoch keine Gelegenheit hat, noch in letzter Stunde zu entfliehen, soll er an die Ketten der Kathada geschlagen werden."
    Ich erstarrte vor Schrecken. Das war schlimmer als der Tod, denn ich würde mit einem Metall verbunden werden, das niemand mehr von mir würde lösen können!
    Eine Protestmöglichkeit hatte ich nicht.
    Schweigend wartete ich, bis das Gericht den Saal verlassen hatte. Während meine Brüder und Schwestern durch die Tür hinausgedrängt wurden, weigerte sich Vater zu gehen. Er blieb, bis die Schergen mich hinausführten.
    Vor dem Gebäude wartete ein Fluggleiter auf mich. Die Straßen waren wie leergefegt. Ich beobachtete einige Männer und Frauen vom Informationsamt, die mit ihren Fahrzeugen zu den Redaktionen rasten. Grojocko sollte möglichst schnell erfahren, welches Urteil über die Arbeit Vaters gefällt worden war.
    Mich fuhren sie einige Straßenzüge weiter bis zum zentralen Platz von Gronock. Auf ihm erhob sich der ovale Torbogen der Kathada bis in eine Höhe von hundert Körperlängen. Aus dem höchsten Bogen hingen die schweren Metallketten herab.
    Die Männer, die das Urteil zu vollstrecken hatten, brachten mich mit dem Gleiter bis zu den frei hängenden Enden der Ketten, legten mir die Manschetten an und schweißen mich mit einem Molekularverschmelzer an. Dann ließen sie mich frei. Der Gleiter entfernte sich von mir. Ich war allein.
    In einer Höhe von etwa vierzig Körperlängen hing ich mit ausgestreckten Armen an den Ketten. Tief unter mir stand Vater.
    Erst jetzt merkte ich, daß man mir ein Funkgerät um den Hals gehängt hatte.
    „Du darfst deine Arbeit nicht ruhen lassen", sagte ich. „Du darfst nicht hier bleiben."
    Er antwortete nicht. Verzweifelt blickte ich auf ihn herab, während sich der Platz zu füllen begann. Von allen Seiten kamen Männer, Frauen und Kinder herbei. Sie blickten zu mir hoch und redeten aufgeregt miteinander. Deutlich konnte ich erkennen, daß eine feindselige Stimmung gegen Vater entstand.
    Plötzlich meldete sich Py bei mir.
    „Ist Vater bei dir?" fragte sie. Ich war zunächst enttäuscht, sah dann aber schnell ein, daß es wirklich in erster Linie um ihn ging.
    Tatsächlich war er der Veruteilte. Er sollte Grojocko retten. Ihn brauchte man also. Mich nicht.
    Er stand noch immer unter mir. Ich wußte, daß er fieberhaft überlegte, wie er mir helfen konnte, anstatt daran zu denken, wie es weitergehen sollte.
    „Geh endlich", riet ich ihm. „Die Leute sind zornig. Sie fühlen sich betrogen. Und sie haben Angst, daß sie nun vielleicht kein Raumschiff mehr bekommen, mit dem sie fliehen können."
    Py, Trelw und Eiwk kamen in einem Gleiter. Sie landeten unter mir, zerrten Vater in die Kabine und starteten wieder, bevor man sie aufhalten konnte.
    Meine Handgelenke und Schultern schmerzten. Ich spürte, daß mich bald die Qualen übermannen würden.
    Einige Männer schleuderten Steine zu mir herauf, trafen mich jedoch nicht. Sie konnten sehen, daß alles wahr war, was das Fernsehen gemeldet hatte. Vielleicht hatte noch niemand von ihnen einen von uns bisher gesehen, aber sie konnten sieher mühelos erkennen, daß wir anders waren als sie.
    Ich war wesentlich kleiner, als Männer in meinem Alter sonst.
    Mein Schädel war jedoch größer als der eines durchschnittlichen Zgmahkonen. Das lag daran, daß mein Gehirn weiter entwickelt war. Immerhin verfügte ich über Gehirnzentren, mit denen mir
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