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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir
Autoren: Jason Dark
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die großen Löcher auf. Irgendwie paßten sie sogar zu den Lippen, die er leicht geschürzt hatte, als wollte er Regentropfen auffangen.
    Wir schauten einander an. Jeder wartete darauf, daß der andere anfing. Ich tat Meier den Gefallen.
    »Okay, ich bin bei diesem miesen Wetter rausgekommen, und ein derartiger Spaziergang sollte sich eigentlich immer lohnen. Was haben Sie mir zu sagen?«
    »Einiges.«
    »Hört sich gut an, aber was?«
    Er schaute zurück, ob uns auch niemand gefolgt war. Da konnte er beruhigt sein. Dann holte er einen Zigarillo aus der Tasche, steckte ihn zwischen seine Lippen und ließ sich von mir Feuer geben.
    Er paffte einige Wolken und fragte: »Sie wissen natürlich, was in den letzten beiden Jahren in Deutschland geschehen ist?«
    »Natürlich.«
    »Darum geht es nicht. Das heißt, es ist der Hintergrund. Im Blickpunkt steht der Stasi, der ehemalige Staatssicherheitsdienst. Der ist Ihnen auch ein Begriff?«
    »Sie werden lachen, ja.« Ich fragte mich, ob mich der Knabe für dumm verkaufen wollte.
    »Dann brauche ich ja nicht auf gewisse Einzelheiten einzugehen.«
    »Nein, aber Sie gehörten dazu, wie ich annehme?«
    »Richtig.«
    »Und Sie laufen frei herum?«
    Sein Gesicht zeigte ein kaltes Grinsen. »Natürlich laufe ich frei herum. Es gibt auch gewisse Leute bei uns, die eben sehr viel wissen, und deren Wissen oftmals sehr wertvoll sein kann.«
    »Verstehe…«
    »Ich gehöre dazu. Ich lebe weiterhin in der Grauzone, sagen wir mal so. Aber ich muß eine Sache loswerden. Ich möchte vorausschicken, daß ich von Ihren Aktivitäten im vereinigten Deutschland gehört habe. Da waren die Fälle in Leipzig, Wittenberg und Berlin.« Er saugte an seinem Zigarillo und blies mir eine Wolke entgegen. »Sie sind uns also nicht unbekannt, Mr. Sinclair.«
    »Und weiter.«
    »Sie kennen auch Harry Stahl…«
    »Er ist zu einem Freund geworden.«
    »Das ist gut.«
    »Okay, Mr. Meier, die Fronten sind abgesteckt. Kommen Sie endlich zur Sache. Bisher haben wir ja nur etwas wie Vergangenheitsbewältigung betrieben.«
    »Das gehörte dazu. Reine Information.«
    »Und was ist das Thema? Ich habe etwas von Vampiren läuten hören.«
    »Da haben die Glocken richtig geschlagen. Aber nicht nur das, Mr. Sinclair. Es geht auch um den Stasi.«
    »Eine Verquickung.«
    Er schaute zu Boden und nickte. »Ja, leider, und es liegt schon einige Zeit zurück.«
    »Wie lange?«
    »Gut zehn Jahre.«
    Ich winkte ab. »Für einen Vampir ist das keine Zeit.«
    »Da haben Sie recht.« Er schaute auf die Glutspitze. »Nicht alles, was einmal war, ist durch die Vereinigung zerstört worden. Ich will damit sagen, daß es bei dem ehemaligen Staatssicherheitsdienst der ebenfalls ehemaligen DDR eine Gruppe gegeben hat, die nicht normal war.«
    Jetzt horchte ich auf und bekam große Ohren. »Wollen Sie damit sagen, daß ein Teil dieses Dienstes von Vampiren unterwandert war?«
    »Ein kleiner Teil!« korrigierte er mich.
    Ich schluckte, wischte über meine Stirn, auf der Wassertropfen lagen und dachte daran, was das alles bedeuten konnte. Unheil in höchster Potenz.
    »Sie schweigen?«
    »In der Tat, denn ich dachte über gewisse Folgen nach. Andere Frage, was haben diese Stasi-Vampire angerichtet?«
    »Ich weiß es nicht genau. Sie waren so etwas wie eine stille Reserve. Zum Einsatz gekommen, also zum vollen, sind sie wohl nicht. Aber sie sind noch da, nicht nur das, sie sind auch aktiv. Die Gegend um Dresden ist gewissermaßen ihr Revier. Rüber nach Osten in Richtung tschechischer Grenze, im Elbsandstein-Gebirge…«
    »Gab es schon Opfer?«
    »Soviel mir bekannt ist, noch nicht. Ich muß Ihnen aber sagen, daß ich mich vor ihnen fürchte. Ich habe wahrscheinlich zu laut über meine Pläne gesprochen und rechne damit, daß sie mir bereits auf der Spur sind.«
    »Haben Sie denn etwas gesehen? Sind Sie im Besitz irgendwelcher Beweise?«
    »Keine Beweise.«
    »Das ist schlecht.«
    »Aber gesehen.« Er trat näher an mich heran. Ich konnte sein Rasierwasser riechen. »Ich bin verfolgt worden, Mr. Sinclair. Man weiß Bescheid, und ich weiß auch, daß diese Stasi-Blutsauger einen Anführer haben, der ihnen die Befehle gibt.«
    »Kennen Sie den Namen?«
    »Nein, nicht seinen richtigen. Eigentlich nur sein Pseudonym. Sie nennen ihn nur den Schwarzen.«
    »Warum?«
    »Das ist nicht politisch gemeint. Er liebt eben die Farbe Schwarz. Wie es sich für einen Vampir gehört.«
    Darüber konnte ich nicht lachen. »Kann es sein, daß dieser Schwarze
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