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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir
Autoren: Jason Dark
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zu sein, aber er brauste auf, und es war ein Konglomerat aus dröhnenden, knatternden Geräuschen, vermischt mit wütenden Kampfschreien, die von der Horde auf den Motorrädern ausgestoßen wurden.
    Die Lichtlanzen der breiten Scheinwerfer fluteten in die Dunkelheit der Straße hinein und töteten sie.
    Die blendende Helligkeit zeichnete ein grellweißes Feld auf den rissigen Belag, sie strich die alten Hausfassaden an, und sie glitt auch in die Fenster der unteren Wohnungen.
    Helmut Stoßflug wußte genau, wer da durch die Straße fuhr. Es war eine Horde von Skins. Persönlich haßte er diese Bande, aber jetzt war sie ihm willkommen.
    Licht mochte kein Vampir, auch Helga nicht.
    Er hörte sie fluchen, sie ließ ihren Mann los, zuckte zurück und schaute ihn noch einmal böse und gnadenlos an.
    In ihren Augen leuchtete es rötlich, dann tauchte sie zur Seite weg, blieb aber in derselben Höhe, und Stoßflug wußte selbst nicht zu sagen, wie er es geschafft hatte, dicht an das Fenster heranzutreten und hinauszuschauen.
    Er drehte den Kopf in die Richtung, in der Helga verschwunden war. Das grelle Licht breitete sich weiter unten aus, er konnte sie in der Dunkelheit noch sehen, doch das war nicht mehr die Person, die er kannte. Helga hatte sich verändert. Sie war zu einem flattrigen Wesen geworden und sah aus, als hätte sie sich einen großen Mantel übergehängt, mit dem sie um sich schlug.
    Dann stieg sie hoch.
    Vor kurzem hatte Stoßflug in einem Tierfilm mal einen Rochen gesehen, der sich durch das Wasser bewegte.
    Und so kam ihm die verschwindende Frau vor. Sie stieß in die Luft, dann war sie über ihm und an der rechten Seite der Häuser verschwunden. Sie hatte sich über die Dachrinne hinweggleiten lassen.
    »He, du Affe, du Glotzer, du!«
    Der Schrei dieser rauhen Stimme ließ den Mann zusammenschrecken. Die Skins hatten ihn gesehen, sein Schatten mußte sich abmalen. Plötzlich flog ein Stein, der ihn aber nicht traf. Dicht über seinen Kopf hinweg flog er in das Zimmer, wo er mit einem dumpfen Krachen gegen die Schranktür prallte.
    Dieses Geräusch war für Helmut Stoßflug Warnung genug. Er zog sich blitzschnell zurück und schloß das Fenster, wobei er hoffte, daß ein zweiter Stein ihm nicht die Scheibe zertrümmerte. Zitternd suchte er Deckung.
    Zeit verstrich.
    Sie waren noch da, er hörte ihr Schreien, aber sie schienen sich ausgetobt zu haben, wenigstens in dieser Straße, denn die Motoren der Maschinen röhrten böse auf, und der helle Teppich wanderte sehr schnell weiter, als sie gegen die Kreuzung am anderen Ende der Straße zufuhren.
    Vorbei.
    Ruhe… Stille…
    Aber noch immer hockte der Mann am Boden. Er war unfähig, sich zu bewegen. Er dachte darüber nach, was er gesehen hatte, der Schock traf ihn abermals, und er fing an zu weinen wie ein kleines Kind, das im Gedränge eines Kaufhauses seine Mutter verloren hatte.
    Irgendwann fiel ihm ein, daß er nicht den Rest der Nacht so sitzenbleiben konnte, zudem hatte er den Schock auch mal überwunden. Er stand auf und ging in die Küche. In der eigenen Wohnung kam er sich wie ein Dieb vor.
    Aus dem Kühlschrank holte er eine Flasche Bier. Er setzte sie an und trank.
    Wie ein kalter Wasserfall lief die Flüssigkeit durch seine Kehle, aber sie tat ihm gut. Er genoß es und leerte die Flasche bis zur Hälfte.
    Dann stellte er sie auf dem Küchenschrank ab. Das Bier hatte einen Großteil seiner Panik und Angst vertrieben. Er schaffte es, sehr logisch über den Vorfall nachzudenken und wollte zunächst fühlen, ob die beiden Spitzen der Vampirzähne nicht doch seine Haut angeritzt hatten.
    Das war nicht der Fall gewesen. Die Horde der Skins war tatsächlich im letzten Moment aufgetaucht und hatte Helga in die Flucht getrieben. Aber wie ging es jetzt weiter?
    Eine gute Frage auf die er keine Antwort wußte. Er dachte zehn Jahre zurück, die Entführung seiner Frau fiel ihm wieder ein, er konnte sich genau daran erinnern, auch an die Gefühle, die ihn damals regelrecht überfallen hatten.
    Er hatte sich zu der Zeit so gefühlt wie heute. So verdammt allein, von aller Welt verlassen. Und was ihm noch geblieben war, hatte sich gegen ihn verschworen.
    Es würde sich wiederholen, es würde alles so ablaufen wie vor zehn Jahren.
    Mit einem Unterschied allerdings.
    Die Zeiten hatten sich geändert. Der real existierende Sozialismus hatte die große Schlappe erlitten, die Vereinigung hatte zu einem Deutschland geführt mit all seinen Vor- und Nachteilen.
    Aber
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