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0727 - Spezialisten der Nacht

Titel: 0727 - Spezialisten der Nacht
Autoren: Unbekannt
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das Erryog-Gebäude gekommen?"
    Ich hatte gewußt, daß der Blinde es so wenden würde.
    „Sie glaubten, daß mein Vater mit seinem wissenschaftlichen Werk die Rettung von Millionen von Zgmahkonen verhindert. In ihrer Verblendung meinten sie, es genüge, ihn zu ermorden, um damit seinen großen Plan zu verhindern. Sie meinten, wenn den Massen der Führer fehle, dann würden sie sich zur Flucht zu anderen Planeten entschließen."
    „Ich verstehe", antwortete der Blinde. Dabei war ich überzeugt, daß er die Wahrheit noch lange nicht sah. „Zu allen Zeiten unserer Geschichte hat es Katastrophen gegeben, mit denen sich auch Männer verbanden, die als Propheten auftraten. Es gibt unter Hunderten kaum eine Handvoll, von denen man sagen könnte, daß sie die Wahrheit vorhergesagt haben."
    „Verzeih, Blinder, es waren mehr als acht."
    „Wir wollen uns nicht auf die Zahl festlegen."
    „Dann darf ich bemerken, daß mein Vater kein Prophet ist, sondern ein Wissenschaftler, der genau weiß, was er tut. Er hat echte Forschungsarbeit geleistet und arbeitet mit exakt nachweisbaren Daten. Er ist kein Prophet in historischem Sinn.
    Er ist auch kein verantwortungsloser Mann, sondern einer der größten und bedeutendsten Zgmahkonen, die je gelebt haben."
    „Das zu beurteilen, ist Sache dieses Gerichts", erklärte der Blinde abweisend. „Sage mir jetzt, was will dein Vater eigentlich?"
    „Du weißt es nicht?"
    „Ich weiß es, aber ich will es erneut hören, und ich will den anwesenden Wissenschaftlern Gelegenheit geben, auf die Thesen von Galkon Erryog zu antworten."
    Ich holte tief Luft.
    Jetzt endlich begriff ich. Sie planten, diese Verhandlung zu einer Art wissenschaftlichen Vernichtungsaktion zu machen, die sich nicht allein gegen mich, sondern auch gegen Vater richtete.
    Konnte der Zweiköpfige beweisen, daß mein Vater ein Wirrkopf war, dann mußte der Blinde zu dem Schluß kommen, daß ich kein wirklich wichtiges und unersetzliches Leben gerettet hatte.
    Unter diesen Umständen wäre dann meine Verteidigungstat nicht gerechtfertigt gewesen, und die winzige Chance, die ich hatte, wäre vertan.
    Ich spürte, daß sich mir mein Innerstes verkrampfte.
    Unwillkürlich blickte ich zu Py hinüber, und ich sah, daß sie jede Hoffnung verloren hatte.
    Einen Zgmahkonen zu töten, war nun einmal das schwerste Verbrechen. Es war durch praktisch nichts zu entschuldigen und wurde mit dem Tode bestraft.
    Ich war mir darüber klar, daß ich so gut wie verloren war.
    Aber um mich ging es nicht mehr. Es ging um das phantastische Werk Vaters. Darum mußte ich kämpfen.
    „Wir alle wissen, daß sich eine riesige Schwarze Sonne, ein Schwarzes Loch, seit Jahrhunderten langsam unserem Arryad-System nähert. Drei der äußeren Planeten werden in den nächsten Tagen von ihm angezogen und verschlungen werden", begann ich. Alle hörten mir schweigend und konzentriert zu. Der Blinde beugte sich leicht vor, als wolle er mir meine Worte von den Lippen ablesen. Dabei erzählte ich diesen Männern nichts Neues. Diese Tatsachen waren seit Jahrhunderten bekannt. Seit vielen Generationen bereitete sich das Volk der Zgmahkonen auf die Evakuierung von Grojocko vor. Zahllose benachbarte Sonnensysteme waren nach geeigneten Besiedlungsplaneten durchforscht worden. Und jetzt kannte man genügend Welten, auf die man sich retten konnte.
    „Die Mehrheit unseres Volkes glaubte fest daran, daß mit dem Sturz in das Schwarze Loch auch die letzte Stunde für Grojocko gekommen ist. Aber das ist ein Irrtum. Für Vater und für uns ist der Sturz zugleich der Beginn einer neuen Zeit."
    „Ich muß dich unterbrechen", sagte der Blinde.
    „Bitte."
    „Wir alle wissen doch, was ein Schwarzes Loch ist, oder nicht?"
    „Selbstverständlich", bemerkte der Zweiköpfige.
    „Wissen wir das wirklich?" fragte Vater provozierend laut. Er hatte das Recht, sich jederzeit in die Verhandlung einzumischen.
    „Ich wiederhole: selbstverständlich!"
    „Und ich erkläre: Nein!"
    „Da Meinungsverschiedenheiten bestehen, müssen sie geklärt werden", bestimmte der Blinde.
    „Ein Schwarzes Loch entsteht durch den Zusammenbruch einer Sonne", erläuterte Vater. „Eine Sonne produziert Energie, bis sich durch Kernverschmelzung ein bestimmter Teil des Sterns in Eisen verwandelt hat. Von diesem Moment an gibt sie keine Energie mehr ab, sondern verbraucht Energie. Und das ist der Anfang vom Ende. Wenn ein Stern auf diese Weise alle ihm zur Verfügung stehenden leichteren Elemente ausgenutzt
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