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0724 - Der Stasi-Vampir

0724 - Der Stasi-Vampir

Titel: 0724 - Der Stasi-Vampir
Autoren: Jason Dark
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doch schon.«
    Wir alle dachten nach, auch der Wissenschaftler mit seiner Igelfrisur hatte schließlich die Idee, die wie ein zündender Funke war.
    »Schloß Rabenberg!« rief er.
    Wir schauten ihn nur an. Ich hob meine Schultern und hörte: »Sie sind nicht von hier, Herr Sinclair. Aber Sie, Herr Stahl, könnten es wissen, finde ich.«
    »Tut mir leid…«
    »Es ist das Schloß am Ende der Welt. Südlich von Pirna und Friedrichswalde, versteckt in den Bergen. Ein Gemäuer wie im Märchen, aber in einem bösen.«
    »Nur keine Schule«, sagte Harry.
    »Irrtum.« der Wissenschaftler widersprach mit lauter Stimme. »Das Schloß war eine Schule, eine besondere! Keine Schule für Jungen und Mädchen, kein Internat, sondern eine ehemalige Ausbildungsstätte für Stasi-Offiziere. Na, fällt der Groschen?«
    Zunächst einmal fiel Harry Stahl. Allerdings auf einen Stuhl und nicht zu Boden.
    »Du sagst nichts?« unterbrach ich ihn.
    »Verdammt noch mal, John, das kann es sein.« Er sprang wieder auf. »Nein, das muß es sogar sein. Ich selbst habe damit zwar nichts zu tun gehabt, konnte es bis jetzt auch nicht, aber wenn unser Experte das sagt, dann glaube ich ihm.«
    »Es war auch nicht allgemein bekannt«, nahm der Wissenschaftler den Kommissar in Schutz. »Die Typen hatten am Ende der Welt, wie das Gebiet oft bezeichnet wird, natürlich freie Hand, da konnten sie tun und lassen, was sie wollten. Dieses Schloß ist ein ideales Versteck.«
    »Das glaube ich mittlerweile auch. Wissen Sie denn, wo genau es ist?«
    »Da müssen wir auf der Karte nachschauen.«
    »Wie lange dauert die Fahrt von Dresden dorthin?«
    »Eine Autobahn gibt es nicht. Zwei Stunden müssen Sie schon rechnen, meine Herren.«
    »Das ist keine Zeit«, sagte Harry.
    Der Meinung war ich auch. Wir steckten die Köpfe zusammen, auch Hauptwachtmeister Kleist schaute zu. Er kam ja aus dem Westen und konnte immer nur den Kopf schütteln.
    Wir fanden es.
    Das heißt, es war nicht das Schloß, dessen Name auf der Karte abgedruckt war, sondern einfach das Gebiet, in dem es liegen mußte. Und diese Strecke würden wir in zwei Stunden schaffen.
    Man kann sich vorstellen, wie dankbar wir dem Wissenschaftler waren, der vor Verlegenheit rot wurde und seine Bücher wieder zusammenpackte. Wir hatten sie gar nicht gebraucht.
    »Wollen Sie denn noch in dieser Nacht los?« fragte Kleist.
    »Je früher, desto besser.«
    »Gut, Herr Kommissar, dann kann man Ihnen beiden nur viel Glück wünschen.«
    »Das werden wir brauchen.«
    Wenig später hatten wir die Station verlassen. Ich schaute gegen den Himmel, der bereits eine dunkle Farbe bekommen hatte. Die Dämmerung schob sich heran.
    »Vampirwetter«, sagte Harry.
    »Sicher.«
    »Da wäre noch ein Problem, John.«
    »Ich weiß - Helmut Stoßflug.«
    »Genau, was machen wir mit ihm?«
    Ich wühlte die Finger durch meine Haare. War er sich nicht sicher?
    Die Fragen zeichneten sich auf meinem Gesicht ab. Mein deutscher Freund und Kollege wußte ebenfalls keine Antwort. Er hob die Schultern. »Es wäre wichtig, wenn wir diese Schule so schnell wie möglich finden würden.«
    »Und damit auch den Schwarzen.«
    »Klar doch. Ich befürchte auch noch etwas anderes. Daß er und Helga Stoßflug dort nicht allein sind. Wenn da wirklich Stasi-Offiziere ausgebildet worden sind, dann hatte die Schule einen verdammt großen Zulauf, davon kannst du ausgehen. Es gibt Leute, die sich darum gerissen haben, beim Stasi mitmachen zu dürfen.«
    »Du gehst demnach von Vampiren aus?«
    »Unbedingt.«
    »Jetzt wäre es von Vorteil, wenn du mir eine ungefähre Anzahl nennen könntest.«
    »Kann ich aber nicht.«
    Ich verspürte Durst. Es war für Vampire noch dunkel genug. »Komm, laß uns noch einen Kaffee trinken, den brauche ich jetzt einfach.«
    Schräg gegenüber befand sich eine Bäckerei, in der auch Kaffee ausgeschenkt wurde.
    Bis zum Feierabend war es noch eine Stunde Zeit. Ich schaute zum Himmel. Graue Lichtmuster breiteten sich aus und verdunkelten sich immer mehr, je breiter die Finsternis vorstieß.
    Harry betrat als erster die Bäckerei. Man hatte drei Stehtische aufgestellt, wo Kaffee getrunken werden konnte. Ich spendierte die beiden Tassen.
    Wir tranken langsam, hingen unseren Gedanken nach. Die Tassen waren schnell leer.
    Harry holte zwei neue.
    »Wie fühlst du dich?« fragte ich, als er die beiden Gefäße abstellte.
    »Wie ein Soldat, der weiß, daß es irgendwann losgeht, ohne daß er den genauen Zeitpunkt kennt. Ich wünschte mir,
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